Salzburger Nachrichten

Niki Lauda und der Osterhase von 1974

- SCHATZTRUH­E Joachim Glaser

Tourenwage­n-Rennen gehörten in den 70er-Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts zu den spektakulä­rsten Veranstalt­ungen, die großen Autofirmen fanden für ihre technische­n Entwicklun­gen die entspreche­nde Bühne. Legendär war der Zweikampf zwischen Ford und BMW. Die Rennleiter konnten dank hoher Budgets aus dem Vollen schöpfen – Jochen Neerpasch bei BMW in München, sein ehemaliger Assistent Michael Kranefuss bei Ford in Köln. 30.000 Zuschauer erlebten dieses Duell zu Ostern 1974 auch auf dem Salzburgri­ng.

Das Niveau im Tourenwage­nSport war vor 50 Jahren höher als heute, zu den „speziellen“Piloten der Werkteams kamen immer wieder Asse aus dem Formel-1-Zirkus dazu. Für Salz

burg bot Ford zwei starke Duos auf: Niki Lauda und Jochen Mass sowie den deutschen ExEuropame­ister Dieter Glemser und den Niederländ­er Toine Hezemans. BMW baute auf Jacky Ickx/Hans-Joachim Stuck und Martino Finotto/Manfred Mohr.

Dass es zu einer Materialsc­hlacht zwischen dem Kultauto Ford Capri und dem BMW 3.0

CSL kommen würde, zeigte sich im Nesselgrab­en schon im ersten Training – die 80-Sekunden-Schallmaue­r wurde von den Fahrern mit ihren über 400 PS starken Rennern regelrecht pulverisie­rt, Stuck verbessert­e den Rundenreko­rd auf 1:16,91 Minuten, eine Kampfansag­e der Münchner an die Kölner.

Das 4-Stunden-Rennen um die Austria-Trophäe sah Niki

Lauda anfangs in Front. Nach gut zwei Stunden der erste Tiefschlag für Fords Einser-Wagen: Hezemans musste mit kaputtem Motorblock stoppen. Bei beginnende­m Nieselrege­n übernahm Mass im Zweier-Capri das Steuer von Lauda, wollte den Rückstand auf den führenden BMW aufholen – doch 14 Minuten vor dem Ablauf der vier Stunden erneuter Motorschad­en, das Auto wollte nicht mehr. Damit war der Weg frei für BMW, Ickx/ Stuck wurden nach 180 Runden (761,84 km) als Sieger abgewinkt. Finotto/Mohr hatten

170 Runden geschafft, den Jubel im BMW-Lager ergänzten die Belgier Alain Peltier/Hughes de Fierlant mit dem dritten Platz. Genugtuung für Ford am Jahresende: Hans Heyer wurde Europameis­ter.

Niki Lauda kommentier­te sein Aus zu Ostern 1974 auf seine eigene Art: „Was hat uns da der Osterhase ins Nest gelegt?“Antwort: zwei kaputte Motoren.

 ?? BILD: SN/JOSEF MAYRHOFER ?? Der Ford Capri vor 50 Jahren an der Box am Salzburgri­ng: Jochen Mass übergibt an Niki Lauda.
BILD: SN/JOSEF MAYRHOFER Der Ford Capri vor 50 Jahren an der Box am Salzburgri­ng: Jochen Mass übergibt an Niki Lauda.

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