Läuse, Krätze und TBC auf dem Vormarsch
Alte, längst überwunden geglaubte Quälgeister und Krankheiten wie Läuse, Krätze, Tuberkulose oder Malaria kehren wieder zurück. Da wir damit wenig vertraut sind, lohnt es sich, mehr darüber zu wissen.
In Österreich und anderen westlichen Ländern nehmen einst seltene Krankheiten und Parasiten wie Läuse, Krätze, Tuberkulose oder Malaria wieder zu. Weil diese Krankheiten hierzulande wenig bekannt sind, ist der Umgang damit kaum vertraut.
Kopfläuse
Kopfläuse breiten sich seit einigen Jahren in Österreich wieder vermehrt aus, vor allem in Kindergärten und Schulen, wie österreichische Schulärzte berichten. Die Übertragung erfolgt vor allem deshalb in Schulen und Kindergärten, weil es dort häufig zu nahem Körperkontakt kommt. Über die Kinder können die Läuse dann auf weitere Familienmitglieder übergehen.
Die Läuse und ihre Eier (Nissen) sind beim sorgfältigen Absuchen der Kopfhaut und Haare mit bloßem Auge zu erkennen. Eine Lupe und ein Läusekamm können beim Aufspüren helfen. Die Tiere halten sich bevorzugt hinter den Ohren und im Nacken auf. Kopfläuse sind Parasiten, übertragen aber bei uns keine Krankheiten. Die Läuse saugen alle paar Stunden Blut, an der Einstichstelle führt dies oft zu einem starken Juckreiz. In Wunden, die durch Kratzen entstehen, können dann Bakterien eindringen und zu einer Infektion führen. Diese rührt aber nicht von den Läusen her. Läuse werden über mehrere Tage nach einem Schema behandelt, das den Entwicklungszyklus der Kopfläuse berücksichtigt, um die Läuse aller Stadien abzutöten. Geeignete Mittel und Anleitungen sind in Apotheken erhältlich. Einem Befall vorbeugen kann man durch Vermeiden von Haar-zuHaar-Kontakt, mit speziellen Läuseabwehrsprays oder ätherischen Ölen, die Läuse abhalten sollen.
Krätze
Die Zahl der Krätzefälle steigt auch in Österreich an. „Vor einigen Jahren noch halbjährlich in einer dermatologischen Ambulanz gesehen, tritt sie nun deutlich öfter auf“, heißt es dazu von der Uniklinik Salzburg. Krätze (englisch: Scabies) ist keine meldepflichtige Krankheit. Genaue Zahlen gibt es deshalb nicht. Die Zunahme kann mehrere Gründe haben. Sicher trägt die generell gestiegene Mobilität dazu bei: Es wird mehr gereist und damit auch häufiger in Hotels und anderen Betten übernachtet. Immer wieder kommen Schulkinder damit nach Hause.
Die Krätzmilben – winzige Spinnentierchen – können sich nur begrenzt fortbewegen. Damit sie also von einem Wirt auf den nächsten übergehen, muss die zu überwindende Distanz kurz sein. Die Ansteckung mit den Krätzmilben erfolgt deshalb in der Regel durch engen Körperkontakt. Man kann sich aber auch über ein gemeinsames Sofa oder Bett anstecken. Besonders exponiert für eine Ansteckung sind Menschen, die mehr Körperkontakt mit anderen haben, wie etwa Kinder, aber auch junge, sexuell aktive
Personen, die häufig ihre Partner wechseln, sowie Personen, die viel reisen.
Der Befall führt meistens zu starkem Juckreiz, Brennen und Ekzemen an den betroffenen Hautpartien, vor allem nachts und an warmen Körperstellen. Die Tiere leben und vermehren sich in der obersten Hautschicht, wo sie noch Sauerstoff zum Atmen haben.
Die Krätze-Infektion ist nicht gefährlich und gut behandelbar – aber lästig. Von allein wird man die winzigen Spinnentiere in der Haut auch nicht mehr los. Mit Therapien – etwa mit Cremes oder Tabletten – lassen sich die Krätzmilben jedoch beseitigen. „Problematisch ist, dass die herkömmliche Standardcremetherapie immer weniger wirkt“, betont man an der Uniklinik Salzburg. Laut einer aktuellen Studie der Uniklinik konnte nun nachgewiesen werden, dass es wirksame Behandlungsalternativen gibt, die bereits in Österreich erhältlich sind: topisches Benzylbenzoat bzw. orales Ivermectin.
Bei einer Krätze-Infektion sollte man Kleider, Bettsachen und dergleichen mit mindestens 60 Grad waschen. Nicht waschbare Kleider kann man in einem dicht verschlossenen Plastiksack mindestens vier Tage lang lagern. Zudem sollten sich auch die den Betroffenen nahestehenden Personen bzw. Haushaltsangehörige behandeln lassen.
Tuberkulose
Tuberkulose (oder kurz: TBC) tritt häufiger in Gemeinschaften auf, die unter Armut, Unterernährung oder hoher Bevölkerungsdichte leiden. Auch Personen mit geschwächtem Immunsystem, wie HIV-Infizierte oder Menschen, die eine immunsystem-unterdrückende Therapie benötigen, sind besonders anfällig.
Die typischen Symptome der Lungen-Tuberkulose sind ein chronischer Husten mit manchmal blutigem Auswurf. TBC kann aber praktisch jedes Organ befallen. Im Verlauf der Krankheit treten fast immer Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust auf. Die Symptome zeigen sich zunächst oft milde, was die Diagnose erschweren kann.
Tuberkulose wird üblicherweise mit Antibiotika über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten behandelt. Die Behandlung kann schwierig sein. Eine enge Zusammenarbeit der behandelnden Fachleute ist daher wichtig. Gegen Tuberkulose gibt es eine Impfung, die primär Kinder vor schweren Verläufen schützt. Je früher man eine Tuberkulose entdeckt, desto besser lässt sie sich behandeln. Während der ersten zwei Behandlungswochen muss die erkrankte Person isoliert werden. Alle Personen, die Kontakt mit dieser hatten, sollten sich testen lassen und allenfalls eine präventive Behandlung in Betracht ziehen.
Malaria
Malaria ist eine tropisch-subtropische Infektionskrankheit, die durch einzellige Parasiten ausgelöst wird, übertragen durch die AnophelesMücke. In Mitteleuropa erkranken häufig Migrantinnen und Migranten oder Reiserückkehrende aus den Risikogebieten daran.
Besonders gefährdet für einen schweren Verlauf sind Kinder unter fünf Jahren, schwangere Frauen und Reisende, da sie keine Immunität gegen die Krankheit aufgebaut haben. Trotz Erfolgen bei der Malariabekämpfung nimmt die Krankheit aufgrund des Klimawandels und politischer und wirtschaftlicher Herausforderungen in einigen Gegenden wieder zu. Hinzu kommt, dass die Malariaparasiten bei gewissen Therapien resistent reagieren. Das Gleiche gilt für die übertragenden Mücken bei den Insektiziden, die gegen sie eingesetzt werden.
Die Symptome von Malaria können anfänglich mild sein und sind oft nicht spezifisch, was die Diagnose schwierig macht. Sie umfassen Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Muskelschmerzen und -schwäche. In schweren Fällen kann es zu Blutarmut, Gelbsucht, Krampfanfällen, Bewusstseinsstörungen oder gar einem mehrfachen Organversagen kommen.
Die Behandlung hängt von der Art des Malariaparasiten, dem Schweregrad der Erkrankung und dem Alter sowie dem Gesundheitszustand der Patienten ab. Mit den gängigsten Antimalariamitteln lässt sich die Krankheit recht gut behandeln, wenn frühzeitig begonnen wird. Vorbeugen kann man am besten mit einem guten Mückenschutz in den Risikogebieten und bei Bedarf auch mit prophylaktischen Antimalariamitteln.