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Iren lehnen Verfassung­sänderunge­n ab

- Christoph Debets

Der Versuch einer „Modernisie­rung“der irischen Verfassung ist gescheiter­t. Bei der Volksabsti­mmung über die De nition der Familie und die Rolle der Frau stimmte eine große Mehrheit der Wähler gegen die Änderungsv­orschläge.

Schon kurz nach Beginn der Auszählung, als Wahlkreis um Wahlkreis die deutliche Ablehnung der Vorlage sichtbar wurde, gestand Premiermin­ister Leo Varadkar das Scheitern der beiden von ihm unterstütz­ten Verfassung­sänderunge­n ein.

Varadkar, der die Abstimmung zur Verankerun­g der Gleichstel­lung der Geschlecht­er in der Verfassung vorangetri­eben hatte, indem er von ihm als „sehr altmodisch­e Formulieru­ngen“bezeichnet­e Verfassung­sbestimmun­gen entfernte und versuchte, die Realitäten des modernen Familienle­bens anzuerkenn­en, sagte, es sei klar, dass die Änderungen „bei einer respektabl­en Wahlbeteil­igung umfassend abgelehnt“wurden.

„Es lag in unserer Verantwort­ung, die Mehrheit der Menschen davon zu überzeugen, mit „Ja“zu stimmen, und das ist uns eindeutig nicht gelungen“, sagte Varadkar.

Taoiseach Leo Varadkar has said it is "clear at this stage" that the proposed amendments to the constituti­on have been defeated | Follow live updates: https://t.co/7ac7kS3wlr pic.twitter.com/2UoBmZGPIz

- RTÉ News (@rtenews) March

9, 2024

Gegner argumentie­rten, dass der Wortlaut der Änderungen schlecht durchdacht sei - ein Argument, das in den letzten Tagen des Wahlkampfs o enbar an Bedeutung gewonnen hatte. Viele Wähler sagten, sie seien durch die Fragen verwirrt, andere sagten, sie befürchtet­en, dass Änderungen unbeabsich­tigte Folgen haben würden.

Die Regierung habe bei den beiden Referenden „die Stimmung der Wähler falsch eingeschät­zt“, so Senator Michael McDowell. Der unabhängig­e Senator hatte sich gegen die vorgeschla­genen Verfassung­sänderunge­n ausgesproc­hen.

„Es scheint, dass die Regierung die Stimmung der Wähler falsch eingeschät­zt und ihnen Vorschläge vorgelegt hat, die sie nicht erklärt hat, und Vorschläge, die schwerwieg­ende Folgen haben könnten“, sagte Senator McDowell.

Allerdings hatten sich auch alle bedeutende­n Opposition­sparteien für die Verfassung­sänderunge­n ausgesproc­hen. Zu den wenigen Parteien, die zu einem "Nein" aufgerufen hatten gehört Aontú, eine traditiona­listische Gruppe, die sich von Sinn Fein abgespalte­n hatte, weil diese die legale Abtreibung befürworte­t. Aontú-Chef Peadar Tóibín sagte, die Formulieru­ng der Regierung sei so vage, dass sie zu juristisch­en Auseinande­rsetzungen führen werde, und die meisten Menschen wüssten "nicht, was eine dauerhafte Beziehung bedeutet".

Die erste Verfassung­sänderung betraf einen Teil der Verfassung, der sich zum Schutz der Familie als primärer Einheit der Gesellscha­ft verp ichtet. Die Wähler wurden gebeten, den Verweis auf die Ehe als Grundlage, „auf der die Familie gegründet wird“, zu streichen und durch eine Klausel zu ersetzen, die besagt, dass Familien „auf der Ehe oder anderen dauerhafte­n Beziehunge­n“gegründet werden können. Im Falle einer Annahme wäre dies der 39. Verfassung­szusatz gewesen.

Die zweite vorgeschla­gene Verfassung­sänderung, es wäre der 40. Verfassung­szusatz gewesen, hätte einen Hinweis entfernt, dass der Platz einer Frau im Haushalt ein Gemeinwohl darstelle, das vom Staat nicht bereitgest­ellt werden könne. Außerdem sollte eine Passage gestrichen werden, die besagt, dass Mütter nicht verp ichtet werden sollten, aus wirtschaft­licher Notwendigk­eit zu arbeiten, wenn dies ihre P ichten zu Hause vernachläs­sigen würde.

Darüberhin­aus wäre eine Klausel hinzugefüg­t worden, die besagt, dass der Staat sich bemühen wird, „die gegenseiti­ge Fürsorge von Familienmi­tgliedern“zu unterstütz­en.

Ergebnis der Volksabsti­mmung:

Referendum Ireland Website of Ireland’s Referendum Returning O cer

Raidió Teilifís Éireann (RTÉ) Results showing comprehens­ive defeat of Family referendum

 ?? ?? Stimmauszä­hlung in der Royal Dublin Society (RDS), Dublin, 9. März 2024.
Stimmauszä­hlung in der Royal Dublin Society (RDS), Dublin, 9. März 2024.

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