Meister hat plötzlich ein Disziplinproblem
225 Strafminuten in den laufenden Play-offs sprechen eine deutliche Sprache – auch das muss in den weiteren Finalspielen anders werden.
Wenn ein Trainer in den Play-offs mehrmals die gleiche Problemzone ansprechen muss, dann handelt es sich wirklich um ein Problem: Bereits in der Semifinalserie gegen Bozen nahm Salzburg-Coach Oliver David seine Mannen in die Pflicht. „Wir müssen uns auf das fokussieren, was wir verändern können“, und er sprach damit Schiedsrichterentscheidungen an, durch die sich Salzburg aus dem Spiel bringen ließ oder mit Fouls reagierte. Fast wortgleich klang es Sonntag nach Finalspiel zwei gegen den KAC (2:5) in Salzburg. „Wir haben das Spiel verloren, weil wir uns zu viel mit unseren Emotionen und den Fouls und den Pfiffen danach beschäftigt haben.“
Aus den scheinbar immer souveränen Salzburgern ist in dieser Saison eine Mannschaft mit recht kurzer Zündschnur geworden. Unglaubliche 225 Strafminuten hat Salzburg in den laufenden Play-offs (14 Spiele) kassiert, der Spitzenwert. Auch wenn sich Salzburg und der KAC in den beiden Finalspielen nichts schuldig geblieben sind, so kassierten die Salzburger die großen Spieldauerstrafen durch Ryan Murphy und Benjamin Nissner, der vom Strafsenat am Montag aber nicht gesperrt wurde.
Die vielen Strafen sind das eine Problem, das Powerplay ist eine andere Problemzone. Auch wenn Salzburg statistisch 24,5 Prozent der Powerplays in den Play-offs bisher verwertet hat (zweitbester Wert nach Innsbruck), so gehen doch zu viele Überzahlspiele ohne Möglichkeiten vorüber – gegen den KAC vier in Folge im zweiten Drittel, in dem das Spiel von 1:1 auf 1:3 gekippt ist. Viele Strafen einerseits und viele ungenutzte Powerplay-Phasen andererseits bringen aber den Spielfluss völlig durcheinander. Solange mit 5:5 Spielern agiert wird, sind beide Teams auf Augenhöhe, bei den „Special Teams“(Überzahl, Unterzahl) agiert der KAC cleverer.
Emotionen werden aber auch bei der Finalfortsetzung Dienstag in Klagenfurt genug vorhanden sein. Dann sollte die Liga ein Schiedsrichtergespann stellen, das mehr versteckte Fouls sieht und ahndet als das Duo Trpimir Piragic/Ladislav Smetana am Sonntag – für die damit die Finalserie hoffentlich schon vorbei ist.
Dass Salzburg eine Antwort finden wird, das weiß auch KAC-Coach Kirk Furey. „Wir müssen bereit sein, denn Salzburg wird mächtig kommen.“Er war auf sein Team auch aus einem anderen Grund stolz: „Da war viel Chaos im Spiel und wir haben das ausgenutzt.“
Salzburg eben nicht.
Finale: Dienstag: Spiel 3: KAC – RB Salzburg (19.30, live Puls 24 und Joyn). Stand: 1:1.