„Personalnot? Da wirst du eben erfinderisch“
Im Arbeitsumfeld des Öffi-Personals gibt es Verbesserungen. Das betrifft Dienstzeiten und manchmal auch ganz simple Umgangsformen.
SALZBURG. Vor knapp drei Wochen machte die Gewerkschaft vida gemeinsam mit Klimaaktivisten in Salzburg auf verbesserungswürdige Umstände im Arbeitsumfeld von Buslenkerinnen und -lenkern aufmerksam. Am Mittwoch konnte Salzburgs vidaChef Friedrich Schinagl unter einige dieser Punkte nun ein „erledigt“setzen.
Die Gewerkschaft wollte, dass der Verkehrsverbund seine Ausschreibungskriterien zugunsten des fahrenden Personals abändert. Nach „einem sehr zufriedenstellenden Gespräch“(Schinagl) bei LH-Vize Stefan Schnöll (ÖVP) und Johannes Gfrerer, Geschäftsführer des dem Land Salzburg gehörenden Verkehrsverbunds, wird dies nun auch umgesetzt.
Das heißt: Bei der nächsten Ausschreibung von Buslinien müssen die teilnehmenden Firmen etwa eine Fünf-Tage-Woche statt sechs Tagen gewährleisten. Es darf auch keine geteilten Dienste mit bislang unbezahlten Pausen zwischen den Blöcken mehr geben.
Schnöll sagte nach dem Gespräch, das oberste Ziel sei gewesen, Streiks zu verhindern und die Attraktivität des Berufs zu steigern. Unmittelbar betroffen sind rund 700 Personen (davon 93 Frauen) im Fahrdienst der Regionalbusse
Umsetzen müssen das ohnehin die Firmen. In Salzburg-Maxglan leitet Hermann Häckl als Geschäftsführer die Geschicke bei Albus. Auch dieser Betrieb blieb von der Personalkrise nicht verschont, „und da wirst du eben erfinderisch“, sagt Häckl. So war Albus ein Vorreiter einer Maßnahme, die nun am Mittwoch auf Landesebene fixiert wurde: die Übernahme der Kosten des Busführerscheins.
Den zahlt jetzt der Verkehrsverbund jenen Neulingen, die einen Öffi-Bus lenken wollen.
Häckl: „Zu meiner Zeit hat der 5000 Schilling gekostet. Das war auch viel Geld. Jetzt kostet das 2500 Euro aufwärts. Welcher 20Jährige hat schon so viel Geld?“
Bei Albus habe die Maßnahme gefruchtet: „29 haben bei uns den Führerschein gemacht, 14 sind in Ausbildung.“
Der Führerschein ist nur ein Teil eines Pakets, das ein Arbeitsumfeld
behaglicher macht. Häckl: „Bei uns im Betrieb gibt es zum Beispiel kein ,Sie‘ mehr, alle dürfen, müssen aber nicht, per ,Du‘ sein.“Die Rückmeldungen seien sehr positiv.
Land und Gewerkschaft wollen auch Sozial- und Sanitärräume an Endstationen einrichten. Um rund 500.000 Euro bekommen die Regionalbusse zudem moderne Ticketausgabegeräte, die für die Lenker einfacher bedienbar sind. Das solle den Stress mindern, Fahrpläne einzuhalten, sagte Gfrerer.
Gewerkschafter Schinagl sieht die Entwicklung auf einen guten Weg gebracht. Ein vor drei Wochen von ihm vorgebrachter Kritikpunkt ist aber noch nicht abgearbeitet: „Das Einstiegsgehalt von 2773 Euro brutto im Monat ist zwar gut, aber es gibt dann keine weiteren Lohnsprünge.“
Das ist aber eine Sache von KVVerhandlungen.
„Bei uns im Betrieb gibt es kein ,Sie‘ mehr, alle dürfen per ,Du‘ sein.“Hermann Häckl, GF Albus (Bild: SN/ROBERT RATZER)