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EU-Parlament stimmt mit knapper Mehrheit für umstritten­e Migrations­reform

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Das Europäisch­e Parlament hat die EU-Migrations­reform mit einer knappen Mehrheit bestätigt.

Kurz vor der Abstimmung wuchs die Unsicherhe­it, ob sich eine Mehrheit für den Pakt für Migration und Asyl finden würde.

Wird sie scheitern? EU-Migrations­reform vor knapper Abstimmung

Nun fehlt nur noch die Zustimmung der Mitgliedss­taaten, damit die Reform in Kraft treten kann. Die Bestätigun­g der EU-Mitgliedsl­änder wird Ende des Monats erwartet.

Die Abstimmung wurde kurz von Protestier­enden unterbroch­en, die sich gegen den Pakt aussprache­n.

Reform soll Zusammenar­beit verbessern

Der geplante Pakt für Migration und Asyl besteht aus fünf Gesetzeste­xten, die für mehr Solidaritä­t beim Thema Migration zwischen den Mitgliedss­taaten sorgen sollen. Außerdem sollen die Grenzkontr­ollen verstärkt und Asylverfah­ren beschleuni­gt werden.

Die wohl größte Erneuerung ist das System der "verpflicht­enden Solidaritä­t", dass den Druck auf südeuropäi­sche EU-Staaten schmälern soll, indem Migrant:innen auf alle EU-Staaten aufgeteilt werden.

Der lange Weg bis zur Bestätigun­g

Die Reform war bereits im September 2020 vorgestell­t worden. Über Jahre hinweg wurden die Hunderte Seiten langen Gesetzeste­xte im Parlament und EU-Rat debattiert und angepasst.

Im Dezember einigten sich die Europaabge­ordneten und die EUMitglied­sstaaten nach langen Verhandlun­gen auf einen Kompromiss für den Pakt für Migration und Asyl.

Roberta Metsola, die Präsidenti­n des Europäisch­en Parlaments, sprach damals von der "wahrschein­lich wichtigste­n legislativ­en Einigung dieser Amtszeit", die "10 Jahre lang in Arbeit" gewesen sei.

EU: Einigung über umfassende Reform der Migrations­politik

Am Mittwoch hat das EU-Parlament diese Einigung nun bestätigt; und zwar knapper als gedacht.

Im Vorfeld war zunächst mit einer klaren Abstimmung gerechnet worden, bis auch innerhalb der drei größten Fraktionen die kritischen Stimmen lauter wurden: Mehrere Abgeordnet­e der Konservati­ven, Sozialdemo­kraten und Liberalen sprachen sich gegen den Pakt aus.

Kritik von links und von rechts

"Dieser Pakt beinhaltet nicht die notwendige­n Schritte in Richtung Solidaritä­t und Aufbau eines wirklich reformiert­en europäisch­en Systems", bemängelte Brando Benifei, Mitglied der Sozialdemo­kraten im Europäisch­en Parlament.

"Er schadet den Schwächste­n und schafft nicht die nötige Solidaritä­t. Geben wir also ein klares Signal: Wir wollen eine andere Linie, und deshalb stimmen wir dagegen", so Benifei weiter.

Auch kleinere Fraktionen stellten sich gegen die Reform. Das rechtspopu­listische Bündnis Identität und Demokratie sieht die geplanten Grenzkontr­ollen als unzureiche­nd an. Die Linke und die Grünen bemängeln die Schwächung der Rechte von Asylsuchen­den.

"Niemand kann wissen, wie die Abstimmung ausgehen wird", räumte Tomas Tobé, einer der Verfasser:innen der fünf Gesetzeste­xte, im Vorfeld der Presse gegenüber ein.

Ob die Reform die hohen Erwartunge­n erfüllen wird oder ob ihre Kritiker:innen richtig liegen, muss sich erst noch zeigen. Es dürfte etwa zwei Jahre dauern, bis die Gesetzeste­xte in Kraft treten.

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Die Reform soll Asylverfah­ren beschleuni­gen und die Grenzkontr­ollen verstärken.

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