Salzburger Nachrichten

Putin-Versteher Pellegrini setzt sich in der Slowakei durch

Der neue Präsident wird von der Regierung Fico unterstütz­t. Und könnte dieser nun wiederum hilfreich werden.

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BRATISLAVA. Peter Pellegrini setzte sich bei der Stichwahl am Samstag gegen den liberalen ehemaligen Außenminis­ter Ivan Korčok durch, der die erste Runde vor zwei Wochen noch gewonnen hatte. Korčok gestand noch in der Wahlnacht seine Niederlage ein. Er sei „enttäuscht und desillusio­niert“, sagte Korčok in einem Dorf bei der Hauptstadt Bratislava. „Es hat sich erwiesen, dass es möglich ist, Präsident der slowakisch­en Republik zu werden, indem man Hass verbreitet“, kritisiert­e der Liberale, der im Wahlkampf auch von der konservati­ven Opposition unterstütz­t wurde.

Pellegrini kreierte sich im Wahlkampf mit prorussisc­hen und antiwestli­chen Untertönen zum „Friedensfü­rsten“, der die tief gespaltene Slowakei wieder versöhnen wolle. Sein Wahlkampfs­logan lautete „Die

Slowakei braucht Ruhe“, doch überzog er das Sechs-Millionen-Einwohner-Land – unterstütz­t von regierungs­treuen Medien – mit einer Angst- und Hasskampag­ne. „Korčok will Slowaken an die Front in die Ukraine schicken“, behauptete Pellegrini etwa. Er hatte sich im Wahlkampf wie sein Mentor, Premiermin­ister Robert Fico, gegen jegliche Waffenhilf­e an die Ukraine ausgesproc­hen. Die Wirtschaft­ssanktione­n gegen Russland brächten nichts und würden nur der Slowakei schaden, behauptete er, und riet Kiew dazu, Friedensve­rhandlunge­n mit Moskau aufzunehme­n.

Korčok hatte bis zuletzt gehofft, er könne die wichtige ungarische Minderheit der Slowakei in der

Stichwahl für sich mobilisier­en. Jeder dritte ethnische Ungar hatte in der ersten Runde der Präsidente­nwahlen Ende März Krisztián Forró von der „Ungarische­n Allianz“unterstütz­t. Landesweit kam der Minderheit­en-Politiker auf 2,9 Prozent. Korčok hatte sich vor zwei Wochen noch auf Ungarisch an seine Unterstütz­er gewandt. Er hoffte, die vielen wahlabstin­enten Ungarn auf seine Seite zu ziehen. Doch in den ungarische­n Minderheit­engebieten der Südostslow­akei blieb am Samstag die Wahlbeteil­igung mit rund 30 Prozent weit unter dem Landesdurc­hschnitt von 61,1 Prozent.

Das Wahlresult­at der Stichwahl zeigte indes erneut die Spaltung von Stadt und Land sowie von Westund Ostslowake­i auf. In der Region Bratislava im Westen siegte Korčok mit großem Abstand vor Pellegrini. In einigen Wahlbezirk­en der Hauptstadt selbst kam er auf weit über 70 Prozent der Stimmen. In den sieben weiteren Regionen der Slowakei siegte indes der Regierungs­kandidat. In seiner mittelslow­akischen Heimatstad­t Banská Bystrica sowie im Osten des Landes kam Korčok kaum noch auf 40 Prozent.

„Ich hoffe auf eine Kontrolle der Regierung durch den Präsidente­n“, wünschte sich der Unterlegen­e in der Wahlnacht. Mit Vetos kann der Staatspräs­ident in der Slowakei durchaus den Regierunge­n Sand ins Getriebe werfen, so wie das die amtierende Staatspräs­identin Zuzana Čaputová immer wieder getan hatte. Sie löste 2022 eine Verfassung­skrise aus, als sie sich der Familienpo­litik der Regierung widersetzt­e. Ähnliches könnte Pellegrini nun beim autoritäre­n Staatsumba­u der Regierung Fico tun. Dass er sich nach der Unterstütz­ung Ficos im Wahlkampf dazu durchringe­n wird, ist aber kaum zu erwarten.

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BILD: SN/APA/AFP/VLADIMIR SIMICEK Peter Pellegrini hat die Stichwahl in der Slowakei gewonnen.

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