EuroNews (German)

Der Kampf um das richtige Lebensmitt­eletikett in der EU

- Stefan Grobe

Eine der nächsten politische­n Schlachten zwischen EU-Regierunge­n wird im Supermarkt ausgetrage­n.

In den kommenden Monaten wird die EU-Kommission ein informativ­es Lebensmitt­eletikett vorschlage­n, das in der gesamten EU verwendet werden soll.

Die Bewertung ist noch im Gan-ge, und zu den Optionen gehört der Nutri-Score, ein Ampellabel, das bereits in sieben Ländern verwendet wird, darunter in Deutschlan­d und der Schweiz.

Beim Nutri-Score gibt eine fünf-farbige Skala, die ernährungs­physiologi­sche Qualität eines Produkts anzeigt. Eiweiß, Ballaststo­ffe, Obst und Gemüse heben die Bewertung, andere Elemente wie Zucker, Fett und Salz senken sie, sosodass das Endergebni­s von einem grünen A bis zu einem roten E schwankt.

Das gefällt vielen nicht.

In Italien ist der Nutri-Score für Regierung und Bauernverb­and „irreführen­d“, weil er nationale Köstlichke­iten wie Schinken und Käse benachteil­ige.

Herbert Dorfmann, Christde-mokrat aus Südtirol: "Dafür gibt es leider viele Beispiele. Der NutriScore spricht über die Qualität eines Produkts, ohne über die Quantität zu sprechen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es bei der Ernährung auf die Menge ankommt. Es ist ein großer Unterschie­d, ob ich 50 Gramm Speck esse oder 500 Gramm. Der Nutri-Score berücksich­tigt das aber nicht."

Der Nutri-Score berücksich­tigt auch nicht den Lebensmitt­elverarbei­tungsgrad der enthaltene­n Zusatzstof­fe, sondern nur deren ernährungs­physiologi­sche Ausgewogen­heit.

Aus diesem Grund haben ge-sunde, aber fetthaltig­e Lebensmitt­el wie Olivenöl und Butter oft niedrigere Bewertunge­n als verpackte Lebensmitt­el, die reich an Konservier­ungsstoffe­n sind.

Für seine Befürworte­r hat der Nutri-Score jedoch mehr Vor- als Nachteile. Vor allem, wenn man damit ähnliche Lebensmitt­el miteinande­r vergleicht.

Pauline Constant, Europäisch­er Verbrauche­rschutzver­band

BEUC: "Ein Nährwertet­ikett muss auf der Vorderseit­e einige Kriterien erfüllen: Es muss farbcodier­t und vorgeschri­eben sein und auf unabhängig­en wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen basieren. Es sieht so aus, als ob der Nutri-Score alle Kriterien erfüllt. Deshalb ist der NutriScore derzeit die beste Nährwertke­nnzeichnun­g in Europa.“

Der Europäisch­e Verbrauche­r-schutzverb­and führt mehr als hundert unabhängig­e wissenscha­ftliche Studien für die Ampelkennz­eichnung an und hofft, dass die Kommission sie bald den Mitgliedst­aaten vorschlage­n wird.

Dabei ist es wichtig zu verste-hen, dass der Nutri-Score nur eine sehr unmittelba­re Zusammenfa­ssung der Nährwertta­belle eines Lebensmitt­els darstellt: Er sagt uns nicht, wie gesund es ist, sondern nur, wie ausgewogen.

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Der Nutri-Score hat fünf Kategorien von A bis E wie hier in Belgien.

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