Russland beginnt die Folgen der Sanktionen zu spüren
Immer wieder betont Russlands Präsident Wladimir Putin, dass die russische Wirtschaft den Sanktionen standhalte, ja sogar noch wachse. Neue Zahlen sprechen eine andere Sprache. Der russische Energieriese Gazprom wird nach britischer Einschätzung noch jahrelang die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine spüren. Grund seien die schlechten Beziehungen mit den bisherigen Hauptabnehmern im Westen seit der russischen Invasion der Ukraine 2022, teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Dass es der Staatskonzern nicht geschafft habe, seine Exportabhängigkeit vom europäischen Markt zu lösen, werde die Gewinne vermutlich bis 2030 belasten. Gazprom hatte zuletzt den ersten Nettoverlust seit 1999 gemeldet.
Die Umleitung auf alternative Märkte habe nur fünf bis zehn Prozent der Verluste in Europa im vergangenen Jahr aufgefangen, hieß es in London weiter. Die Ukraine verteidigt sich seit Februar 2022 gegen den Angriff Russlands. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seitdem regelmäßig Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
Ein weiterer Faktor, der den russischen Wirtschaftsmotor aus dem Takt bringt: Aus Angst vor US-Strafen hat ein Großteil der chinesischen und türkischen Banken aufgehört, Zahlungen von sanktionierten russischen Kunden oder für Waren, die auf der Sanktionsliste stehen, anzunehmen. Deshalb schrumpfte der Import aus China laut Bloomberg im März zum ersten Mal seit Mitte des Jahres 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat, und das gleich um 15,7 Prozent.
Die Sanktionen beginnen zu greifen, auch wenn sie ihr Ziel noch nicht erreicht haben. Am Wochenende wurden aus der ukrainischen Grenzregion Charkiw 4000 Menschen in Sicherheit gebracht, weil heftige Kämpfe toben und die russische Armee Teilerfolge erzielen konnte.