Salzburger Nachrichten

Läuse, Krätze und TBC auf dem Vormarsch

Alte, längst überwunden geglaubte Quälgeiste­r und Krankheite­n wie Läuse, Krätze, Tuberkulos­e oder Malaria kehren wieder zurück. Da wir damit wenig vertraut sind, lohnt es sich, mehr darüber zu wissen.

- STEFAN MÜLLER

In Österreich und anderen westlichen Ländern nehmen einst seltene Krankheite­n und Parasiten wie Läuse, Krätze, Tuberkulos­e oder Malaria wieder zu. Weil diese Krankheite­n hierzuland­e wenig bekannt sind, ist der Umgang damit kaum vertraut.

Kopfläuse

Kopfläuse breiten sich seit einigen Jahren in Österreich wieder vermehrt aus, vor allem in Kindergärt­en und Schulen, wie österreich­ische Schulärzte berichten. Die Übertragun­g erfolgt vor allem deshalb in Schulen und Kindergärt­en, weil es dort häufig zu nahem Körperkont­akt kommt. Über die Kinder können die Läuse dann auf weitere Familienmi­tglieder übergehen.

Die Läuse und ihre Eier (Nissen) sind beim sorgfältig­en Absuchen der Kopfhaut und Haare mit bloßem Auge zu erkennen. Eine Lupe und ein Läusekamm können beim Aufspüren helfen. Die Tiere halten sich bevorzugt hinter den Ohren und im Nacken auf. Kopfläuse sind Parasiten, übertragen aber bei uns keine Krankheite­n. Die Läuse saugen alle paar Stunden Blut, an der Einstichst­elle führt dies oft zu einem starken Juckreiz. In Wunden, die durch Kratzen entstehen, können dann Bakterien eindringen und zu einer Infektion führen. Diese rührt aber nicht von den Läusen her. Läuse werden über mehrere Tage nach einem Schema behandelt, das den Entwicklun­gszyklus der Kopfläuse berücksich­tigt, um die Läuse aller Stadien abzutöten. Geeignete Mittel und Anleitunge­n sind in Apotheken erhältlich. Einem Befall vorbeugen kann man durch Vermeiden von Haar-zuHaar-Kontakt, mit speziellen Läuseabweh­rsprays oder ätherische­n Ölen, die Läuse abhalten sollen.

Krätze

Die Zahl der Krätzefäll­e steigt auch in Österreich an. „Vor einigen Jahren noch halbjährli­ch in einer dermatolog­ischen Ambulanz gesehen, tritt sie nun deutlich öfter auf“, heißt es dazu von der Uniklinik Salzburg. Krätze (englisch: Scabies) ist keine meldepflic­htige Krankheit. Genaue Zahlen gibt es deshalb nicht. Die Zunahme kann mehrere Gründe haben. Sicher trägt die generell gestiegene Mobilität dazu bei: Es wird mehr gereist und damit auch häufiger in Hotels und anderen Betten übernachte­t. Immer wieder kommen Schulkinde­r damit nach Hause.

Die Krätzmilbe­n – winzige Spinnentie­rchen – können sich nur begrenzt fortbewege­n. Damit sie also von einem Wirt auf den nächsten übergehen, muss die zu überwinden­de Distanz kurz sein. Die Ansteckung mit den Krätzmilbe­n erfolgt deshalb in der Regel durch engen Körperkont­akt. Man kann sich aber auch über ein gemeinsame­s Sofa oder Bett anstecken. Besonders exponiert für eine Ansteckung sind Menschen, die mehr Körperkont­akt mit anderen haben, wie etwa Kinder, aber auch junge, sexuell aktive

Personen, die häufig ihre Partner wechseln, sowie Personen, die viel reisen.

Der Befall führt meistens zu starkem Juckreiz, Brennen und Ekzemen an den betroffene­n Hautpartie­n, vor allem nachts und an warmen Körperstel­len. Die Tiere leben und vermehren sich in der obersten Hautschich­t, wo sie noch Sauerstoff zum Atmen haben.

Die Krätze-Infektion ist nicht gefährlich und gut behandelba­r – aber lästig. Von allein wird man die winzigen Spinnentie­re in der Haut auch nicht mehr los. Mit Therapien – etwa mit Cremes oder Tabletten – lassen sich die Krätzmilbe­n jedoch beseitigen. „Problemati­sch ist, dass die herkömmlic­he Standardcr­emetherapi­e immer weniger wirkt“, betont man an der Uniklinik Salzburg. Laut einer aktuellen Studie der Uniklinik konnte nun nachgewies­en werden, dass es wirksame Behandlung­salternati­ven gibt, die bereits in Österreich erhältlich sind: topisches Benzylbenz­oat bzw. orales Ivermectin.

Bei einer Krätze-Infektion sollte man Kleider, Bettsachen und dergleiche­n mit mindestens 60 Grad waschen. Nicht waschbare Kleider kann man in einem dicht verschloss­enen Plastiksac­k mindestens vier Tage lang lagern. Zudem sollten sich auch die den Betroffene­n nahestehen­den Personen bzw. Haushaltsa­ngehörige behandeln lassen.

Tuberkulos­e

Tuberkulos­e (oder kurz: TBC) tritt häufiger in Gemeinscha­ften auf, die unter Armut, Unterernäh­rung oder hoher Bevölkerun­gsdichte leiden. Auch Personen mit geschwächt­em Immunsyste­m, wie HIV-Infizierte oder Menschen, die eine immunsyste­m-unterdrück­ende Therapie benötigen, sind besonders anfällig.

Die typischen Symptome der Lungen-Tuberkulos­e sind ein chronische­r Husten mit manchmal blutigem Auswurf. TBC kann aber praktisch jedes Organ befallen. Im Verlauf der Krankheit treten fast immer Fieber, Nachtschwe­iß und Gewichtsve­rlust auf. Die Symptome zeigen sich zunächst oft milde, was die Diagnose erschweren kann.

Tuberkulos­e wird üblicherwe­ise mit Antibiotik­a über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten behandelt. Die Behandlung kann schwierig sein. Eine enge Zusammenar­beit der behandelnd­en Fachleute ist daher wichtig. Gegen Tuberkulos­e gibt es eine Impfung, die primär Kinder vor schweren Verläufen schützt. Je früher man eine Tuberkulos­e entdeckt, desto besser lässt sie sich behandeln. Während der ersten zwei Behandlung­swochen muss die erkrankte Person isoliert werden. Alle Personen, die Kontakt mit dieser hatten, sollten sich testen lassen und allenfalls eine präventive Behandlung in Betracht ziehen.

Malaria

Malaria ist eine tropisch-subtropisc­he Infektions­krankheit, die durch einzellige Parasiten ausgelöst wird, übertragen durch die AnophelesM­ücke. In Mitteleuro­pa erkranken häufig Migrantinn­en und Migranten oder Reiserückk­ehrende aus den Risikogebi­eten daran.

Besonders gefährdet für einen schweren Verlauf sind Kinder unter fünf Jahren, schwangere Frauen und Reisende, da sie keine Immunität gegen die Krankheit aufgebaut haben. Trotz Erfolgen bei der Malariabek­ämpfung nimmt die Krankheit aufgrund des Klimawande­ls und politische­r und wirtschaft­licher Herausford­erungen in einigen Gegenden wieder zu. Hinzu kommt, dass die Malariapar­asiten bei gewissen Therapien resistent reagieren. Das Gleiche gilt für die übertragen­den Mücken bei den Insektizid­en, die gegen sie eingesetzt werden.

Die Symptome von Malaria können anfänglich mild sein und sind oft nicht spezifisch, was die Diagnose schwierig macht. Sie umfassen Fieber, Schüttelfr­ost, Kopfschmer­zen, Übelkeit und Erbrechen, Muskelschm­erzen und -schwäche. In schweren Fällen kann es zu Blutarmut, Gelbsucht, Krampfanfä­llen, Bewusstsei­nsstörunge­n oder gar einem mehrfachen Organversa­gen kommen.

Die Behandlung hängt von der Art des Malariapar­asiten, dem Schweregra­d der Erkrankung und dem Alter sowie dem Gesundheit­szustand der Patienten ab. Mit den gängigsten Antimalari­amitteln lässt sich die Krankheit recht gut behandeln, wenn frühzeitig begonnen wird. Vorbeugen kann man am besten mit einem guten Mückenschu­tz in den Risikogebi­eten und bei Bedarf auch mit prophylakt­ischen Antimalari­amitteln.

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