Beyoncés Ausritt in die Countrymusik erntet Jubel und Kritik
Als erste afroamerikanische Künstlerin steht die Sängerin mit „Cowboy Carter“an der Spitze der Country-Hitparade.
Besser hat sich 2024 in den USA noch kein Album verkauft und häufiger ist heuer noch keine ihrer Platten gestreamt worden: Der April ist für Beyoncé ein Monat der Rekorde, wie das US-Magazin „Billboard“vorrechnet. Mit ihrem achten Studioalbum „Cowboy Carter“ist die US-Sängerin nicht nur auf Anhieb auf Platz 1 der Pophitparaden gelandet. Sie führt auch die Country-Charts an – als erste afroamerikanische Künstlerin.
Die Bestmarke hat umso höheren Stellenwert, weil sich das konservative Country-Genre mit Vielfalt und
Offenheit traditionell schwertut. Schlagzeilen machte das etwa im Jahr 2018: Damals galoppierte der afroamerikanische, homosexuelle Rapper Lil Nas X mit seinem Song „Old Town Road“in alle Charts. Aus der Hitparade der Hot Country Songs wurde der Ohrwurm im März 2019 aber gestrichen – mit der Begründung, dass Anspielungen auf Cowboys nicht reichen würden, um dem Genre zugerechnet zu werden.
Auch Beyoncés Album hat mit einer Zurückweisung zu tun: 2016 spielte sie bei den Country Music Awards ihren Song „Daddy Lessons“
gemeinsam mit den Dixie Chicks. Der Auftritt löste Kontroversen aus und befeuerte die Debatte über Rassismus in dem Genre.
Das Gefühl, nicht willkommen zu sein, habe sie dazu gebracht, „Cowboy Carter“aufzunehmen, sagte Beyoncé nun im Vorfeld der Albumveröffentlichung. Mit Cowboyhut und Amerika-Fahne ist die in Texas geborene Sängerin auf Promobildern zu sehen. Dennoch sei „Cowboy Carter“kein Countryalbum, sondern „ein Beyoncé-Album“.
Genau das wiederum trägt ihr neben den Rekorden auch Kritik ein, die diesmal nicht von orthodoxen Genre-Verfechtern kommt, sondern von einer Kollegin. In einem Kommentar, der im „Guardian“veröffentlicht wurde, tadelt Songschreiberin Yasmin Williams den glamourösen Ausritt der Popdiva. Anstatt ihre Popularität zu nutzen, um afroamerikanische Musikerinnen und Musiker der Szene ins Rampenlicht zu rücken (auf dem Album wirken etwa Pedal-Steel-Spieler Robert Randolph sowie Geigerin Rhiannon Giddens mit), „dreht sich wieder alles um den Star allein, nicht um die Musik und ihre Wurzeln“.