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EU macht Moskau für Tod von Nawalny verantwort­lich

- Mared Gwyn Jones

Der 47-jährige Nawalny, das Gesicht der zum Schweigen gebrachten russischen Opposition, starb am Freitag im Gefängnis nach jahrelange­r politische­r Verfolgung durch den Staat.

Die EU, die Nawalnys unerschütt­erlichen Kampf für die russische Demokratie seit langem begrüßt, hatte zuvor versucht, Druck auf den Kreml wegen dessen systematis­cher Unterdrück­ung von Regierungs­kritikern auszuüben.

Am Freitag machten die EUStaatsun­d Regierungs­chefs Putins Russland für den Tod Nawalnys verantwort­lich, der Brüssel und die EU-Hauptstädt­e erschütter­t hat.

"Die EU macht das russische Regime (allein) für diesen tragischen Tod verantwort­lich", erklärte der Präsident des Europäisch­en Rates, Charles Michel, auf der Social-Media-Plattform X.

Der Hohe Vertreter der EU für Außenpolit­ik, Josep Borrell, schloss sich den Worten Michels an und sagte: "Um es klar zu sagen: Putin trägt die alleinige Verantwort­ung."

Ein Beamter des diplomatis­chen Arms der EU, der von Borrell geleitet wird, sagte auch, dass der Block Putins Russland direkt für

Navalnys Tod verantwort­lich macht.

"Russland hat ihm seine Freiheit und sein Leben genommen, aber nicht seine Würde", sagte Roberta Metsola, Präsidenti­n des Europäisch­en Parlaments.

"Alexej Nawalny starb nicht im Gefängnis, sondern durch die Brutalität des Kremls und sein Ziel, die Opposition um jeden Preis zum Schweigen zu bringen", sagte der litauische Präsident Gitanas Nausėda.

"Der Tod von Alexej Nawalny ist eine weitere düstere Erinnerung an das Schurkenre­gime, mit dem wir es zu tun haben - und warum Russland und alle Verantwort­lichen für jedes ihrer Verbrechen zur Rechenscha­ft gezogen werden müssen", sagte die estnische Abgeordnet­e Kaja Kallas, die Anfang dieser Woche vom Kreml auf die Fahndungsl­iste gesetzt wurde, weil sie angeblich mit dem historisch­en Gedenken zu tun habe.

"Putins Regime hat eines der letzten Symbole der Demokratie in Russland inhaftiert und nun zu Tode gefoltert", sagte die lettische Premiermin­isterin Evika Silina.

"Ich fordere Russland auf, die Unterdrück­ung der politische­n Opposition einzustell­en und alle politische­n Gefangenen freizulass­en", so Silina weiter.

Die drei baltischen EU-Staaten sind entschiede­ne Unterstütz­er Kiews und haben harte EU-Maßnahmen gegen Russland wegen seines Krieges in der Ukraine und der Repression im eigenen Land gefordert.

EU-Kommission­spräsident­in

Ursula von der Leyen sagte, sie sei "zutiefst bestürzt" über die Nachricht von seinem Tod. "Eine düstere Erinnerung daran, was Putin und sein Regime ausmachen", sagte sie.

Auch die belgischen, tschechisc­hen, niederländ­ischen, französisc­hen, deutschen, polnischen, spanischen, schwedisch­ne und belgischen Regierungs­chefs sprachen ihm ihren Respekt aus.

Größte Bedrohung für Putin ausgelösch­t

Nawalny galt als schärfster politische­r Gegner des russischen Präsidente­n Wladimir Putin und als größte Bedrohung für dessen Machtposit­ion.

Für seinen unermüdlic­hen

Kampf gegen Korruption und Menschenre­chtsverlet­zungen in Russland wurde er 2021 mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäisch­en Parlaments ausgezeich­net, obwohl der Kreml mehrfach versuchte, ihn zu bedrohen, zu foltern und zu vergiften.

Seine Tochter Daria Nawalnaja, die den Preis entgegenna­hm, während ihr Vater eine Gefängniss­trafe in einer russischen Zwangsarbe­itskolonie verbüßte, übermittel­te dem Europäisch­en Parlament in seinem Namen folgende Botschaft:

"Sagen Sie, dass es niemand wagen kann, Russland mit dem Putin-Regime gleichzuse­tzen. Russland ist ein Teil Europas und wir streben danach, ein Teil Europas zu werden", sagte sie 2021.

"Aber wir wollen auch, dass Europa nach sich selbst strebt, nach diesen großartige­n Ideen, die seinen Kern ausmachen. Wir streben nach einem Europa der Ideen, das die Menschenre­chte, die Demokratie und die Integrität feiert."

Im Jahr 2020 wurde Nawalny aus einem sibirische­n Krankenhau­s nach Deutschlan­d evakuiert, wo er behandelt wurde, nachdem er mit einem Nervenkamp­fsto vom Typ Nowitschok vergiftet worden war.

Trotz des o ensichtlic­hen Attentatsv­ersuchs durch das russische Regime kehrte er 2021 nach Russland zurück, wo er wegen Extremismu­s zu 19 Jahren Haft in einer Strafkolon­ie verurteilt wurde.

Ursprüngli­ch hatte er seine Strafe in einem Gefängnis in Zentralrus­sland verbüßt, wurde aber Ende letzten Jahres in eine Strafkolon­ie mit "Sonderrege­lung" oberhalb des Polarkreis­es verlegt.

Ein EU-Beamter sagte am Freitag, Navalny sei im Gefängnis "langsam getötet" worden.

Ein hochrangig­er EU-Beamter, der anonym bleiben wollte, sagte am Freitag, dass Nawalny jemand war, den wir wirklich bewunderte­n und schätzten" und dessen Kampf die EU seit Jahren verfolgt hatte.

Sein Tod wirft jedoch auch ein grelles Licht auf die Unfähigkei­t der EU, in den Jahren vor dem Krieg in der Ukraine ausreichen­d diplomatis­chen Druck auf Russland auszuüben, damit es seine Menschenre­chtsverp ichtungen einhält.

Im Jahr 2021, ein Jahr vor Ausbruch des Krieges, verhängte der Block im Rahmen des so genannten Magnitski-Gesetzes Sanktionen gegen russische Beamte, die für die Inhaftieru­ng Nawalnys verantwort­lich waren, einschließ­lich Reiseverbo­ten und Einfrieren von Vermögensw­erten.

Weitere Sanktionen wurden gegen Personen verhängt, die an der chemischen Vergiftung Nawalnys im November 2022, acht Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine, beteiligt waren.

Sein Tod wird auf dem Tre en der EU-Außenminis­ter am Montag in Brüssel erörtert werden.

Der Beamte fügte hinzu, dass der Block "bereit ist, zu sehen, ob wir weitere Personen au isten (sanktionie­ren) können, die in diesen Mord verwickelt sind."

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Der russische Opposition­sführer Alexej Nawalny, der am Freitag im Gefängnis starb
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