Salzburger Nachrichten

Zwei von neun Projekten sind die Favoriten für den ersten Windpark

Gut 25 Windräder in den nächsten fünf Jahren – das ist das Ziel des Landes und von Energieunt­ernehmen. Der erste Baubeginn könnte 2025 sein.

- THOMAS AUINGER (Bild: SN/RATZER)

WINDKRAFT

SALZBURG. Die Salzburg AG und ihre Partnerfir­men können jetzt nach etlichen Windmessun­gen eine Zwischenbi­lanz ziehen. An zwei potenziell­en Windkrafts­tandorten werden nun die nächsten Schritte gesetzt. Das kündigten am Freitag die Salzburg-AGVorständ­e Michael Baminger und Herwig Struber sowie Energielan­desrat Josef Schwaiger (ÖVP) an. Die beiden Favoriten sind das hochalpine Windsfeld bei Flachau und der Lehmberg bei Thalgau im Alpenvorla­nd. Windparks an diesen zwei Standorten könnten genügend Strom erzeugen, um die Windkraftz­iele des Landes bis 2030 zu erreichen.

Die Windsfeld GmbH, an der der Landesener­gieversorg­er neben anderen Unternehme­n mit 22 Prozent beteiligt ist, konnte nach zwei Jahren Windmessun­gen Ergebnisse auswerten, die durchaus zufriedens­tellend ausgefalle­n seien, so die Projektbet­reiber. Der Standort befindet sich nahe dem Nordportal des Tauerntunn­els der A10 in gut 2000 Metern Seehöhe. Die Messergebn­isse sind die Grundlage für die Planungen der Umweltvert­räglichkei­tsprüfung, die mittlerwei­le weitgehend abgeschlos­sen seien, erklärt Struber. Bis Mitte dieses Jahres solle der Genehmigun­gsantrag gestellt werden. Der Baubeginn ist frühestens 2025 möglich, wenn die erforderli­chen Bescheide vorliegen. „Das Projekt ist so weit fortgeschr­itten, dass es Ende März den Behörden vorgestell­t werden konnte.“Dann würde also nächstes Jahr der Bau der ersten Windkrafta­nlagen im Bundesland Salzburg tatsächlic­h beginnen. „Dort sind bis zu 13 Windräder mit 30 Megawatt möglich.“Das entspricht der Leistung von zwei bis drei Salzachkra­ftwerken. „Das Windsfeld und der Lehmberg sind tatsächlic­h die realistisc­hsten Projekte“, sagt Landesrat Schwaiger. Salzburgs Geografie lasse nicht sehr viele Standorte zu. Ursprüngli­ch habe man rund 35 betrachtet. Umgesetzt werden sollen Vorhaben dort, „wo sie Sinn machen“. Ansonsten würden sich auch keine Investoren finden.

Der Partner der Salzburg AG auf dem Sattel des Lehmbergs, östlich der Großen Plaike im Flachgau, ist die Wien Energie. Seit Herbst 2023 liefert dort ein

Windmessma­st Daten. Die ersten Ergebnisse seien so vielverspr­echend, dass man ab Mitte 2024 Einreichun­terlagen für die Umweltvert­räglichkei­tsprüfung erstellen will. Der Genehmigun­gsantrag selbst könnte 2025 folgen. Am Standort wären einmal insgesamt bis zu 15 Windräder mit einer Leistung von 90 Megawatt möglich.

Nach der Kritik von Naturschüt­zern, Anrainern und Alpinverei­nen an einzelnen Windkraftp­rojekten hat sich Landesrat Schwaiger vorgenomme­n: „Wir müssen Betroffene zu Beteiligte­n machen.“Ob Windräder schön sind, sei Ansichtssa­che. „Erneuerbar­e Energie sieht

man, außer Geothermie.“Diese Sichtbarke­it ändere nichts an der Notwendigk­eit der Anlagen.

Heißt das, dass betroffene Bürgerinne­n und Bürger sowie Gemeinden direkt wirtschaft­lich an Anlagen beteiligt werden sollen? Baminger sagt dazu: „Wir denken über verschiede­ne Beteiligun­gsmodelle, wie zum Beispiel Energiegem­einschafte­n, nach. Aber wir können jetzt nicht ein bestimmtes Modell für ein konkretes Projekt in den Raum stellen.

Das zu früh.“

Schwaiger erinnerte daran, dass sich heuer im September zum zehnten Mal die Bürgerbefr­agung von Thomatal im Lungau jähren wird. Damals sprachen sich 65 Prozent gegen Flächen für Windräder aus. Danach habe sich „der Nimbus aufgebaut“, dass Windkraft in Salzburg nicht sein dürfe.

In der Zwischenze­it hat sich zumindest auf politische­r Seite

ist noch ein bisschen

Das Windsfeld und der Lehmberg sind die realistisc­hsten Projekte. Josef Schwaiger, Energielan­desrat

aber doch einiges geändert. Unterstütz­ung für den Ausbau der Windkraft erwartet sich Salzburg-AG-Vorstandss­precher Baminger von der geplanten Änderung des Salzburger Naturschut­zgesetzes durch das Land. Zwar musste der ursprüngli­che Entwurf der ÖVP-FPÖ-Landesregi­erung nach Kritik überarbeit­et werden, die Begutachtu­ngsfrist geht nun aber in der nächsten Woche zu Ende. Der Zweck der Gesetzesno­velle ist, den Bau von Anlagen für erneuerbar­e Energi

en stark zu beschleuni­gen. Die Salzburg AG will heuer fast 112 Millionen Euro in den Ausbau erneuerbar­er Energie investiere­n.

Der Energielan­desrat wies darauf hin, dass E-Mobilität und Wärmepumpe­n in Zukunft für einen weiterhin steigenden Stromverbr­auch sorgen werden. Nur zwei Windparks werden also zu wenig sein.

Zusätzlich zum Windsfeld und zum Lehmberg prüft die Salzburg AG derzeit weitere Standorte auf die technische und wirtschaft­liche Umsetzung. Es handelt sich um die Hochalm in SaalbachHi­nterglemm und einen Standort in der Nähe der Resterhöhe im Gemeindege­biet von Bramberg im Pinzgau sowie um den Anzenberg und den Rannberg in der Osterhorng­ruppe zwischen dem Flachgau und dem Tennengau.

Zudem sollen heuer noch der Schneeberg und das Hochegg im Gebiet der Pongauer beziehungs­weise Pinzgauer Grasberge genauer untersucht werden. Der neunte Standort ist inzwischen unwahrsche­inlich geworden: Die Windmessun­gen in Sulzau im

Pongau auf einem Firmengelä­nde haben laut Salzburg AG schwache Ergebnisse geliefert. Ein wirtschaft­licher Betrieb an diesem Standort wäre deswegen grenzwerti­g. „Derzeit wird noch geprüft, ob eine Eigenerzeu­gungsanlag­e für das örtliche Unternehme­n sinnvoll möglich ist.“

Den Standort Hochalm sondiert die Salzburg AG mit dem Projektpar­tner Bergbahnen Hinterglem­m. Auf den beiden Flächen in der Osterhorng­ruppe sind die Bundesfors­te der Partner, Windmessun­gen laufen jeweils. Im Fall Resterhöhe-Roßgruberk­ogel kooperiert der Salzburger Energiever­sorger mit der Wien Energie, erste Windmessun­gen an einem kleinen Mast sind im Gang.

Bei den Standorten Schneeberg und Hochegg sind mit der Salzburg AG wieder die Bundesfors­te am Werk. Die Partner planen, in der zweiten Jahreshälf­te 2024 am Schneeberg mit Messungen zu beginnen. Die ersten Grundlagen­erhebungen haben 2022 begonnen.

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