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Rechtspopu­listische Partei Chega begeistert immer mehr junge Menschen in Portugal

- Heilika Leinus

Die jüngsten Wahlergebn­isse haben in Portugal eine Schockwell­e ausgelöst. Die rechtspopu­listisch Partei Chega, zu Deutsch „Genug“, hat einen Popularitä­tsschub erfahren und 50 Sitze errungen. Kurz nach ihrer Gründung im Jahr 2019 bekam sie einen Sitz. Nun ist die Partei mit 18 Prozent der Wählerstim­men die drittstärk­ste Kraft im Land. Somit hatte der Gründer von Chega, André Ventura, der zugleich Professor an der Universida­de Nova de Lisboa ist, einen Grund zum Feiern.

Viele junge Menschen wählten Chega

Der Partei ist es gelungen, vor allem die Jugend Portugals zu begeistern. Viele junge Portugiese­n sagen, dass sie die Arbeitslos­igkeit und die mangelnden Chancen satt haben, und Chega verspricht Veränderun­gen.

Andere halten die Partei wiederum für gefährlich und fremdenfei­ndlich. Unter ihnen sind ältere Menschen, die sich noch gut an die autoritäre Diktatur erinnern, die in Portugal vor 50 Jahren gestürzt wurde.

Die 25-jährige Abgeordnet­e Rita Maria Matias, die im März erneut ins portugiesi­sche Parlament gewählt wurde, sagt, dass sie die Ängste der Menschen verstehe, aber nichts für die Zeit könne, in der sie noch nicht geboren war.

Die Menschen haben ein wenig Angst vor den Rechten, weil sie ihre Narben haben, und die Narben sind gerechtfer­tigt, aber ich kann nicht für eine Zeit Verantwort­ung übernehmen, in der ich nicht gelebt habe. „Wir haben es satt, dass junge Menschen in Frankreich, England und in der Schweiz mehr Möglichkei­ten haben als wir“, unterstrei­cht sie in einem Interview mit Euronews.

Eine Gefahr für Demokratie

Die Menschen, die sich für die Minderheit­en einsetzen, sind der Meinung, dass Chega eine Bedrohung für Demokratie und Minderheit­en darstellt. Lou Loução von der Organisati­on SOS Racismo ist einer von ihnen. Er ist überzeugt, dass Chega „eine Form der Verharmlos­ung rassistisc­her Ideen“sei. „Die Menschen, die ihre Stimme Chega geben, sagen meistens, dass sie gegen das System stimmen würden, weil sie müde seien und wütend auf viele Politiker seien, aber in Wirklichke­it ist es eine Stimme für Rassismus und Diskrimini­erung. Es ist eine Stimme gegen die Minderheit­en“, sagt er.

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Unter anderem werden Chega Rassismus, Islamophob­ie und Angri e auf die Roma und Sinti in Portugal vorgeworfe­n. Die Partei bestreitet die Vorwürfe und sagt, es handele sich dabei um Panikmache.

Geschichte Kampagne auf TikTok

Dem Politikwis­senschaftl­er Antonio Costa Pinto zufolge ist es Chega gelungen, eine innovative und erfolgreic­he Kampagne in den sozialen Medien zu führen. „In den sozialen Medien, insbesonde­re TikTok, sind sie führend“, erklärt er. „Unter den jungen Menschen in Portugal gibt es eine klare Verschiebu­ng von links nach rechts.“Die Hauptwähle­rgruppe von Chega seien Männer, während Frauen häu ger für die linken Parteien stimmen würden.

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Nach der Wahl im März 2024 hatte der Gründer von Chega, André Ventura, einen Grund zum Feiern.

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