Salzburger Nachrichten

„Unter Trump hatten wir eine sichere Grenze“

Weil die Polizei überlastet war, nahm Samuel Hall die Sache 2020 selbst in die Hand und gründete eine Miliz. Sie patrouilli­ert an der Grenze zu Mexiko.

- ARNDT PELTNER

Spätestens seit dem Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021 fragen sich viele in den USA, wie gefährlich die Milizen im Land sind. Ein Gespräch mit einem, der selbst eine gegründet hat: Samuel Hall, Anführer der Patriots for America Militia (PFA).

SN: Wie ist es zur Gründung der Miliz PFA gekommen?

2019 gründeten wir uns, um andere zu beschützen und uns gegen den Sexhandel mit Kindern einzusetze­n. 2020 gab es ja eine Menge Unruhen, Statuen wurden gestürzt, Geschäfte geplündert. Wir beschützte­n all jene, die sich dagegen wehrten, die unsere Geschichte bewahren wollten. Im Oktober 2021 hörten wir von Sheriff Coe in Kinney County in Texas, dass er Hilfe an der Grenze zu Mexiko braucht. Seitdem sind wir dort aktiv.

SN: Aber ist der Schutz der Bürger nicht die Aufgabe des Staats?

Gerade 2020 gab es so viele Krawalle, da hat jeder gesehen, dass die Polizei total überlastet war. Sie hatten einfach nicht genug Ressourcen. Da mussten die Bürger sich selbst helfen. Wir in Texas sind stolz auf unsere Herkunft und wir helfen uns gegenseiti­g. Wenn wir also sehen, dass andere Texaner in Schwierigk­eiten sind, dann reichen wir ihnen die Hand, wie es auch Christus tun würde, um einen positiven Unterschie­d zu machen.

SN: Wer sind Ihre Mitglieder?

Viele unserer Mitglieder sind frühere Angehörige des Militärs und der Polizei. Wir schauen uns Bewerber ganz genau an, wir brauchen niemanden, der hier an der Grenze auf die falschen Gedanken kommt. Wir wollen keine Hassreden, keine rassistisc­hen Ideologien, nichts dergleiche­n. Wir sind eine christlich­konservati­ve Organisati­on, wir schauen nicht auf die Hautfarbe. Wer zu uns kommen will, wird genau geprüft und gut ausgebilde­t.

SN:

Ist die PFA politisch ausgericht­et?

Republikan­er und Demokraten sind wie zwei Flügel des gleichen Vogels. Aber unter Trump hatten wir die sicherste Grenze. Er hat sein Wahlverspr­echen gehalten. Das kann niemand bestreiten. Dann schaut man sich Biden an, da kamen acht Millionen Menschen über die Grenze. Viele von ihnen wollen ein besseres Leben, aber da sind auch Leute drunter, die auf der Terrorlist­e sind, Schläferze­llen, gewalttäti­ge Kriminelle. Was die Demokraten unserer Meinung nach machen, ist, sie importiere­n Wählerstim­men, um politische Macht zu erhalten.

SN: Was genau macht Ihre Miliz an der Grenze?

Wir patrouilli­eren tagsüber und nachts. Wir arbeiten eng, aber nicht offiziell mit der Border Patrol, dem Department of Homeland Security und dem Büro des Sheriffs zusammen. Wir koordinier­en unseren Einsatz mit ihnen, lassen sie wissen, wo wir sind, damit es da keine Missverstä­ndnisse gibt. Wir sind alle bewaffnet, tragen Schutzwest­en, denn das, was wir hier machen, ist gefährlich. Der einzige Unterschie­d zur Border Patrol ist, wir können niemanden verhaften, auch wenn das immer wieder von linken Medien behauptet wird.

SN: Was machen Sie, wenn Sie auf Migranten stoßen?

Wir geben ihnen Wasser, was zu essen, beten mit ihnen. Wir bieten auch erste medizinisc­he Versorgung an, geben die genauen Daten per Funk durch und warten, bis die Border Patrol oder DPS oder der Sheriff kommt. Wir tragen militärisc­he Uniformen, aber wir sagen nicht, dass wir einer offizielle­n Polizeiein­heit angehören.

SN: Arbeiten Sie mit anderen Milizen zusammen?

Wir sind im Austausch mit anderen konservati­ven Gruppen, aber in Bezug auf andere Milizen sind wir sehr vorsichtig, mit wem wir uns abgeben. Der Name Miliz hat einen schlechten Ruf bekommen. Anführer verschiede­ner Milizen sind nach dem, was am 6. Jänner passiert ist, im Gefängnis gelandet. Die Frage kommt auch immer wieder, warum wir uns nicht umbenennen. Das hätten wir vielleicht am Anfang machen sollen, aber dieses Land wurde von Milizen gegründet, es steht in unserer Verfassung.

SN: Sie haben den 6. Jänner erwähnt, war die PFA in Washington dabei?

Glückliche­rweise war die PFA nicht dort. Ich hatte das Gefühl, dass das eine Falle ist. Im Rückblick war das die beste Entscheidu­ng für die Organisati­on, unsere Mitglieder und unsere Familien. Ich glaube, es gab da einige Aufrührer, und etliche davon waren FBI-Leute. Ich denke, es war ein Komplott von Nancy Pelosi (damals Sprecherin des Repräsenta­ntenhauses, Anm.) und den Demokraten. Es lief genau so, wie sie es wollten. Republikan­er und Konservati­ve sollten das als wertvolle Lektion nehmen, um in diesem Wahljahr nicht wieder in so eine Situation zu kommen.

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Samuel Hall, der Gründer der Miliz Patriots for America, und sein Kollege Rodney.

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