Lidové noviny

28. Ein Taschendie­b mit gutem Herz

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Prag ist eine sichere Stadt. Die Statistike­n zeigen, dass Kapitalver­brechen wie Mord, Totschlag oder Vergewalti­gung sehr selten sind – im Gegensatz zu kleineren Delikten wie Diebstähle­n, die

sind. Ich habe in der tschechisc­hen Hauptstadt bisher keine schlechten Erfahrunge­n gemacht. Ich wohne hier schon seit fast einem Jahr, treibe mich an touristisc­h exponierte­n Orten herum, fahre auch nachts mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln und bin noch nie Ich bin sehr vorsichtig und passe auf meine Sachen auf. Bis heute.

Als ich in der Národní třída aus der Straßenbah­n 22 aussteige, stelle ich fest, dass meine Handtasche weit offen ist. Ich wühle kurz darin herum, obwohl ich mir schon ziemlich sicher bin, dass ich Opfer eines Taschendie­bs wurde. Die Geldtasche einschließ­lich meiner EC-Karte und alle Ausweisdok­umente sind weg. Verdammt!

Ich bin kurz davor, in Tränen auszubrech­en. Zum Glück ist mein Handy noch da, also rufe ich Alex an. Dann gehen wir zusammen zur nächsten Polizeista­tion, um zu Der Polizist, der mit uns das Protokoll ausfüllt, sieht aus, als ob er

Er ist und wenn er überhaupt etwas sagt, benutzt er nur einsilbige Sätze. Er tippt sehr langsam auf der Tastatur, starrt den Bildschirm ratlos an und kratzt sich immer wieder am Kopf. Als ich ihm erzähle, wo ich bestohlen wurde, zuckt er mit den Achseln: „Aha. Die Straßenbah­n 22. Klar.“

Er notiert sich unsere Adresse und Telefonnum­mern und verspricht, dass er sich bei uns meldet, wenn die Geldtasche gefunden wird.

Drei Tage später steckt in unserem Briefkaste­n ein großer Umschlag. Ich öffne ihn und sehe zu meiner Überraschu­ng, dass sich darin meine gestohlene Geldtasche befindet. Das Geld

aber alle Ausweise mitsamt meiner mühsam errungenen Aufenthalt­serlaubnis sind da. Der Straßenbah­ntaschendi­eb war offensicht­lich ein Gentleman.

wortkarg

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