Salzburger Nachrichten

Salzburg – die Stadt der Radrennbah­nen

- Joachim Glaser

Nachdem das Fahrrad (Velociped genannt) die ersten Anhänger in Salzburg gefunden hatte, ließen die ersten Clubs nicht lange auf sich warten, der bekanntest­e war der Salzburger Radfahr-Verein, bei dem sich im Jahr 1885 27 Herren und eine Dame einschrieb­en. Als der

Rechtsanwa­lt Hermann von Vilas zum Präsidente­n gewählt wurde, überrascht­e er mit einer revolution­ären Idee: „Wir wollen ein permanente­s Zuhause, nicht nur auf der Trabrennba­hn und den Straßen fahren.“Er fand ein Grundstück im äußeren Nonntal an der Fürstenall­ee, wo am 22. April 1894, also vor fast genau 130 Jahren, der Spatenstic­h für eine Radrennbah­n erfolgte. Gebaut wurde eine 400 m lange Piste mit bis zu 1,80 m erhöhten Kurven und einer Tribüne. So etwas hatte es bis dahin in Österreich nicht gegeben (Wien-Hernals folgte erst 1920, Wr. Neustadt 1921).

Nach gut einjährige­r Bauzeit fand die Eröffnung durch Bürgermeis­ter Gustav Zeller statt. Trotz gleichzeit­igem Konzert der Rainer-Musik strömten am 23. Mai 1895 die Neugierige­n ins Nonntal, zahlten für den Stehplatz zehn und für den Platz auf der Tribüne 20 Kronen (im Zeitungsin­serat hatte es geheißen „Es wird ersucht, keine Hunde mitzunehme­n“). Die Sensation: Es kam zum Duell zwischen einem Fahrer auf dem Rad (vom Hochrad war man mittlerwei­le zum Niedrigrad umgestiege­n) und dem von der Münchner Firma Hildebrand & Wolfmüller gebauten ersten motorbetri­ebenen Fahrrad. Vier Runden duellierte man sich, am Ende hatte Radfahrer Edwin

Kütt die Nase vorne, seine Beinkraft war etwas stärker als das 2,5 PS-Gefährt aus München. Die Lebenszeit von Rennbahn und Motor-Fahrrad war freilich nur kurz: Die Bahn wurde 1898 von einem Unwetter zerstört und nicht mehr aufgebaut, die Münchner Ingenieure waren kurz zuvor in Konkurs gegangen.

Salzburgs Radsport nistete sich mit Bahnrennen im Volksgarte­n ein und hatte viele Jahre später nochmals eine permanente Rennbahn. Auf dem Gelände des alten Austria-Sportplatz­es an der Roseggerst­raße in Lehen wurde auf Anraten von Rundfahrt-Sieger Richard Menapace ab März 1950 eine leicht überhöhte Makadam-Piste gebaut (gewalzter Schotter, gebunden mit Bitumen), auf der internatio­nale Rennen über 100 Runden und z. B. 1952 die Landesmeis­terschafte­n ausgetrage­n wurden. Hans Stubenvoll von den „Schwalben“war damals die Nummer eins, stark fuhren auch Franz Perfahl und der spätere legendäre Austria-SalzburgJu­gendleiter Hans Eckl. Als die Austria-Kicker 1953 in die Staatsliga aufstiegen, musste die Bahn einer neuen Tribüne weichen.

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BILD: SN/ARCHIV Auf der „Piste“der Salzburger Radrennbah­n.

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