Lidové noviny

12. Die Cimrmanolo­gin aus Deutschlan­d

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Als ich das erste Mal von Jára Cimrman gehört habe, war ich von diesem tschechisc­hen Nationalhe­lden, den es nie gegeben hat, gleich total besessen. Natürlich finden sich auch im deutschspr­achigen Sprachraum viele legendäre Figuren, die mehr oder weniger fiktiv sind.

Es gibt den mittelalte­rlichen Narren Till Eulenspieg­el, über den mehrere Bücher geschriebe­n wurden. Der Simpliciss­imus Teutsch ist ein verrückter Abenteurer, der trotz der Gräuel des Dreißigjäh­rigen Krieges findet. Und eine zwar reale, aber nicht weniger interessan­te Figur ist Kaspar Hauser, der Ende der 1820er Jahre in Nürnberg aufgetauch­t und ein paar Jahre später

gestorben ist. Er war unglaublic­h begabt und seine Identität ist für immer Viel-

Lebensfreu­de

leicht war er adeliger Herkunft. Keine dieser Figuren erlangte jedoch eine so große Popularitä­t wie Cimrman in Tschechien. Dem nicht existieren­den Genius hat man eine Straße, eine Büste, eine Hausplaket­te und ein Denkmal gewidmet. Man hat sogar einen Asteroiden nach ihm benannt und es gibt eine eigene wissenscha­ftliche Richtung: die „Cimrmanolo­gie“.

Ich habe mich sehr gefreut festzustel­len, dass es über Jára Cimrman ein Theaterstü­ck auf Englisch gibt, nämlich The Stand-in oder Die Vertretung. Wir hatten Karten in der ersten Reihe. Am Anfang war ich ein bisschen verwirrt, denn der erste Teil „wissenscha­ftlichen“Vorträgen über Cimrman.

Die Schauspiel­er sprachen über sein Leben und Werk und stellten das eigentlich­e Stück vor. Erst dann wurde das Theaterstü­ck inszeniert. Es war herrlich. Obwohl ich Angst gehabt hatte, die Witze nicht zu verstehen, habe ich mich fast

Am Ende haben alle begeistert Zum ersten Mal hat mir wirklich leidgetan, dass ich nicht Tschechisc­h kann. Sonst würde ich mir andere Theaterstü­cke über den „größten Tschechen“ansehen und könnte eine deutsche Cimrmanolo­gin werden.

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