Brahms wie zu Brahms’ Zeiten
Die Camerata Salzburg erweitert in der Saison 2024/25 ihre Möglichkeiten.
Viele Musikfreunde werden sich noch an die Camerata Salzburg als Opernorchester erinnern können – ob in der Mozartwoche, im Festspielsommer oder beim Festival in Aix-en-Provence. Im Mai wird an diese Zeiten angeknüpft, wenn die Camerata bei den Wiener Festwochen Mozarts „La clemenza di Tito“unter der Leitung von Thomas Hengelbrock in einer Inszenierung von Intendant Milo Rau musiziert.
Der Blick des Kammerorchesters von Weltrang richtet sich bereits auf die kommende Spielzeit, wenn nach Jahren der Pandemie und der Sanierung des Großen Saals der Stiftung Mozarteum wieder uneingeschränkt Heim- und Gastspiele möglich sind. „Wir zeigen alles, was wir können, und vieles, was wir uns erarbeiten“, sagt Geschäftsführer Andreas Bräunig. Der Abo-Zyklus mit je zwei Konzerten hat mit einer Auslastung von 92,6 Prozent in der laufenden Saison wieder Spitzenwerte von einst erreicht. Auch in der kommenden Spielzeit sind Stars wie Richard Galliano, Christian Tetzlaff oder Dorothee Oberlinger in Salzburg im Dialog mit der Camerata zu erleben. Für das Gastspiel von Pianistin Hélène Grimaud erweitert das Orchester sogar seine
Möglichkeiten und spielt im Großen Festspielhaus das Klavierkonzert Nr. 1 von Johannes Brahms: für das Abo-Publikum von Freitagsund Sonntagszyklus eine vielleicht einmalige Möglichkeit der Begegnung, für die Musizierenden der Camerata die Gelegenheit zu symphonischer Besetzung. „Brahms wie zu Brahms’ Zeiten“verspricht Bräunig und verweist auf den kammermusikalischen Zugang der Camerata selbst im hochromantischen Brahms-Konzert.
Hélène Grimaud gilt – wie auch die Geigerin Janine Jansen – als künstlerische Partnerin, mit beiden Musikerinnen wird sich das Orchester auf große Europa-Tournee begeben. Erstmals seit vorpandemischen Zeiten geht es nach Südamerika und China, wenngleich – wie Camerata-Präsident Wolfgang Daurer betont – die Reisekosten aufgrund der Teuerung steigen.
Gestiegen sind glücklicherweise auch die öffentlichen Zuschüsse, sowohl Stadt als auch Land verdoppelten ihre Subventionen. Das Freelancer-Orchester, dessen Eigenfinanzierungsanteil bei 80 Prozent liegt, kann dadurch die wertvolle Vermittlungstätigkeit weiterführen. Bereits zehn Schulen in Stadt und Land Salzburg kommen vier Mal pro Jahr in den Genuss von Workshops, auch die Generationenkonzerte gehen in ihre zweite Spielzeit.
Neben den traditionellen Auftritten bei Mozartwoche und Salzburger Festspielen birgt die kommende Saison auch eine Premiere: Erstmals in ihrer 72-jährigen Geschichte wird die Camerata ein Werk für Orgel und Orchester – jenes von Francis Poulenc – aufführen. „Wir musizieren jedes Mal vor der Orgel, jetzt endlich auch mit der Orgel“, schildert Andreas Bräunig erfreut.