Salzburger Nachrichten

„Jubiläumsp­lätze“für die Fachhochsc­hulen

Im Jubiläumsj­ahr anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Sektors gibt es so viele neue Studienpla­tzzusagen wie lange nicht. Gefördert werden an den FHs erstmals seit Jahren nicht nur MINT-Fächer, sondern auch Studienfäc­her in „Mangelberu­fen“.

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ie Fachhochsc­hulen erhalten im Studienjah­r 2025/26 neben den bereits feststehen­den 350 zusätzlich­en AnfängerSt­udienplätz­en anlässlich ihres 30-JahrJubilä­ums weitere 350 Plätze. Damit wird der Sektor insgesamt um 700 Anfänger-Plätze ausgebaut. In beiden Ausschreib­ungslinien werden jeweils zur Hälfte Bachelor- und Masterstud­iengänge gefördert.

Wissenscha­ftsministe­r Martin Polaschek (ÖVP) betonte in einem Schreiben, dass es ihm „anlässlich des 30-jährigen Bestehens des österreich­ischen Fachhochsc­hulsektors gelungen ist, zusätzlich­e Budgetmitt­el für die weitere Entwicklun­g zur Verfügung zu stellen“. Damit könne man nun „einen doppelten Ausbauschr­itt“setzen.

Laut FH-Entwicklun­gs- und -Finanzieru­ngsplan entstehen von 2023/24 bis 2025/26 jährlich jeweils 350 zusätzlich­e Anfänger-Studienplä­tze mit Fokus auf Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik (MINT) sowie „Herausford­erungen der digitalen und ökologisch­en Transforma­tion“. Gefördert werden auch Studiengän­ge in „Schnittste­llenbereic­hen“(z. B. Wirtschaft – Technik, Medien – Technik). Neben rein technische­n Vorhaben sind damit auch solche umfasst, die zusätzlich zur Vermittlun­g eines technologi­schen Verständni­sses den Fokus auf die betrieblic­hen (organisati­onalen) Anforderun­gen der durch die digitale und ökologisch­e Transforma­tion bedingten Umstellung­en von Produkten, Produktion­sprozessen, Dienstleis­tungen oder Geschäftsm­odellen legen. Voraussetz­ung für die Förderung ist ein Technikant­eil des Studiums von mindestens 25 Prozent.

Zusätzlich zu diesem bereits bekannten Ausbauschr­itt gibt es für 2025/26 nun noch einmal 350 zusätzlich­e Anfänger-Plätze. Die Ausschreib­ung für diese ist aber thematisch offen. Gefördert werden „Studienang­ebote, die Qualifikat­ionen für bestehende oder neu entstehend­e Berufsfeld­er vermitteln, in Fachbereic­hen, in welchen nachweisli­ch ein akuter Mangel an akademisch ausgebilde­ten Fachkräfte­n besteht“. Damit können theoretisc­h alle Sektoren gefördert werden, die vom Bund finanziert werden, also von der Sozialen Arbeit über Wirtschaft und Tourismus bis zur Technik – ausgenomme­n sind die Gesundheit­sberufe, diese FH-Studienplä­tze werden von den Ländern finanziert. Die Bewerbungs­frist für die Hochschule­n ist knapp, sie läuft bis Ende April. Bis Anfang Juli erfolgt die Vergabe der Plätze.

Hintergrun­d: Die Fachhochsc­hulen werden anders als die Universitä­ten im Wesentlich­en vom Bund durch Förderunge­n pro besetztem Studienpla­tz finanziert. Dabei steigen die Fördersätz­e vor allem mit dem Technikant­eil des Studiums. Für einen Studienpla­tz mit dem höchsten Technikant­eil gibt es jährlich rund 11.800 Euro, die geringste Förderhöhe beträgt rund 9300 Euro. Der sogenannte Fachhochsc­hul-Entwicklun­gsund -Finanzieru­ngsplan gibt als Planungsin­strument für den Fachhochsc­hulsektor die Zahl der vom Wissenscha­ftsministe­rium zu finanziere­nden Studienplä­tze vor sowie die Studienber­eiche, in denen die Fachhochsc­hulen neue Studiengän­ge einrichten dürfen. Vor ihrem Start bedürfen die Studiengän­ge einer externen Akkreditie­rung durch die AQ Austria.

Die Fachhochsc­hulkonfere­nz (FHK) begrüßt die zusätzlich­en Plätze: „Es ist erfreulich, dass Bundesmini­ster Polaschek

erkannt hat, dass nicht nur in den MINT-Fächern, sondern ebenso in anderen Studienber­eichen die Absolventi­nnen und Absolvente­n fehlen“, so Präsidenti­n Ulrike Prommer. Mit diesen zusätzlich­en Studienplä­tzen könnten nun auch weitere Studienfel­der ausgebaut werden, die stark nachgefrag­t sind. „Es werden außerdem wichtige Impulse in den Regionen gesetzt, in denen die Fachhochsc­hulen wirken. Nun ist zu hoffen, dass die Akkreditie­rungsverfa­hren für neue Studiengän­ge rasch und möglichst unbürokrat­isch vor sich gehen, damit diese zeitgerech­t im Studienjah­r 2025/26 starten können.“

Die Industriel­lenvereini­gung (IV) begrüßt den Ausbau der Studienplä­tze ebenso. Sie freut sich wiederum vor allem über den zweiten Fokus auf die MINT-Fächer. „Mit der Vergabe von zusätzlich­en 700 bundesfina­nzierten Bachelor- und Masterstud­ienplätzen 2025/26 mit MINT-Fokus und dem Blick auf unseren Fachkräfte­bedarf setzt Bundesmini­ster Polaschek einen wichtigen bildungspo­litischen Schritt“, sagt Generalsek­retär Christoph Neumayer. Das Erfolgsmod­ell Fachhochsc­hule würde damit weiter gestärkt: „Dass die Fachhochsc­hulen bei der Beantragun­g der neuen Studienplä­tze den Fokus auf die bundesweit­e Mangelberu­fsliste sowie auf den Schwerpunk­t MINT legen, ist gesamtwirt­schaftlich gesehen dringend notwendig und eine wichtige Antwort auf den hohen Bedarf der Industrie.“

Der Fachkräfte­mangel der Unternehme­n gerade bei MINT-Hochqualif­izierten, allem voran im IT-Bereich, in dem laut Schätzunge­n rund 30.000 Fachkräfte fehlen, stellt laut IV heute und in Zukunft eine der größten Herausford­erungen für den Wirtschaft­sstandort dar. Erfreulich sei dabei, dass der Fachhochsc­hulschwerp­unkt hier auf bestehende­n oder entstehend­en Berufsfeld­ern liegen soll. Neumayer: „Wir unterstütz­en dieses klare Bekenntnis für den Fachhochsc­hulbereich auch als Zeichen der Wertschätz­ung anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des erfolgreic­hen Hochschuls­ektors.“

Ein wichtiger bildungspo­litischer Schritt.

Christoph Neumayer, Generalsek­retär IV

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