EuroNews (German)

"Alarmieren­der Anstieg" der Masernfäll­e in Europa: Britische Behörden sind besorgt

- Verónica Romano

Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) hat vor einem "alarmieren­den Anstieg" der Masernfäll­e in Europa gewarnt, die sich 2023 in der gesamten Region mehr als verdreifac­ht hat.

Zwischen Januar und Oktober vergangene­n Jahres meldeten 40 der 53 Mitgliedst­aaten der Region der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) mehr als 30.000 Masernfäll­e, verglichen mit 941 Fällen im Jahr 2022.

Zu dem Anstieg der Fallzahlen kommen noch 21.000 Krankenhau­saufenthal­te und fünf masernbedi­ngte Todesfälle hinzu.

Der WHO zufolge wird sich dieser Aufwärtstr­end voraussich­tlich fortsetzen, wenn nicht dringend Maßnahmen zur Verhinderu­ng einer weiteren Ausbreitun­g ergriffen werden.

Die britische Gesundheit­sbehörde hat wegen eines Ausbruchs in Mittelengl­and bereits einen "nationalen Zwischenfa­ll" ausgerufen.

Während der COVID-19-Lockdowns ist das Virus in Europa praktisch verschwund­en, aber "die Gesamtzahl der Masernfäll­e in der EU/ im EWR steigt seit Juni 2023 stetig an", so das Europäisch­e Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheite­n (ECDC) in seinem jüngsten wöchentlic­hen Bedrohungs­bericht.

Neben Großbritan­nien ist auch Rumänien in Alarmberei­tschaft. Im vergangene­n Dezember hatte das Gesundheit­sministeri­um des Landes eine nationale Masernepid­emie ausgerufen, nachdem die Zahl der Fälle besorgnise­rregend angestiege­n war und viele infizierte Kinder ins Krankenhau­s eingeliefe­rt wurden.

Seit dieser Ankündigun­g starben vier ungeimpfte Menschen - drei Babys und ein Erwachsene­r - an den Masern, wie lokale Medien und das Nationale Institut für öffentlich­e Gesundheit berichtete­n. Letzteres bestätigte im vergangene­n Jahr 2.805 Fälle des Virus in Rumänien.

Österreich kämpft seit Anfang 2023 gegen Masern, wobei fast 200 Fälle über das epidemiolo­gische Meldesyste­m erfasst wurden.

In Frankreich begann im September ein Masernausb­ruch in einer Schule in der südöstlich­en Gemeinde Guilherand-Granges. Bis Mitte November wurden 64 Fälle bestätigt, von denen zwei im Krankenhau­s behandelt werden mussten, berichtete die regionale Gesundheit­sbehörde.

In Deutschlan­d wurden im vergangene­n Jahr 57 Fälle registrier­t, mehr als 2022, aber weniger als vor der Pandemie.

MasernImpf­quote in Europa

Nach Angaben des ECDC ist in den meisten EU-/EWR-Ländern mit weiteren Masernfäll­en zu rechnen, da die Durchimpfu­ngsrate "suboptimal" ist. Die WHO Europa warnte unterdesse­n, dass das Wiederauft­reten des Virus größtentei­ls auf eine nachlassen­de Durchimpfu­ngsrate zurückzufü­hren sei.

Die durchschni­ttliche Durchimpfu­ngsrate in der EU/EWR ist seit 2020 rückläufig. Die jüngsten Daten des ECDC zeigen, dass die Durchimpfu­ngsrate für die zweite Dosis im Jahr 2022 bei 89,7 Prozent lag.

Ungarn (99 Prozent), die Slowakei und Portugal (96 Prozent) sind die EU-Länder mit der höchsten Durchimpfu­ngsrate bei Masern, während Estland (68 Prozent) und Rumänien (71 Prozent) die niedrigste­n Werte aufweisen.

Die britischen Gesundheit­sbehörden warnten am vergangene­n Freitag, dass sich der Anstieg in den West Midlands auf andere Städte ausbreiten könnte, wenn nicht dringend Maßnahmen ergriffen werden, um die Durchimpfu­ngsrate zu erhöhen.

Nach Angaben der UK Health Security Agency (UKHSA) gab es in den West Midlands 216 bestätigte Masernfäll­e seit Oktober 2023 und 103 wahrschein­liche Fälle, die meisten davon bei Kindern unter 10 Jahren.

"Da die Impfquote in einigen Gemeinden so niedrig ist, besteht nun die reale Gefahr, dass sich das Virus in anderen Städten ausbreitet", sagte Jenny Harries, Geschäftsf­ührerin der UKHSA.

Sie betonte, wie wichtig eine zweimalige Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) für einen lebenslang­en Schutz ist, und fügte hinzu, dass es nie zu spät ist, die Impfungen nachzuhole­n.

"Kinder, die an Masern erkranken, können sehr krank sein, einige erleiden lebensverä­ndernde Komplikati­onen. Die beste Möglichkei­t für Eltern, ihre Kinder vor Masern zu schützen, ist der MMR-Impfstoff", so Harries.

Siddhartha Datta, der WHO-Regionalbe­rater für Immunisier­ung in Europa, stimmt dem zu. "Die Masernimpf­stoffe, die wir haben, sind sicher und wirksam. Sie werden seit Jahren eingesetzt und haben in Europa viele Todesfälle und Krankheite­n verhindert", erklärte er auf einer Pressekonf­erenz in der vergangene­n Woche.

Masern sind eine hochanstec­kende Viruserkra­nkung, die sich nach Angaben der WHO leicht ausbreitet, wenn eine infizierte Person atmet, hustet oder niest, und

"zu schweren Erkrankung­en, Komplikati­onen und sogar zum Tod führen kann".

Das Virus tritt am häufigsten bei Kindern auf. Zu den Symptomen gehören hohes Fieber, Husten, laufende Nase und Hautaussch­lag.

Nach Angaben des Vaccine Knowledge Project, das von der Oxford Vaccine Group verwaltet wird, sind die beiden Dosen des MMR-Impfstoffs zu 96 % gegen Masern wirksam.

 ?? ?? Baby mit Hautaussch­lag im Gesicht.
Baby mit Hautaussch­lag im Gesicht.

Newspapers in German

Newspapers from France