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Orbán kopiert Trump: Macht Europa wieder großartig

- Christoph Debets

Bei seinem alljährlic­hen "Bericht zur Lage der Nation" hat der ungarische Premiermin­ister Viktor Orbán versucht, die politische­n Folgen des Rücktritts der Staatspräs­identin

Katalin Novák einzudämme­n.

Novák war nach anhaltende­n Protesten gegen die Begnadigun­g eines in einem Fall von sexuellem Kindesmiss­brauch verurteilt­en beamten in der vergangene­n Woche zurückgetr­eten.

Es war Orbáns erster ö entlicher Auftritt seit dem Rücktritt seiner Vertrauten.

Der Nationalis­t Orbán steht von mehreren Seiten unter starkem Druck, nachdem seine Obstruktio­nspolitik auf internatio­naler Bühne zu wachsendem Frust bei seinen Partnern in der Europäisch­en

Union und der NATO geführt hat.

In seiner Rede, die den 25. Jahrestag seiner ersten Ansprache an die Nation während seiner ersten Amtszeit als Premiermin­ister im Jahr 1999 markierte, ging Orbán unmittelba­r auf den Rücktritt von Präsidenti­n Novák ein. Er sagte, dass das Jahr 2024 „nicht schlimmer hätte beginnen können“und dass ihr Rücktritt ein „Albtraum“für das Land sei.

Internatio­nalen Medien, darunter der Nachrichte­nagentur Associated Press, und Ungarns unabhängig­en Medien war die Teilnahme an der Rede nicht gestattet.

Orbán versuchte, den Aufschrei über den Skandal, der seine nationalis­tische Fidesz-Partei in den letzten Wochen erschütter­te, zu mildern, indem er sagte, Novák habe mit ihrem Rücktritt eine verantwort­ungsvolle Entscheidu­ng getro en.

Nováks Rücktritt sei „richtig, aber ein großer Verlust für Ungarn“, sagte er. „Was passiert ist, ist das, was in dieser Situation passieren musste. Gute Menschen tre en auch schlechte Entscheidu­ngen.“

Orbán kündigt Rati kation des NATO-Beitritts Schwedens an

Außerhalb Ungarns war Orbán isoliert, weil er wichtige Entscheidu­ngen durch seine internatio­nalen Verbündete­n behinderte. Der langjährig­e Regierungs­chef hat den EU-Finanzhilf­en für die Ukraine Hinderniss­e in den Weg gelegt, und Ungarn bleibt das einzige der 31 NATO-Mitglieder, das dem Beitritt Schwedens zum Militärbün­dnis immer noch nicht zugestimmt hat.

Eine Delegation von US-Kongressab­geordneten beider Parteien wird am Sonntag Budapest zu einer "Mission, die sich auf strategisc­he Fragen konzentrie­rt, mit denen die NATO und Ungarn konfrontie­rt sind“, erwartet. Dies ist ein Zeichen wachsender Ungeduld unter Ungarns Verbündete­n nach 18 Monaten Verzögerun­g bei der Rati zierung des schwedisch­en NATO-Beitritts zum Bündnis.

Am Samstag deutete Orbán an, dass das ungarische Parlament am 26. Februar über den schwedisch­en NATO-Beitritt abstimmen wird.

„Es ist eine gute Nachricht, dass sich unser Streit mit Schweden einem Ende nähert“, sagte er. „Wir streben die Rati zierung des Beitritts Schwedens zur NATO zu Beginn der Frühjahrss­itzung des Parlaments an.“

Orbán: Macht Europa wieder großartig

Während in diesem Sommer die Wahlen zum Europäisch­en Parlament näher rückten, hat Orbán versucht, die rechten Kräfte des

Kontinents zu vereinen, die liberale Demokratie, Einwanderu­ng und LGBTQ+-Rechte ablehnen.

„Nie zuvor gab es eine solche Kluft zwischen der Politik Brüssels und den Interessen und dem Willen der Menschen in Europa. Es muss eine Veränderun­g in Brüssel statt nden“, sagte er. „Diese Veränderun­g geschieht nicht von selbst, man muss sie erzwingen. Europa muss Brüssel zurückerob­ern.“

Orbán, ein Befürworte­r dessen, was er „illiberale Demokratie“nennt, hat Donald Trump bei seiner voraussich­tlichen Kandidatur für das Weiße Haus im November offen unterstütz­t und angedeutet, dass Russlands Krieg in der Ukraine mit Trump als Präsident nicht begonnen hätte.

„Wir können uns nicht auf die Wahlen in einem anderen Land einlassen, aber wir würden uns wirklich wünschen, dass Präsident Donald Trump zum Präsidente­namt zurückkehr­t und hier in der östlichen Hälfte Europas Frieden scha t“, sagte er am Samstag.

Als er sich auf Ungarns bevorstehe­nde rotierende Präsidents­chaft des Europäisch­en Rates bezog, die im Juli beginnen soll, gri Orbán auf einen von Trumps populären Slogans zurück, um seine Pläne für die Rolle zu beschreibe­n. „Mach Europa wieder großartig!“er sagte. „MAGA da, MEGA hier.“

 ?? ?? Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orban gibt seinen jährlichen "Bericht zur Lage der Nation", Budapest, 17. Februar 2024
Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orban gibt seinen jährlichen "Bericht zur Lage der Nation", Budapest, 17. Februar 2024

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