Zwei von neun Projekten sind die Favoriten für den ersten Windpark
Gut 25 Windräder in den nächsten fünf Jahren – das ist das Ziel des Landes und von Energieunternehmen. Der erste Baubeginn könnte 2025 sein.
WINDKRAFT
SALZBURG. Die Salzburg AG und ihre Partnerfirmen können jetzt nach etlichen Windmessungen eine Zwischenbilanz ziehen. An zwei potenziellen Windkraftstandorten werden nun die nächsten Schritte gesetzt. Das kündigten am Freitag die Salzburg-AGVorstände Michael Baminger und Herwig Struber sowie Energielandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) an. Die beiden Favoriten sind das hochalpine Windsfeld bei Flachau und der Lehmberg bei Thalgau im Alpenvorland. Windparks an diesen zwei Standorten könnten genügend Strom erzeugen, um die Windkraftziele des Landes bis 2030 zu erreichen.
Die Windsfeld GmbH, an der der Landesenergieversorger neben anderen Unternehmen mit 22 Prozent beteiligt ist, konnte nach zwei Jahren Windmessungen Ergebnisse auswerten, die durchaus zufriedenstellend ausgefallen seien, so die Projektbetreiber. Der Standort befindet sich nahe dem Nordportal des Tauerntunnels der A10 in gut 2000 Metern Seehöhe. Die Messergebnisse sind die Grundlage für die Planungen der Umweltverträglichkeitsprüfung, die mittlerweile weitgehend abgeschlossen seien, erklärt Struber. Bis Mitte dieses Jahres solle der Genehmigungsantrag gestellt werden. Der Baubeginn ist frühestens 2025 möglich, wenn die erforderlichen Bescheide vorliegen. „Das Projekt ist so weit fortgeschritten, dass es Ende März den Behörden vorgestellt werden konnte.“Dann würde also nächstes Jahr der Bau der ersten Windkraftanlagen im Bundesland Salzburg tatsächlich beginnen. „Dort sind bis zu 13 Windräder mit 30 Megawatt möglich.“Das entspricht der Leistung von zwei bis drei Salzachkraftwerken. „Das Windsfeld und der Lehmberg sind tatsächlich die realistischsten Projekte“, sagt Landesrat Schwaiger. Salzburgs Geografie lasse nicht sehr viele Standorte zu. Ursprünglich habe man rund 35 betrachtet. Umgesetzt werden sollen Vorhaben dort, „wo sie Sinn machen“. Ansonsten würden sich auch keine Investoren finden.
Der Partner der Salzburg AG auf dem Sattel des Lehmbergs, östlich der Großen Plaike im Flachgau, ist die Wien Energie. Seit Herbst 2023 liefert dort ein
Windmessmast Daten. Die ersten Ergebnisse seien so vielversprechend, dass man ab Mitte 2024 Einreichunterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung erstellen will. Der Genehmigungsantrag selbst könnte 2025 folgen. Am Standort wären einmal insgesamt bis zu 15 Windräder mit einer Leistung von 90 Megawatt möglich.
Nach der Kritik von Naturschützern, Anrainern und Alpinvereinen an einzelnen Windkraftprojekten hat sich Landesrat Schwaiger vorgenommen: „Wir müssen Betroffene zu Beteiligten machen.“Ob Windräder schön sind, sei Ansichtssache. „Erneuerbare Energie sieht
man, außer Geothermie.“Diese Sichtbarkeit ändere nichts an der Notwendigkeit der Anlagen.
Heißt das, dass betroffene Bürgerinnen und Bürger sowie Gemeinden direkt wirtschaftlich an Anlagen beteiligt werden sollen? Baminger sagt dazu: „Wir denken über verschiedene Beteiligungsmodelle, wie zum Beispiel Energiegemeinschaften, nach. Aber wir können jetzt nicht ein bestimmtes Modell für ein konkretes Projekt in den Raum stellen.
Das zu früh.“
Schwaiger erinnerte daran, dass sich heuer im September zum zehnten Mal die Bürgerbefragung von Thomatal im Lungau jähren wird. Damals sprachen sich 65 Prozent gegen Flächen für Windräder aus. Danach habe sich „der Nimbus aufgebaut“, dass Windkraft in Salzburg nicht sein dürfe.
In der Zwischenzeit hat sich zumindest auf politischer Seite
ist noch ein bisschen
Das Windsfeld und der Lehmberg sind die realistischsten Projekte. Josef Schwaiger, Energielandesrat
aber doch einiges geändert. Unterstützung für den Ausbau der Windkraft erwartet sich Salzburg-AG-Vorstandssprecher Baminger von der geplanten Änderung des Salzburger Naturschutzgesetzes durch das Land. Zwar musste der ursprüngliche Entwurf der ÖVP-FPÖ-Landesregierung nach Kritik überarbeitet werden, die Begutachtungsfrist geht nun aber in der nächsten Woche zu Ende. Der Zweck der Gesetzesnovelle ist, den Bau von Anlagen für erneuerbare Energi
en stark zu beschleunigen. Die Salzburg AG will heuer fast 112 Millionen Euro in den Ausbau erneuerbarer Energie investieren.
Der Energielandesrat wies darauf hin, dass E-Mobilität und Wärmepumpen in Zukunft für einen weiterhin steigenden Stromverbrauch sorgen werden. Nur zwei Windparks werden also zu wenig sein.
Zusätzlich zum Windsfeld und zum Lehmberg prüft die Salzburg AG derzeit weitere Standorte auf die technische und wirtschaftliche Umsetzung. Es handelt sich um die Hochalm in SaalbachHinterglemm und einen Standort in der Nähe der Resterhöhe im Gemeindegebiet von Bramberg im Pinzgau sowie um den Anzenberg und den Rannberg in der Osterhorngruppe zwischen dem Flachgau und dem Tennengau.
Zudem sollen heuer noch der Schneeberg und das Hochegg im Gebiet der Pongauer beziehungsweise Pinzgauer Grasberge genauer untersucht werden. Der neunte Standort ist inzwischen unwahrscheinlich geworden: Die Windmessungen in Sulzau im
Pongau auf einem Firmengelände haben laut Salzburg AG schwache Ergebnisse geliefert. Ein wirtschaftlicher Betrieb an diesem Standort wäre deswegen grenzwertig. „Derzeit wird noch geprüft, ob eine Eigenerzeugungsanlage für das örtliche Unternehmen sinnvoll möglich ist.“
Den Standort Hochalm sondiert die Salzburg AG mit dem Projektpartner Bergbahnen Hinterglemm. Auf den beiden Flächen in der Osterhorngruppe sind die Bundesforste der Partner, Windmessungen laufen jeweils. Im Fall Resterhöhe-Roßgruberkogel kooperiert der Salzburger Energieversorger mit der Wien Energie, erste Windmessungen an einem kleinen Mast sind im Gang.
Bei den Standorten Schneeberg und Hochegg sind mit der Salzburg AG wieder die Bundesforste am Werk. Die Partner planen, in der zweiten Jahreshälfte 2024 am Schneeberg mit Messungen zu beginnen. Die ersten Grundlagenerhebungen haben 2022 begonnen.