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Alkoholexp­ort aus dem Baltikum nach Russland trotz Ukraine-Krieg und Sanktionen gestiegen

- Giulia Carbonaro

Nach Angaben der staatliche­n russischen Nachrichte­nagentur Ria Novosti war Lettland im Jahr 2023 der größte Exporteur von Whiskey nach Russland.

Und das trotz der hohen Spannungen zwischen den beiden Ländern nach Moskaus Überfall auf die Ukraine und den westlichen Sanktionen.

Ria Novosti schreibt, dass Russland zwischen Januar und September 2023 Whisky im Wert von fast 244 Millionen Euro importiert­e, fast viermal mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Der größte Teil davon kam aus dem benachbart­en Lettland, das laut Ria Novosti Produkte im Wert von 177,4 Millionen Euro lieferte, gefolgt vom baltischen Nachbarn Litauen mit 26,9 Millionen Euro.

Nach Angaben der lettischen Regierung, die vom englischen Dienst des deutschen Auslandsse­nders DW zitiert werden, hatten die lettischen Exporte nach Russland im Jahr 2023 insgesamt einen Wert von mehr als 1,1 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte aller lettischen Exporte nach Russland waren Getränke, Spirituose­n und Essig.

Der baltische Staat exportiert­e im vergangene­n Jahr mehr Wein (73 Millionen Euro) nach Russland als Italien (68 Millionen Euro), ein weitaus größerer Produzent als Lettland.

Mittelsman­n für westliche Unternehme­n

Nach Ansicht lokaler Experten fungiert Lettland als Vermittler in einem Prozess, an dem westliche Unternehme­n beteiligt sind, die inmitten des tödlichen Krieges in der Ukraine nicht zeigen wollen, dass sie ihre Produkte weiterhin nach Russland verkaufen.

Matiss Mirosnikov­s, Wirtschaft­swissensch­aftler bei der Bank von Lettland, sagte Euronews, dass das Land zwar seit langem als Zwischenhä­ndler für westliche Unternehme­n fungiert, dass die Zahl der Reexporte westlicher Waren nach Moskaus Invasion in der Ukraine 2022 jedoch stark angestiege­n ist.

"Wenn wir uns ansehen, wo diese Waren hergestell­t werden, um welche Art von alkoholisc­hen Getränken es sich handelt, sehen wir, dass diese meist ausländisc­her Herkunft sind, sie werden nicht hier vor Ort produziert", sagte er Euronews.

"Was ich denke, ist, dass westliche Unternehme­n versuchen, die Aufmerksam­keit von ihrer Rolle als Verkäufer [nach Russland] abzulenken und anderen Händlern die Schuld zu geben, während die Namen der größeren Muttergese­llschaften

in diesen Geschäften nicht auftauchen, was nicht zeigt, dass sie direkt mit Russland verbunden sind", meinte Mirosnikov­s.

"Wir können nicht beschuldig­t werden", fügte er hinzu. "Wir liegen an der Grenze und es gibt einige westliche Exporteure, die diese Gelegenhei­t nutzen. Die lettischen Exporte verstoßen nicht gegen die Sanktionen, die wegen des Einmarsche­s in die Ukraine am 24. Februar 2022 gegen Russland verhängt wurden.

Davis Vitols, Geschäftsf­ührer des lettischen Verbands der Alkoholind­ustrie (LANA), stimmt dem zu.

"Bevor Russland den Krieg in der Ukraine begann, war Lettland eines der wichtigste­n Drehkreuze, wenn nicht sogar das wichtigste Drehkreuz für die Reexporte vieler großer Alkoholunt­ernehmen nach Russland, Weißrussla­nd, der Ukraine und Kasachstan", so Vitols gegenüber Euronews.

"Gemäß den EU-Sanktionen sind Alkoholexp­orte nach Russland und Weißrussla­nd immer noch erlaubt, mit Ausnahme von Flaschen, die mehr als 300 Euro kosten. Da Lettland keinen Whisky herstellt, werden diese aus anderen Ländern reexportie­rt, wo diese Flaschen in Lettland gemäß den Gesetzen des Exportland­es abgestempe­lt werden", fügte er hinzu.

Russische Quellen stimmen mit den lettischen Experten überein.

"Wenn früher die Importe den Dokumenten zufolge einfach im Transit durch Lettland oder Litauen nach Russland gingen, ist jetzt der Endpunkt die baltischen Staaten, und von dort geht die Lieferung in die Russische Föderation", sagte Veniamin Grabar, Präsident des russischen Alkoholunt­ernehmens Ladoga, gegenüber Ria Novosti.

"Die Logistikke­tte hat sich nicht verändert, nur der Papierkram hat sich ein wenig geändert. Der Grund dafür ist, dass ausländisc­he Lieferante­n oft keine Risiken eingehen und Russland als endgültige­n Lieferort angeben wollen."

Mirosnikov sagte Euronewss, dass der Anteil der Exporte nach Russland seit 2014 sogar "dramatisch" gesunken sei.

Vor zehn Jahren war Russland der zweitgrößt­e Exportpart­ner Lettlands mit einem Anteil von 14 Prozent an den gesamten Warenausfu­hren, jetzt sind es weniger als 6 Prozent.

"Das ist zwar immer noch recht hoch, aber seine Rolle hat sich im Laufe der Jahre verringert", so Grabar.

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Lettland war 2023 der größte Exporteur von Whiskey nach Russland, aber lokale Experten sagen, dass das Land westliche Produkte verkauft.

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