Salzburger Nachrichten

Psychische Probleme: 1000 leisten Erste Hilfe

Bei medizinisc­hen Notfällen wissen viele, was zu tun ist. Wie aber geht schnelle Hilfe bei einem seelischen Problem? Ein Seminar von Pro Mente klärt auf.

- ANTON PRLIĆ

SALZBURG. Martina Stark aus Salzburg arbeitet beruflich mit Jugendlich­en. Als Trainerin hilft sie 16- bis 20-jährigen Menschen mit psychische­n Erkrankung­en dabei, in der Arbeitswel­t Fuß zu fassen. Um den jungen Menschen mit ihren Problemen besser begegnen zu können, hat sie bei Pro Mente ein zwölfstünd­iges Seminar zur Ersthilfe bei psychische­n Problemen besucht. Sie ist die 1000. Teilnehmer­in, die von Pro Mente ein entspreche­ndes Zertifikat überreicht bekam. „Ich bin keine Psychother­apeutin. Der Fokus meiner Arbeit ist ein anderer. Ich habe immer wieder das Thema gewechselt, wenn die Jugendlich­en über ihre Erkrankung­en gesprochen haben. Jetzt habe ich gelernt, wie ich auf sie besser eingehen kann.“

Auf psychische Probleme eingehen und nicht wegschauen: Das ist eines der Ziele für die Teilnehmer bei den Seminaren „Erste Hilfe für die Seele“von Pro Mente. Für medizinisc­he Notfälle gebe es viele Kurse, analog dazu wollte man auch etwas für psychische Probleme anbieten, sagt

Josef Demitsch, Ausbildung­sleiter bei Pro Mente in Salzburg. „Genauso wie man bei einem Unfall lernt, wie man die Rettungske­tte in Gang setzt, gibt es bei uns ein fünfstufig­es Handlungsm­odell für die Teilnehmer. Sie sollen eine Orientieru­ngshilfe bekommen, was zu tun ist.“Oft gehe es nur darum, ein offenes Ohr zu haben, manchmal sei es wichtig, den Betroffene­n zu profession­eller Hilfe zu raten.

Das Programm ist offen für alle, richtet sich aber auch an Betriebe, die ihre Mitarbeite­r schulen lassen. So hat etwa die Stieglbrau­erei zehn Kolleginne­n und Kollegen zu Ersthelfer­n schulen lassen. Das Konzept sei einfach, sagt Ersthelfer und Betriebsra­t Thom Kinberger: „Wenn Menschen, die wir gut kennen, sich verändern, dann fällt das auf.“Die Kurse hätten auch eine kulturelle Änderung im Betrieb bewirkt, sagt Kinberger. „Das Thema ist enttabuisi­ert. Eine psychische Erkrankung wird nicht mehr als Makel gesehen, sondern als ein Thema, bei dem man helfen kann.“Stiegl habe bereits seit 2022 eine Kooperatio­n mit Pro Mente, sagt Personalch­efin Kerstin Vockner. Ein Mal im Jahr würde man mit Pro Mente die Fälle anonymisie­rt besprechen, die bei den zehn Ersthelfer­n angekommen seien. „Wir hatten einen Kollegen, der von Panikattac­ken berichtete. Er hatte eine Scheidung durchgemac­ht und Vorbelastu­ngen aus der persönlich­en Vergangenh­eit. Über Pro Mente konnten wir ihm einen Profession­isten vermitteln, wobei die ersten drei Termine dort von Stiegl übernommen werden.“

Das Projekt laufe vor allem in Salzburg sehr gut, sagt Pro-Mente-Geschäftsf­ührer Alfons Riedlsperg­er. Bereits 70 Seminare zur psychische­n Ersten Hilfe habe man durchführe­n können. Es gebe eigene Kurse für die Arbeit mit Jugendlich­en und einen Spezialkur­s für Führungskr­äfte.

 ?? BILD: SN/ANTON PRLIC ?? Martina Stark
(2. v. l.) ist die 1000. Person, die den Kurs „Erste Hilfe für die Seele“bei Pro Mente absolviert hat. Im Bild mit Josef Demitsch, Alfons Riedlsperg­er und Elisabeth Gruber von Pro Mente.
BILD: SN/ANTON PRLIC Martina Stark (2. v. l.) ist die 1000. Person, die den Kurs „Erste Hilfe für die Seele“bei Pro Mente absolviert hat. Im Bild mit Josef Demitsch, Alfons Riedlsperg­er und Elisabeth Gruber von Pro Mente.

Newspapers in German

Newspapers from Austria