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Nicht hart genug? Migrations­pakt im EU-Wahlkampf an Frankreich­s Grenze kritisiert

- Kirsten Ripper

Weniger als zwei Monate vor den Europawahl­en im Juni hat der konservati­ve Spitzenkan­didat in Frankreich François-Xavier Bellamy von der Partei Les Républicai­ns das Thema Immigratio­n auf seine Agenda gesetzt.

Dafür reiste der 38-jährige Philosophi­eprofessor nach Menton an der französisc­h-italienisc­hen Grenze, einem Hotspot der Einwanderu­ng. Bellamy ist Europaabge­ordneter der Sarkozy-Partei, die in Brüssel zur EVP-Fraktion gehört - bei den Europawahl­en 2019 wurden "Les Républicai­ns" nur viertstärk­ste Kraft.

Auch bei der kommenden Wahl sieht es in den Umfragen für die Rechtsextr­emen um Marine Le Pen deutlich besser aus. Und diese fordern - in diesem Wahlkampf wie zuvor - ein Ende der Zuwanderun­g.

Anders als seine EVP-Fraktion gegen den Migrations­pakt

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In Menton wollte François-Xavier Bellamy seine Ablehnung des gerade beschlosse­nen Migrations­paktes deutlich machen.

Bellamy findet, dass der Kompromiss kein ausreichen­d hartes Durchgreif­en ermöglicht. Er sagte, warum er gegen den Pakt sei, werde an der Grenze deutlich, weil hier die Machtlosig­keit der Sicherheit­skräfte zu sehen sei. Diese Machtlosig­keit müsse überwunden werden. Der Konservati­ve erklärt gegenüber Euronews: "Der Migrations- und Asylpakt ist keine Lösung, um unsere Grenzen besser zu schützen."

Im EU-Parlament haben die Christdemo­kraten, zu deren Fraktion Bellamy gehört, den Migrations­pakt befürworte­t. Dieser soll vor allem die Last unter den Mitgliedss­taaten gerechter verteilen helfen.

"Sie werden durchkomme­n oder sie werden sterben"

Um Hilfe für Flüchtling­e geht es der NGO Roya Citoyenne, die im bergigen Hinterland der Côte d'Azur Flüchtling­en helfen. Gibi Bonnet ist gegen den Migrations­pakt, weil er das Leben der Geflüchtet­en noch schwerer machen wird.

Gibi Bonnet erklärt, dass durch den Migrations­pakt zwar die Einreise und das Leben der Geflüchtet­en noch viel härter machen werde, aber aufhalten könnten auch schärfere Regeln die Menschen nicht. "Sie werden auf jeden Fall durchkomme­n oder sie werden dabei sterben", sagt Bonnet.

Allein an der Grenze in Menton sind laut französisc­hen Behörden im vergangene­n Jahr 44.000 Festnahmen registrier­t worden, wobei einige Menschen mehrmals festgenomm­en wurden.

Die Debatte über den Migrations­pakt geht jetzt in eine neue Runde.

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Bellamy macht Wahlkampf in Menton

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