So soll in Puch künftig regiert werden
KARIN PORTENKIRCHNER
Ein historischer Anlass steht am 9. April in Puch bevor: In der Gemeindevertretungssitzung um 19 Uhr wird die erste Tennengauer Bürgermeisterin – Barbara Schweitl von der SPÖ – von der ersten Tennengauer Bezirkshauptfrau Monika Vogl angelobt werden.
Dass es dazu kommen könnte, darauf hätte vor der Gemeindeund Bürgermeisterwahl am 10. März wohl kaum jemand gewettet. Immerhin war Bürgermeister Helmut Klose (69) von der ÖVP der längstdienende Ortschef des Tennengaus und hatte sich in den 25 Jahren noch nie in einer Stichwahl behaupten müssen.
Doch am 24. März entschieden sich die Pucher Wahlberechtigten mit 54 zu 46 Prozent für SPÖKandidatin Barbara Schweitl (58). Warum sie gewonnen hat? „Weil die Leute gemerkt haben: Es hört ihnen wieder jemand zu“, sagt Schweitl. Sie habe 1700 Haushalte persönlich besucht.
Rein rechnerisch dürfte Schweitl im zweiten Wahlgang jene Stimmen erhalten haben, die im ersten Durchgang auf den grünen Bürgermeisterkandidaten Markus Höpflinger entfielen. Er kam auf 14,7 Prozent der Stimmen. Schweitl legte im zweiten Wahlgang um 15,7 Prozentpunkte zu. „Ich war in jedem Wahlsprengel an erster Stelle, was mich sehr gefreut hat“, lautet ihr Kommentar. Welche Stimmen sie genau erhalten habe, sei in Wirklichkeit auch gar nicht mehr wichtig. „Ich werde mich sehr bemühen, mit viel Fleiß, Freude und Engagement an diese Aufgabe heranzugehen.“
Leicht dürfte es nicht werden: Die SPÖ hat nun zwar das Bürgermeisterinnenamt
erobert, muss aber gegen die ÖVP regieren, die mit zehn von 21 Mandaten die relative Mehrheit halten konnte. Die SPÖ bleibt wie bisher bei sieben Mandaten, die wieder gegründeten Grünen haben drei und die FPÖ erhält ein Mandat. Damit könnte diese künftig das Zünglein an der Waage sein. In der Gemeindevorstehung hat die
ÖVP künftig vier Sitze, die SPÖ drei und die Grünen einen.
Schweitl bezeichnet die Ausgangslage als „herausfordernd“. Die ÖVP sei nun 25 Jahre lang an den Hebeln der Macht gewesen und müsse sich umstellen. „Wir können alle ganz viel voneinander lernen und aufeinander zugehen. Und das werde ich auch einfordern. Ich hoffe, wir denken und entscheiden dann alle gemeinsam für Puch“, betont die designierte Bürgermeisterin.
Noch-Bürgermeister Klose hat die Amtsgeschäfte bereits an seinen bisherigen Vizebgm. Thomas Gimpl (SPÖ) übergeben. Dieser hatte in der Vergangenheit öfter mit der ÖVP gestimmt und kandidierte am 10. März nicht mehr. Die große Unbekannte ist derzeit, wer bei der ÖVP die zehn Mandate annehmen und wer Vizebürgermeister wird.
ÖVP-Ortsparteiobmann Thomas Mayrhuber gibt sich bedeckt: „Wir haben schon eine Entscheidung getroffen, aber die wird erst nach der Angelobung veröffentlicht.“Politischen Insidern zufolge haben Ortsparteiobmann Mayrhuber sowie Gemeinderat Ernst Sams gute Karten.
Was die Erklärungen für die Niederlage betrifft, scheint sich die Pucher ÖVP noch in einer Art Schockstarre zu befinden. Eine brummende Wirtschaft sowie eine gut ausgebaute Betreuung für Kinder und Senioren seien bisher immer Erfolgsgaranten gewesen. „Wir sind uns nicht ganz
„Ich hoffe, wir denken und entscheiden alle für Puch.“ „Wir sind uns nicht ganz sicher, warum wir verloren haben.“
sicher, woran es liegt, und werden Ursachenforschung betreiben“, sagt Mayrhuber.
Die künftige Bürgermeisterin will als erstes Projekt das System der „Orts-Sheriffs“ändern. Ein privater Wachdienst habe bisher etwa Parkplätze und die Hundeleinenpflicht kontrolliert. „So wie bisher wird das nicht weitergehen, ich werde mir die Verträge ansehen“, kündigt Schweitl an. Die Art und Weise der Kontrolle habe das Zusammenleben in Puch nämlich nicht erleichtert, sondern erschwert.