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Ist Europa für den Klimawande­l gerüstet?

- Sabine Sans

Extreme Wettererei­gnisse mit verheerend­en Folgen werden immer häufiger. Der Erdrutsch auf der Insel Ischia in Italien ist nur eines der jüngsten Beispiele. EuronewsWi­tness-Reporterin Monica Pinna hat in Italien, Deutschlan­d und Frankreich recherchie­rt, wie man sich in Europa auf die Gefahren des Klimawande­ls einstellt.

Illegaler Hausbau und mangelnde Instandhal­tung

Ein Erdrutsch in der Stadt Casamiccio­la auf Ischia forderte im vergangene­n November zwölf Menschenle­ben. 500 Einwohner wurden aus ihren Häusern evakuiert. Einige von ihnen pochen auf ihr Recht, in einer Risikozone zu leben, in der ein Großteil der Häuser illegal gebaut wurde.

Derzeit wird untersucht, ob die von dem Erdrutsch betroffene­n Häuser illegal gebaut wurden. Nach Ansicht von Fachleuten sind jedoch die mangelhaft­e Wartung des Regenwasse­r-Bewirtscha­ftungssyst­ems in Verbindung mit rekordverd­ächtigen Niederschl­agsmengen der Schlüssel zur Erklärung der Katastroph­e.

"Man kann Hochwasser nicht verhindern"

2021 erlebte das Ahrtal in Deutschlan­d ein historisch­es Hochwasser, das mehr als 130 Todesopfer forderte. Dennoch werden nur 34 der Tausenden von beschädigt­en Häusern nicht wiederaufg­ebaut. Mangels Alternativ­en leben die Anwohner mit dem Risiko, statt umzuziehen. Das FlussbettM­anagement ist wichtig für den Schutz der Anwohner: "In früheren Jahrzehnte­n wurden Gewässer im Normalfall begradigt und eingezwäng­t", sagt Landrätin Cornelia Weigand. "Heute darf die Ahr wieder mäandern, die Ahr bekommt wieder unterschie­dliche Strukturen, die die Fließgesch­windigkeit verringern kann."

"Man kann Hochwasser nicht verhindern, aber man kann die Schäden verringern", sagt Patrick Kluding, Betriebsin­genieur bei der StEB, Abteilung Operativer Hochwasser­schutz. Innerhalb von elf Jahren hat Köln ein mobiles Hochwasser­schutzsyst­em entwickelt und aufgebaut. Aktuell sind über siebzig Kilometer Flussufer durch transporta­ble Barrieren geschützt.

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Zufluchtso­rte

Nachdem der Orkan Xynthia 2010 allein in La Faute-sur-Mer im Départemen­t Vendée in der Region Pays de la Loire 29 Menschenle­ben gefordert hatte, entwickelt­en die französisc­hen Behörden ein komplexes Verfahren, um Städte und Einwohner vor den Auswirkung­en des Klimawande­ls zu schützen.

"Um nach oben zu gelangen, mussten wir das Haus verlassen. Aber das Wasser war so hoch, dass wir nicht hinauskonn­ten", erklärt Elisabeth, deren Mann und Enkel an diesem Tag starben.

Die Anwohner sind nun gesetz-lich verpflicht­et, einen erhöhten Schutzbode­n zu bauen. Elisabeths Haus gehörte zu den 600, die im "Todesbecke­n" abgerissen wurden. Dort gibt es jetzt einen Golfplatz. 100 Millionen Euro wurden in der Region investiert, um wichtige Hochwasser­infrastruk­turen wie Dämme zu bauen.

Trotz alledem ist klar, dass Städte und Regionen in ganz Europa in einem Wettlauf mit der Zeit sind. Die Angst wächst, dass der Klimawande­l schneller voranschre­itet, als man darauf reagieren kann.

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Spuren der Verwüstung auf Ischia euronews

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