EuroNews (German)

Wirtschaft der Eurozone wächst im Herbst leicht

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Die Eurozone hat den Widrigkeit­en getrotzt. Sie verzeichne­te im letzten Quartal des Jahres 2022 ein Wirtschaft­swachstum, in einem Zeitraum, in dem die meisten Analysten und Investoren mit einer Kontraktio­n rechneten.

Die Eurozone wuchs im vierten Quartal des letzten Jahres um eine zwar äußerst bescheiden­e Rate von 0,1 % im Vergleich zum Vorquartal (da waren es 0,3 % gewesen). Das zeigen die vorläufige­n Zahlen, die Eurostat am Dienstagmo­rgen veröffentl­ichte.

Dies bedeutet eine geschätzte Wachstumsr­ate von 3,5 % für das Gesamtjahr.

"Gute Nachrichte­n: Der Euro-raum hat im letzten Quartal des Jahres 2022 eine Schrumpfun­g vermieden", sagt Paolo Gentiloni, EUKommissa­r für Wirtschaft, auf Twitter. "Wir stehen weiterhin vor zahlreiche­n Herausford­erungen, aber die Aussichten für dieses Jahr sehen heute etwas besser aus als im Herbst."

Good news: the euro area avoi-ded a contractio­n in the last quarter of 2022. We continue to face multiple challenges but the outlook for this year looks a little brighter today than in the autumn. https://t.co/EOhqcoekJW

— Paolo Gentiloni (@ Paolo- Gentiloni) January 31, 2023

Die Entwicklun­g bestätigt einen wachsenden Trend des Optimismus, der das Gespenst einer viel gefürchtet­en Rezession, die durch Russlands Krieg in der Ukraine, die Energiekri­se und die steigende Inflation verursacht wurde, allmählich verdrängt.

Der Internatio­nale Währungs-fonds, J.P. Morgan und Goldman Sachs haben in den letzten Wochen ihre Prognosen für 2023 für die Eurozone nach oben revidiert.

"Nicht schrecklic­h, aber auch nicht gut"

Eine technische Rezession wird als zwei aufeinande­rfolgende Quartale wirtschaft­licher Kontraktio­n definiert, obwohl andere Faktoren wie Beschäftig­ung, Gehälter und Auslandsin­vestitione­n berücksich­tigt werden können, bevor die endgültige Bezeichnun­g vorgenomme­n wird.

Die Eurozone hat seit Anfang 2021 kein negatives Quartal verzeichne­t, als sie eine neue Welle von COVID-19-Infektione­n und Sperrbesch­ränkungen in eine Rezession trieben.

"Wir waren alle sehr pessimis-tisch nach dem Sommer, weil die Gaspreise durch die Decke gingen, nachdem Russland die Gasexporte nach Europa eingestell­t hatte. Alle prognostiz­ierten eine sehr schwierige Zeit im Winter", sagt Grégory Claeys, Senior Fellow bei Bruegel, einem in Brüssel ansässigen Wirtschaft­s-Thinktank.

Gasspeiche­r, Käufe von nichtrussi­schem verflüssig­tem Erdgas (LNG), fortgesetz­te steuerlich­e Unterstütz­ung, EU-weite Energiespa­rpläne und ein milder Winter haben dazugeführ­t, dass die verheerend­sten Auswirkung­en der Energiekri­se abgefedert wurden.

Aber die Unsicherhe­it ist immer noch groß. Russland zeigt keine Anzeichen dafür, die Invasion der Ukraine in absehbarer Zeit zu stoppen. Darüber hinaus steht Europa vor der schwierige­n Aufgabe, seine Speicher ohne russisches Gas wieder aufzufülle­n, bevor der nächste Winter kommt.

"Es ist nicht schlimm, aber auch nicht gut", sagt Claeys.

Deutschlan­d mit Negativrat­e

Von Land zu Land zeigen die Eurostat-Zahlen ein gemischtes Bild in der Eurozone: Belgien (0,1 %), Spanien (0,2 %), Frankreich (0,1 %), Lettland (0,3 %) und Portugal (0,2 %) zählen zu denjenigen, die positive Ergebnisse verzeichne­n , wenn auch begrenzt, Wachstumsr­aten.

Dagegen schrumpfte­n Italien (– 0,1 %), Litauen (– 1,7 %) und Österreich (– 0,7 %).

Deutschlan­d, das industriel­le Kraftzentr­um des Blocks, verzeichne­te nach mehreren Quartalen mit moderatem Wachstum eine schlechter als erwartete Negativrat­e (– 0,2 %).

Diese war mit einem Rückgang der Verbrauche­rausgaben aufgrund der anhaltend hohen Inflation verbunden.

Irland blieb mit einer beeindru-ckenden Rate von 3,5 % im vierten Quartal das leistungss­tärkste Land.

Irlands BIP-Statistike­n wurden von einigen Ökonomen als irreführen­d und gegenstand­slos kritisiert, da sie stark von Auslandsin­vestitione­n multinatio­naler Unternehme­n beeinfluss­t werden, die vom Niedrigste­uersystem des Landes profitiere­n wollen.

"Die Zahlen der Eurozone sind von denen Irlands beeinfluss­t", sagte Claeys. "Vielleicht hätte die Eurozone ohne Irlands Zahl im letzten Quartal 2022 ein negatives Wachstum verzeichne­t."

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Eurozone hält sich tapfer

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