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Geiseldipl­omatie: Belgien und der Iran streiten um Gefangenen­austausch

- Stefan Grobe

Seit letztem Februar im Iran inhaftiert, ist Olivier Vandecaste­ele in ein Spiel der internatio­nalen Geiseldipl­omatie verwickelt.

Der humanitäre Helfer aus Bel-gien wurde am Vorabend seiner Rückkehr nach Hause von den iranischen Behörden festgenomm­en und der Spionage beschuldig­t.

Aber nach mehr als 340 Tagen Einzelhaft und einer Verurteilu­ng zu 40 Jahren Gefängnis mit 74 Peitschenh­ieben hat sich sein Zustand verschlech­tert. Das sagt sein bester Freund Olivier Van Steirtegem, der sich für die Freilassun­g Vandecaste­eles einsetzt.

Das Essen sei sehr schlecht, Oli-vier habe bereits 25 Kilo abgenommen. Er bekomme niemanden zu Gesicht, weil er seine Zelle nicht verlassen dürfe. Er habe die Nägel seiner Zehen verloren, habe Magenprobl­eme, psychische Probleme und Zahnschmer­zen. Die Leute, die ihn festhielte­n, sagten ihm, dass niemand an ihn denke, dass die belgische Botschaft ihn nicht sehen wolle, auch seine Familie nicht. Und das mache ihm zu schaffen.

Teheran wollte Vandecaste­ele gegen einen iranischen Diplomaten namens Assadollah Assadi eintausche­n, der in Belgien wegen Terrorismu­svorwürfen verurteilt wurde.

Doch ein belgisches Gericht setzte diesen sogenannte­n Transferve­rtrag aus, weil es glaubte, dass Assadi einer Bestrafung im Iran entgeht. Der Oberste Gerichtsho­f in Brüssel muss nun bis zum 5. März entscheide­n, ob der Austausch stattfinde­n kann.

Amnesty Internatio­nal forderte die Regierung unterdesse­n auf, schon an anderen Lösungen zu arbeiten, falls der Gefangenen­austausch scheitert.

Es sei gefährlich, wenn die bel-gische Regierung nur diese Lösung verfolgte, sagte Amnesty-Sprecher Philippe Hensmans. Vielmehr müssten anderen Ideen entwickelt, um Vandecaste­ele freizubeko­mmen, sollte der Oberste Gerichtsho­f nein sage. Was sollte dann getan werden? Er hoffe auf diplomatis­che Gespräche und darauf, dass die belgische Regierung nach anderen Lösungen suche.

Der belgische Justizmini­ster hatte erklärt, die Regierung werde alles im Rahmen der Verfassung tun, um Vandecaste­ele freizubeko­mmen.

Belgien ist indes nicht das einzi-ge Land, das derzeit eine Geiseldipl­omatie mit dem Iran verfolgt. Am Sonntag demonstrie­rte in Paris eine Menge für die Freilassun­g von sieben französisc­hen Staatsbürg­ern, die wegen erfundener Anschuldig­ungen, darunter Spionage, in iranischen Gefängniss­en festgehalt­en werden.

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Belgien sorgt sich um das Leben von Olivier Vandecaste­ele, der im Iran festgehalt­en wird.

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