Abschied in Würde: Neuer Raum für rituelle Waschungen
SALZBURG-STADT. In den vergangenen fünf Jahren wurden auf dem Kommunalfriedhof im Schnitt 15 Muslime pro Jahr bestattet. Auf dem dafür vorgesehenen Friedhofsteil sind die Grabsteine nach Mekka ausgerichtet, der heiligsten Stadt im Islam.
Ein wichtiger Teil einer muslimischen Bestattung ist die rituelle Waschung der Verstorbenen. In einem Nebenflügel der Aussegnungshalle auf dem Kommunalfriedhof wurde nun ein neuer ritueller Waschraum eingerichtet. Er soll Muslimen eine ihrer Trauerkultur entsprechende Verabschiedung ermöglichen. Da es sich um einen würdevollen Ort handeln solle, sei besonders auf Qualität und ein pietätvolles Erscheinungsbild geachtet worden, heißt es in der Presseaussendung der Stadt.
Der Raum selbst wurde vom Salzburger Steinmetzmeister Raimund Fuchs mit hochwertigem Gebhartser Syenit ausgestattet, der im Norden Niederösterreichs abgebaut wird.
Das zentrale Element ist der polierte Waschtisch. Er wurde aus einem Stück Naturstein gefertigt und wiegt rund 3,6 Tonnen. Den Angehörigen
steht ein eigener Warteraum zur Verfügung, in dem sie sich auf die rituelle Waschung vorbereiten können.
Muslime halten sich bei einer rituellen Reinigung an genaue Vorgaben. Wenn möglich, soll die Waschung einer Frau von einer Frau und die eines Mannes von einem Mann durchgeführt werden. Auch eine gewisse Reihenfolge soll eingehalten werden.
Danach wird der Leichnam in Leinentücher gehüllt und traditionell im Islam noch am selben Tag bestattet. In Österreich müssen allerdings bis zur Beisetzung mindestens 48 Stunden vergehen. Auch die Totenbeschau
durch einen Arzt ist vorgeschrieben. Daher finden muslimische Begräbnisse in Österreich meist am dritten Tag nach dem Tod statt. Die Verstorbenen werden auf der rechten Seite liegend mit Blick nach Mekka begraben. Im Islam werden die Toten traditionell ohne Sarg beerdigt. Da in Österreich Sargpflicht herrscht, wählen viele Muslime noch die Überführung in die (alte) Heimat. Ein weiterer Grund für eine Rückführung ist, dass Gräber im Islam nicht mehrfach belegt werden dürfen.
Feuerbestattungen, die in Österreich immer beliebter werden, sind im Islam unüblich.