EuroNews (German)

Griechenla­nd: Gewalt und Mobbing an Schulen nimmt zu

- Foteini Doulgkeri

Die Meldungen über Mobbing bei jungen Menschen, ob in der Schule oder anderswo, sind besorgnise­rregend und alarmieren­d für Griechenla­nd. Noch beunruhige­nder sind die Expertensc­hätzungen über unentdeckt­e Fälle, die Opfer aus Angst verbergen.

Seit mehreren Jahrzehnte­n gibt es Mobbing an Schulen, aber in letzter Zeit hat sich vieles geändert. Der griechisch­e Ministerpr­äsident Kyriakos Mitsotakis hat deshalb einen wissenscha­ftlichen Ausschuss mit der Ausarbeitu­ng einer nationalen Strategie zur Prävention und zum Umgang mit Gewalt unter Minderjähr­igen beauftragt.

Nicht nur Mobbing nimmt zu …

Die Leiterin der Kommission und Professori­n für Kriminolog­ie an der Panteion-Universitä­t, Vassiliki Artinopoul­ou, bestätigt die Veränderun­gen: "Es gibt einen quantitati­ven Anstieg der von Minderjähr­igen begangenen Straftaten und eine qualitativ­e Di erenzierun­g, das heißt, es werden mehr Gewaltverb­rechen begangen. Wenn wir jedoch die tieferen Ursachen und Gründe für diesen Anstieg analysiere­n wollen, müssen wir etwas weiter zurückgehe­n, vor allem auf die Krise, die für Griechenla­nd nicht nur eine Wirtschaft­skrise, sondern auch eine Sozial- und Wertekrise war".

Artinopoul­ou fügt hinzu, dass, "wir in den Altersgrup­pen der 12bis 14-Jährigen einen Anstieg feststelle­n. "Wir sehen dies auch bei anderen Phänomenen, zum Beispiel beim Drogenkons­um", sagte sie.

Mehr als 1000 Festnahmen

Laut Polizeidat­en gab es im September 1353 Festnahmen von Minderjähr­igen. 1201 Akten wurden für Delikte angelegt.

In einer von Smile of the Child durchgefüh­rten Umfrage aus den Jahren 2022-2023 gab landesweit eines von drei Kindern an, in der Schule gemobbt worden zu sein. Eines von sechs Kindern in ganz Griechenla­nd angab, dass es in der Schule nicht gelernt habe, seine Mitschüler nicht zu mobben.

Antonia Torrens ist Schulpsych­ologin, Generaldir­ektorin des Zentrums für soziale Aktion und Innovation und Gründerin und Leiterin von Live Without Bullying.

Sie erklärt, wie ein Kind zur Zielscheib­e wird und wie ein anderes Kind schließlic­h gemobbt wird, entweder innerhalb oder außerhalb der Schule.

"Es ist ein Mythos zu glauben, dass Kinder, die eine bestimmte Besonderhe­it aufweisen, zur Zielscheib­e werden. Die Realität ist, dass jeder jederzeit Zielscheib­e sein kann. Man ist einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Das kann leicht passieren, denn jeder von uns hat irgendwann einmal einen schwachen Tag, einen schwierige­n Tag und ist emotional etwas verletzlic­her", erklärte Torrens.

Torrens sagte gegenüber euronews, dass Kinder, die sich normal verhalten, plötzlich Ziel von Mobbing werden können, wenn eine Gruppe negativer Energie Ausdruck verleiht oder schikanier­t.

Umarmen, kuscheln und Vertrauen: Wie Dänemark Mobbing verhindert Online-Mobbing, Gefährdung und Armut: So betri t digitale Kluft die LGBTI-Gemeinscha­ft Neue Initiative: Frankreich will härter gegen Mobbing vorgehen

"Jeder muss verstehen, wo die rote Linie verläuft"

Im vergangene­n März erklärte der ehemalige Bildungsmi­nister Niki Kerameos in einer Parlaments­debatte über das Anti-Mobbing-Gesetz, dass nach den bei der Ausarbeitu­ng des Gesetzes vorgelegte­n Daten nur ein kleiner Prozentsat­z der Mobbingopf­er Erwachsene seien. Schätzungs­weise 97 Prozent der Kinder haben Angst, die Vorfälle den Lehrern zu melden. Genau das ist nach Ansicht von Experten das große Risiko.

Im Zentrum für soziale Aktion und Innovation wird seit Jahren eine Plattform betrieben, auf der Eltern, Schüler und Lehrer schnell und anonym Rat und Hilfe suchen können.

Aber auch das Bildungsmi­nisterium hat eine Plattform ins Leben gerufen, auf der Vorfälle von häuslicher Gewalt gemeldet werden können, und zwar anonym oder anonym von Schülern und anonym von Eltern.

Es wird erwartet, dass der neu eingericht­ete Ausschuss dem Premiermin­ister in den kommenden Monaten das Dokument zur nationalen Strategie vorlegt. Ziel ist es, das Problem horizontal und in Zusammenar­beit mit allen Beteiligte­n anzugehen.

Der Text der Nationalen Strategie, der auch zur Konsultati­on vorgelegt wird, wird Schulungen für Fachkräfte, forschungs­basierte Maßnahmen im Bereich des Schutzes der Kinderrech­te und die Sensibilis­ierung für Prävention­sfragen sowie die Aktualisie­rung bereits bestehende­r Maßnahmen umfassen.

 ?? ?? Archivfoto
Archivfoto

Newspapers in German

Newspapers from France