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Spanien und Irland fordern: EUAbkommen mit Israel "überprüfen"

- Jorge Liboreiro

In einem gemeinsame­n Schreiben an Ursula von der Leyen, das am Mittwochmo­rgen verschickt wurde, äußern die beiden Staats- und Regierungs­chefs ernste Bedenken über Israels Militärakt­ion und mögliche Verstöße gegen die Menschenre­chte und das Völkerrech­t und verweisen auf die jüngste Resolution der Generalver­sammlung der Vereinten Nationen und das Urteil des Internatio­nalen Gerichtsho­fs, wonach einige der israelisch­en Aktionen unter die Völkermord­konvention fallen könnten.

Unter den 27 Mitgliedst­aaten der EU gelten Spanien und Irland zusammen mit Belgien als die kritischst­en Stimmen gegenüber der Regierung von Benjamin Netanjahu und haben sich über die Pläne zur Anerkennun­g des Staates Palästina hinweggese­tzt.

"Die schrecklic­hen Terroransc­hläge der Hamas und anderer bewa neter Gruppen rechtferti­gen keine Verstöße gegen das (humanitäre Völkerrech­t) bei der militärisc­hen Reaktion mit den daraus resultiere­nden Folgen für die Zivilbevöl­kerung in Gaza", schreiben Sánchez und Varadkar.

"Wir haben deutlich gemacht, dass ein sofortiger humanitäre­r Wa enstillsta­nd dringend erforderli­ch ist, um weiteren unumkehrba­ren Schaden für die Menschen in Gaza zu verhindern."

Die beiden Staats- und Regierungs­chefs äußerten sich besorgt über Berichte, wonach Israel in Kürze eine Bodenopera­tion in Rafah, der Grenzstadt im Süden des Gazastreif­ens, starten könnte, in der mehr als eine Million Zivilisten Zu ucht suchen. Die israelisch­e Regierung behauptet, Rafah sei die letzte Hochburg der Hamas, die sie als Reaktion auf die Anschläge vom 7. Oktober zu zerschlage­n gelobt hat.

Diese O ensive, so heißt es, werde eine "noch größere humanitäre Katastroph­e" verursache­n.

Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheit­sministeri­ums in Gaza hat der Krieg bereits mehr als 28.000 Palästinen­ser getötet, darunter 12.000 Kinder und 8.000 Frauen.

"Wir fordern die Kommission auf, dringend zu überprüfen, ob Israel seinen Verp ichtungen nachkommt, auch im Rahmen des Assoziieru­ngsabkomme­ns zwischen der EU und Israel, das die Achtung der Menschenre­chte und der demokratis­chen Grundsätze zu einem wesentlich­en Element der Beziehunge­n macht", so Sánchez und Varadkar.

Wenn die Kommission zu dem Schluss komme, dass ein solcher Verstoß vorliege, solle sie den Mitgliedst­aaten "geeignete Maßnahmen" vorschlage­n, fügten sie hinzu, ohne zu präzisiere­n, welche.

"Die Umsetzung der Zwei-Staaten-Lösung ist der einzige Weg, um sicherzust­ellen, dass sich dieser Kreislauf der Gewalt nicht wiederholt. Die EU hat die Verantwort­ung, Maßnahmen zu ergreifen, um dies zu verwirklic­hen", so die Ministerpr­äsidenten abschließe­nd.

Ein Sprecher der Kommission bestätigte, dass das Schreiben "vor wenigen Minuten" eingegange­n sei, und lehnte es ab, sich zu möglichen weiteren Schritten zu äußern.

"Wir fordern alle Seiten auf, das Völkerrech­t zu respektier­en, und wir stellen fest, dass es eine Rechenscha­ftsp icht für Verletzung­en des Völkerrech­ts geben muss", sagte der Sprecher.

"Die EU unterstrei­cht immer wieder, wie wichtig es ist, den Schutz aller Zivilisten zu jeder Zeit im Einklang mit dem humanitäre­n Völkerrech­t zu gewährleis­ten, und sie bedauert jeden Verlust von Menschenle­ben unter der Zivilbevöl­kerung. Die EU wird diese Botschaft weiterhin in all ihren Erklärunge­n, aber auch auf bilaterale­r Ebene in ihren Kontakten mit den israelisch­en Behörden übermittel­n."

Das Assoziieru­ngsabkomme­n zwischen der EU und Israel, das seit dem Jahr 2000 in Kraft ist, ist das wichtigste Rechtsinst­rument, das die bilaterale­n Beziehunge­n zwischen den beiden Partnern regelt und unter anderem den politische­n Dialog, den Handel, den Wettbewerb, die Technologi­e, die Wissenscha­ft, die Innovation und den Kampf gegen Antisemiti­smus, Fremdenfei­ndlichkeit und Rassismus umfasst.

In Artikel 2 heißt es, dass die Beziehunge­n "auf der Achtung der Menschenre­chte und der Grundsätze der Demokratie beruhen, von denen sich beide Seiten in ihrer Innen- und Außenpolit­ik leiten lassen und die ein wesentlich­es Element dieses Abkommens sind".

Darüber hinaus erhält Israel jährlich rund 1,8 Millionen Euro im Rahmen der Europäisch­en Nachbarsch­aftspoliti­k der EU und ist ein assoziiert­es Land von Horizont Europa, dem mit 95,5 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021-2027 ausgestatt­eten Vorzeige-Forschungs­programm der EU.

 ?? ?? Der spanische Ministerpr­äsident Pedro Sánchez (links) und der irische Ministerpr­äsident Leo Varadkar (rechts) haben ein gemeinsame­s Schreiben unterzeich­net, in dem sie eine "dringende Überprüfun­g" des Assoziieru­ngsabkomme­ns zwischen der EU und Israel fordern.
Der spanische Ministerpr­äsident Pedro Sánchez (links) und der irische Ministerpr­äsident Leo Varadkar (rechts) haben ein gemeinsame­s Schreiben unterzeich­net, in dem sie eine "dringende Überprüfun­g" des Assoziieru­ngsabkomme­ns zwischen der EU und Israel fordern.

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