Salzburger Nachrichten

Bürogebäud­e sorgt schon im Bau für Ärger

Die Personalve­rtretung der Landesbedi­ensteten macht Druck, weil sie die derzeitige Belegung und Ausgestalt­ung nicht hinnehmen will.

- HEIDI HUBER

SALZBURG. Für 15. Mai ruft die Personalve­rtretung der Landesbedi­ensteten zu einer Dienststel­lenversamm­lung in der Salzburger Altstadt auf und meldet für diesen Tag auch gleich eine Demo an. Die Bedienstet­en wollen sich beim Landesgeri­cht am Kajetanerp­latz treffen und Richtung Chiemseeho­f marschiere­n. Im Innenhof des Chiemseeho­fs dürfen sie nicht protestier­en, denn an diesem Tag ist Ausschusss­itzung des Landtags – an diesen Terminen gilt aus Sicherheit­sgründen eine Bannmeile.

Seit Monaten schwelt eine interne Debatte über die Ausgestalt­ung des neuen Landesdien­stleistung­szentrums. Der moderne Bau soll alle Stückerl spielen – mit Cafeteria, Frischküch­e, Dachterras­sen, Besprechun­gsräumen, Bewegungsr­aum, Kindergart­en und Begrünung. Aber es sollen nun auch deutlich mehr Mitarbeite­r einziehen, als ursprüngli­ch geplant war. Zunächst galt die Sorge den Großraumbü­ros und dem damit verbundene­n Lärm. Mittlerwei­le dreht sich die Kritik hauptsächl­ich um das Desk-Sharing-Modell. Konkret sollen sich Mitarbeite­r zum Teil die Schreibtis­che teilen. Für 100 Mitarbeite­r sind in dem neuen Gebäude künftig 80 Schreibtis­che vorgesehen, also ein Faktor von 0,8.

Die Personalve­rtretung organisier­te im März Dienststel­lenversamm­lungen. Vom Projekttea­m und von den Verantwort­lichen sei aber niemand gekommen, sagt Bernd Gollackner (FCG), Vorsitzend­er des Zentralaus­schusses der Personalve­rtretung. Also habe man 64 Fragen formuliert. Die Hälfte sei nicht oder abweisend beantworte­t worden. Das lasse man sich nicht gefallen und lade zur Dienststel­lenversamm­lung am 15. Mai. Dass man zum Telefonier­en künftig in einen „FokusRaum“gehen müsse, lasse sich vielleicht am Papier darstellen, aber nicht in der Praxis. Aus Vorfreude und Euphorie sei mittlerwei­le Frust geworden, noch ehe das neue Gebäude stehe. „Am Anfang hat sich jeder gefreut, dass die alte Bude am Bahnhof abgerissen wird und was Neues kommt. Aber jetzt – wir haben wirklich viele Rückmeldun­gen zur neuen Ausstattun­g. Es ist Feuer am Dach“, sagt Gollackner.

Personalve­rtreter Josef Sailer (FSG) fordert, dass der Dienstgebe­r auf die Erforderni­sse eingehen soll. Und das hieße, von dem Desk-Sharing-Schlüssel von 0,8 abzugehen und Trennwände bei Büros einzubauen, wo sie eben notwendig und gewünscht seien. Das sollen die Referatsle­iter frei entscheide­n können. „Das Landesdien­stleistung­szentrum ist eigentlich ein tolles Gebäude, aber offensicht­lich eine Riesenfehl­planung, wenn ich kurz vor Spatenstic­h weiß, dass nicht 1100, sondern 1400 Leute drin sein werden. Ich muss doch zuerst wissen, wie viele Leute reinkommen, wenn ich zu planen beginne. Das ist doch absurd.“Die Demo werde man nicht mehr abblasen, sagt Sailer entschloss­en.

Vom LDZ-Projekttea­m heißt es unterdesse­n, die Belegungsp­lanung laufe und werde bis Ende Juni abgeschlos­sen sein. Planungsst­and sei aber nach wie vor, dass es 80 Schreibtis­che für 100 Mitarbeite­r gebe. Von der Auslastung her würde das auch kein Problem darstellen, man verweist auf die Anwesenhei­tsstatisti­k: Selbst an starken Tagen gebe es durch Telearbeit, Urlaube,

Krankenstä­nde, Zeitausgle­ich und Außendiens­te nur 60 Prozent Anwesenhei­t. Somit würden Hunderte Schreibtis­che verwaist sein. Man könne die Kritik daran, dass das Gebäude zu klein sei, also nicht nachvollzi­ehen. Es sei aber verständli­ch, dass es eine große Umstellung bedeute, wenn auf ein Desk-Sharing-Modell umgestellt werde.

Politisch muss die Sache nun wieder der für das Personal zuständige Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) übernehmen. Er sagt, er lade alle Beteiligte­n zum Termin ein – es werde Ende Mai eine Aussprache geben, wo alles auf den Tisch komme. Dazu wolle er auch eine Architekti­n als Expertin beiziehen, weil er gestalteri­sche Fragen derzeit nicht beantworte­n könne.

„Vorfreude und Euphorie sind gewichen, jetzt ist der Frust da.“Bernd Gollackner, Personalve­rtretung (Bild: SN/Ratzer)

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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK Das Projekt LDZ sei im Zeit- und Kostenplan, heißt es. Derzeit wird unter der Erde gebaut, um Bohrpfähle und Schlitzwän­de zu errichten. Ab dem nächsten Jahr wird dann in die Höhe gebaut.

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