Bei Bayern München herrscht schon wieder viel Unruhe
Vor dem Spiel gegen Real Madrid ist Trainer Thomas Tuchel verärgert. Am Mittwoch könnte Ralf Rangnick präsentiert werden.
Nach zuletzt vier Siegen in Serie und dem Aufstieg in das Semifinale der Champions League hatte es ganz den Anschein, als ob beim deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München zum Saisonende wieder einigermaßen Ruhe einkehren würde. Auch wenn seit vielen Wochen das klar bestimmende Thema ist, wer als Trainer Nachfolger von Thomas Tuchel wird, machten die Bayern sportlich wieder positive Schlagzeilen. Denn in den beiden Spielen im Viertelfinale der Königsklasse gegen den englischen Topclub Arsenal agierten die Münchner so aggressiv, laufstark und spielfreudig, wie man es vom deutschen Vorzeigeclub erwarten kann.
Aber ausgerechnet vor den beiden Partien im Semifinale der Champions League gegen Real Madrid erhöht sich wieder einmal die Unruhe. Dafür sorgte Clubpatron Uli Hoeneß mit seiner Aussage vor der Partie der Bayern am vergangenen Samstag gegen Frankfurt.
Beim Kongress der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“hatte der Ehrenpräsident der Bayern gesagt: „Wir möchten einen Trainer haben, der die einzelnen Spieler verbessert. Das ist auch der Vorwurf. Ich habe mit Thomas Tuchel privat überhaupt kein Problem. Der war ein paarmal bei uns zum Essen, das waren schöne Abende, alles okay. Aber: Er hat eine andere Einstellung. Nicht, dass man den Pavlović verbessern kann, dass man den Davies verbessern kann. Sondern: Wenn’s nicht weitergeht, dann kaufen wir.“Das bedeutet so viel wie: Tuchel könne oder wolle keine Spieler weiterentwickeln.
Tuchel nannte die Hoeneß-Aussagen „haltlos“und „meilenweit von der Realität entfernt“. Tuchel fühlt sich von Hoeneß „in seiner Trainer-Ehre verletzt“. Es stört ihn und missfiel ihm auch noch der Zeitpunkt vor den Real-Krachern extrem: „Wir haben jetzt zehn Tage, in denen es um alles geht. Wir müssen uns fokussieren. Wenn ich das auch noch herunterschlucken muss, dann schlucke ich das auch noch runter.“
Den Streit zwischen Tuchel und Hoeneß wollte Sportvorstand Max Eberl vor dem Hinspiel gegen Real am Dienstag nicht überbewerten. „Zwei Männer haben etwas gesagt, die im Fußball Großes geleistet haben“, sagte Eberl. „Wir als Verein können das einschätzen. Wir arbeiten damit. Sie werden sich zusammenraufen.“Er glaube und hoffe nicht, dass der Streit Einfluss auf die Spiele gegen Real habe.
Mit solchen oder ähnlichen meist kritischen Aussagen vieler BayernIkonen wird sich auch Ralf Rangnick herumschlagen müssen, wenn er seinen Job als ÖFB-Teamchef aufgeben und als Trainer zu Bayern München wechseln sollte. Die Bayern werden ihren neuen Trainer auch nicht vor dem Halbfinalhinspiel in der Champions League verkünden. „Das werden wir danach sehen. Wir sprechen mit Trainern und haben unseren Kandidatenkreis“, sagte Eberl am vergangenen Samstag beim TV-Sender Sky. Nach dem Spiel gegen Real werde man „schauen, was passiert“.
Ralf Rangnick der laut Eberl „von Anfang an auf der Liste der Münchner gestanden“sei, dürfte schon ganz gute Karten haben, neuer Bayern-Trainer zu werden. Wenn der ÖFB-Teamchef auch diesen Schritt wagen will. Zumindest wollen die Münchner schon einen TuchelNachfolger gefunden haben. Sportvorstand Eberl sagte am Samstag: „Es ist so, dass wir uns fixiert haben.“Eberl und Sportdirektor Christoph Freund baggern weiter an Rangnick. Sagt der Deutsche Ja, dann müssten die Bayern noch eine Einigung mit dem ÖFB bezüglich der Ablöse erzielen. Denn Rangnick hat einen Vertrag bis 2026. Ein zweistelliger Millionenbetrag wird schon überwiesen werden müssen, um Rangnick vom ÖFB loseisen zu können.