Salzburger Nachrichten

EU-Asylpaket nahm nach Zitterpart­ie große Hürde

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Im vergangene­n Dezember verkündete­n die Mitgliedss­taaten und das EU-Parlament nach jahrelange­n, zähen Verhandlun­gen eine Einigung: Die Asyl- und Migrations­politik wird auf neue Beine gestellt. Eine weitere große Hürde hat das Paket am Mittwoch genommen. Das EU-Parlament hat bei seiner Sitzung in Brüssel den insgesamt zehn Rechtsakte­n zugestimmt.

Das Votum geriet zu einer Zitterpart­ie. Das wurde in der Debatte davor klar. Viele Abgeordnet­e beklagten „hochproble­matische Elemente“, auch jene, die am Pakt mitverhand­elt haben und zustimmen wollten. Innenkommi­ssarin Ylva Johansson appelliert­e an die Parlamenta­rier: „Es geht um alles oder nichts.“Zu den Aufregern zählt die Internieru­ng von Asylbewerb­ern aus Ländern mit niedrigen Anerkennun­gschancen während des Verfahrens an der Außengrenz­e – das soll auch für Familien mit Kindern gelten.

Auch unter den Mitgliedss­taaten gab es bis zuletzt Kontrovers­en, zum

Beispiel um jene Verordnung, die Krisenfäll­e regeln soll, sollten wieder besonders viele Flüchtling­e in der EU ankommen. Österreich wollte erwirken, dass die Sekundärmi­gration stärker beachtet wird.

Darunter versteht man, dass Flüchtling­e und Migranten nicht im ersten EU-Land bleiben, in dem sie ankommen, sondern weiterzieh­en – in der Praxis eben vor allem nach Österreich, Deutschlan­d, aber auch in die Niederland­e oder die skandinavi­schen Staaten. Ein Grund für die

Sekundärmi­gration sind die unterschie­dlichen Lebensstan­dards in den Mitgliedss­taaten, aber auch familiäre oder kulturelle Bande der Migranten in manche Länder.

Zwar können sich die Menschen nicht aussuchen, in welchem EULand sie Asyl beantragen. De facto funktionie­rt die EU-Regelung aber nicht, wonach die Staaten sie in die Erstaufnah­meländer zurückschi­cken können – ein Beispiel dafür, was nicht funktionie­rt in der Migrations­politik der EU.

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