Psychische Probleme: 1000 leisten Erste Hilfe
Bei medizinischen Notfällen wissen viele, was zu tun ist. Wie aber geht schnelle Hilfe bei einem seelischen Problem? Ein Seminar von Pro Mente klärt auf.
SALZBURG. Martina Stark aus Salzburg arbeitet beruflich mit Jugendlichen. Als Trainerin hilft sie 16- bis 20-jährigen Menschen mit psychischen Erkrankungen dabei, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. Um den jungen Menschen mit ihren Problemen besser begegnen zu können, hat sie bei Pro Mente ein zwölfstündiges Seminar zur Ersthilfe bei psychischen Problemen besucht. Sie ist die 1000. Teilnehmerin, die von Pro Mente ein entsprechendes Zertifikat überreicht bekam. „Ich bin keine Psychotherapeutin. Der Fokus meiner Arbeit ist ein anderer. Ich habe immer wieder das Thema gewechselt, wenn die Jugendlichen über ihre Erkrankungen gesprochen haben. Jetzt habe ich gelernt, wie ich auf sie besser eingehen kann.“
Auf psychische Probleme eingehen und nicht wegschauen: Das ist eines der Ziele für die Teilnehmer bei den Seminaren „Erste Hilfe für die Seele“von Pro Mente. Für medizinische Notfälle gebe es viele Kurse, analog dazu wollte man auch etwas für psychische Probleme anbieten, sagt
Josef Demitsch, Ausbildungsleiter bei Pro Mente in Salzburg. „Genauso wie man bei einem Unfall lernt, wie man die Rettungskette in Gang setzt, gibt es bei uns ein fünfstufiges Handlungsmodell für die Teilnehmer. Sie sollen eine Orientierungshilfe bekommen, was zu tun ist.“Oft gehe es nur darum, ein offenes Ohr zu haben, manchmal sei es wichtig, den Betroffenen zu professioneller Hilfe zu raten.
Das Programm ist offen für alle, richtet sich aber auch an Betriebe, die ihre Mitarbeiter schulen lassen. So hat etwa die Stieglbrauerei zehn Kolleginnen und Kollegen zu Ersthelfern schulen lassen. Das Konzept sei einfach, sagt Ersthelfer und Betriebsrat Thom Kinberger: „Wenn Menschen, die wir gut kennen, sich verändern, dann fällt das auf.“Die Kurse hätten auch eine kulturelle Änderung im Betrieb bewirkt, sagt Kinberger. „Das Thema ist enttabuisiert. Eine psychische Erkrankung wird nicht mehr als Makel gesehen, sondern als ein Thema, bei dem man helfen kann.“Stiegl habe bereits seit 2022 eine Kooperation mit Pro Mente, sagt Personalchefin Kerstin Vockner. Ein Mal im Jahr würde man mit Pro Mente die Fälle anonymisiert besprechen, die bei den zehn Ersthelfern angekommen seien. „Wir hatten einen Kollegen, der von Panikattacken berichtete. Er hatte eine Scheidung durchgemacht und Vorbelastungen aus der persönlichen Vergangenheit. Über Pro Mente konnten wir ihm einen Professionisten vermitteln, wobei die ersten drei Termine dort von Stiegl übernommen werden.“
Das Projekt laufe vor allem in Salzburg sehr gut, sagt Pro-Mente-Geschäftsführer Alfons Riedlsperger. Bereits 70 Seminare zur psychischen Ersten Hilfe habe man durchführen können. Es gebe eigene Kurse für die Arbeit mit Jugendlichen und einen Spezialkurs für Führungskräfte.