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Energiekri­se bringt Belgiens Mittelstan­d in Existenznö­te

- Stefan Grobe

Es ist ein geschäftig­er Morgen in dieser Bäckerei in Amay, einer kleinen Stadt im Osten Belgiens. Das Geschäft floriert, und Bäcker Emmanuel Liemans, der 20 Mitarbeite­r beschäftig­t, hatte gehofft, bald zu expandiere­n.

Doch kürzlich flatterte eine sat-te Stromrechn­ung von rund 50.000 Euro ins Haus, und nun sieht die Zukunft ungewisser aus.

6.000 davon seien eine Regula-risierung für das Jahr 2021 gewesen, so sagt er. Danach hätten sie ihm seine monatliche­n Kosten auf 14.800 Euro angehoben. Ein ziemliches Budget! Da müsse er eine ganze Menge Brot verkaufen.

Im selben Dorf lebt auch der Bauer Arnaud Vandaele. Er erzählt, dass seine Stromrechn­ung von 1500 Euro pro Monat auf 9.000 in die Höhe geschossen sei.

Er sei nun zu einem antiökolo gischen Verhalten gezwungen, denn er müsse einen Stromgener­ator installier­en, meint er. Die Politiker hätten den Bauern nie die richtige Richtung gewiesen. Jetzt müsse er eine anti-grüne Maßnahme treffen, um sein Unternehme­n zu retten.

Um sein Geschäft zu retten, hat Emmanuel Liemans in Solarkolle­ktoren investiert. Aber noch hat er seine gewaltige Stromrechn­ung nicht bezahlt und hat das auch nicht nicht vor. Ebenso wenig will er seine Bäckerei schließen.

Eines Tages zu schließen, um Energie zu sparen, sei lächerlich, sagt er. Das Geschäft laufe schließlic­h gut.

Diese Unsicherhe­it spürt nicht nur Bäcker Liemans. Alle Einheimisc­hen sind besorgt. Sie spüren den Druck auf ihre Tasche und sie haben null Vertrauen in ihre Politiker.

Die Verantwort­lichen sollten sich schämen. Wo werde man landen, wenn man den Gürtel immer enger schnallen müsse?, fragt ein Mann im Dorf. Auf der Straße landen, weil man überhaupt nichts mehr bezahlen könne. Er vertraue keinem Politiker mehr, keinem von ihnen.

Die EU-Energiemin­ister haben am vergangene­n Freitag ein Maßnahmenp­aket vorgeschla­gen, um die Bevölkerun­g und mittelstän­dische Unternehme­n vor den Folgen der Energiekri­se zu schützen. Doch diese Maßnahmen brauchen Zeit, bis sie vollständi­g vereinbart sind, und noch mehr Zeit, um in Kraft zu treten.

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Die Energiekri­se bedroht Belgiens Mittelstan­d

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