Salzburger Nachrichten

Dominic Thiem: „Es geht langsam Richtung Zielgerade“

Noch nie war bei Österreich­s Tennisstar das Karriereen­de präsenter als nach der heftigen Quali-Pleite in Monte Carlo.

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Dass Dominic Thiem am Scheideweg seiner Karriere steht, war spätestens zu Jahresbegi­nn klar. Noch nie aber schien das Ende seiner Laufbahn so nah wie jetzt. Nach dem 1:6, 2:6 gegen Roberto Bautista Agut in der ersten Qualifikat­ionsrunde von Monte Carlo – wo er einst zu den Titelfavor­iten zählte – fand Österreich­s Tennisstar offene Worte, die tief blicken ließen.

„Wenn ich gewisse Ziele nicht erreiche, wird es mein letztes Jahr sein. Diese Meinung ändere ich auch nicht. Schauen wir, wie es am Ende des Jahres sein wird“, erinnerte Thiem an sein Jahresziel Top 50 nun auch im Fürstentum, wo er nicht die erste schmerzhaf­te Niederlage zu verdauen hatte. Vor einigen Wochen in Székesfehé­rvár 3:6, 4:6 gegen einen gewissen Daniel Michalski, Nummer 295 der Welt. Dann folgte ebenfalls auf der Challenger-Tour

gegen Lukas Neumayer in Zadar ein 1:6, 2:6, das einer Demütigung glich. Einem hart erkämpften Dreisatzsi­eg vergangene Woche in Estoril gegen einen biederen Maximilian Marterer folgten ein 4:6, 6:7(6) gegen Richard Gasquet und nun eben die Abfuhr gegen Bautista Agut – zwei ehemalige Weltklasse­spieler, die ihren Zenit aber schon überschrit­ten haben.

Außerdem hat Thiem nun erstmals erklärt, dass ihn sein Handgelenk so limitiert, dass er offenbar gar keine Hoffnung auf Besserung mehr hat. Die einst gefürchtet­e Vorhand mit einer nahezu unerreicht­en Kombinatio­n aus Geschwindi­gkeit und Topspin gehört endgültig der Vergangenh­eit an. „Das Handgelenk ist nicht mehr so geworden, wie es einmal war. Das ist bitter, aber ich muss es akzeptiere­n, dass ich nicht mehr der Spieler bin, der ich einmal war. Ich muss das Beste draus machen“, sagt Thiem.

Dass das bei Weitem nicht dem Anspruch eines Grand-Slam-Siegers genügt, ist selbsterkl­ärend. Warum er sich das antut, die daraus folgende Frage. „Man muss Mut und Leidenscha­ft haben – das hatte ich meine ganze Karriere. Das waren viele Jahre. Jetzt geht es wahrschein­lich langsam Richtung Zielgerade, und deshalb versuche ich, Mut und Leidenscha­ft noch einmal so hoch wie möglich zu halten.“

Mut zur Veränderun­g und einen Lerneffekt bezüglich seines Umfelds zeigt Thiem hingegen nicht. „Das Team ist gut, so wie es ist. Das ist top und wird jetzt auch so bleiben“, erteilt Thiem den vielen Fans und Experten eine Absage, die sich noch einmal einen verdienten Trainer an seiner Seite wünschen. Um bei seiner „letzten Chance“, wie er es selbst beschreibt, wirklich alles zu versuchen. Öffentlich wurde etwa immer wieder der Ruf nach einer Rückkehr zu Günter Bresnik laut. Thiems einstiger Mentor hatte zuletzt in seiner SN-Kolumne „Trainerbox“ein Comeback aus seiner Sicht auch nicht ausgeschlo­ssen.

Während Thiem seinen nächsten Versuch in München ab 15. April unternimmt, spielt Sebastian Ofner diese Woche in Monte Carlo. Nach einer knappen Auftaktnie­derlage zuletzt in Marrakesch, wo der Steirer trotz zweier Matchbälle Aleksandar Vukic (AUS) unterlag, trifft er bei seinem Debüt in Monaco auf Daniel Evans. Bei einem Sieg über den Briten würde der deutsche Star Alexander Zverev warten.

Ansonsten ist Österreich nur im Doppel durch Vorjahresf­inalist Sam Weissborn, der mit Lokalmatad­or Romain Arneodo versucht, seinen Coup von 2023 zu wiederhole­n, vertreten. Lucas Miedler/Alexander Erler, die in Marrakesch erst im Endspiel verloren, hoffen auf Absagen, die sie ins Teilnehmer­feld des Sandplatzk­lassikers bringen würden.

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BILD: SN/IMAGO/PORRU Gefragt, aber weiterhin Dominic Thiem. erfolglos:

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