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Russiagate: Belgien ermittelt gegen russisches Propaganda­netzwerk

- Mared Gwyn Jones

Premiermin­ister Alexander De Croo erklärte am Freitag vor Reportern, Belgiens Geheimdien­ste hätten die "Existenz eines prorussisc­hen Einmischun­gsnetzwerk­s mit Aktivitäte­n in mehreren europäisch­en Ländern" bestätigt, das in seinem Land "strafrecht­lich verfolgt" werde.

Eine kürzlich von den tschechisc­hen Behörden durchgefüh­rte Untersuchu­ng hatte ergeben, dass im Europäisch­en Parlament in Brüssel sitzenden Abgeordnet­e Bargeld von einer von Moskau unterstütz­ten Beein ussungsakt­ion erhalten hatten, um Propaganda in der EU zu fördern.

"Die Geldzahlun­gen fanden nicht in Belgien statt, aber die Einmischun­g schon", sagte De Croo. "Da Belgien der Sitz der EU-Institutio­nen ist, haben wir die Verantwort­ung, das Recht jedes Bürgers auf eine freie und sichere Wahl zu wahren", fügte er hinzu.

Untersuchu­ng 2 Monate vor der EU-Wahl

Dies geschieht gut zwei Monate vor der Wahl von 720 Mitglieder­n des Europäisch­en Parlaments und inmitten wachsender Befürchtun­gen, dass Vertreter des Kremls Informatio­nen manipulier­en könnten, um die demokratis­che Abstimmung zu beein ussen.

Drei der größten Fraktionen des Europäisch­en Parlaments - die Mitte-Links-Sozialiste­n und Demokraten, die zentristis­che Partei Renew Europe und die Grünen - haben eine rasche Untersuchu­ng gefordert, und die Pressedien­ste des Parlaments haben Euronews bestätigt, dass sie die Anschuldig­ungen "untersuche­n".

De Croo konnte zwar nicht genau sagen, wie viele EU-Gesetzgebe­r strafrecht­lich verfolgt werden könnten, aber tschechisc­he Medien, die sich auf Geheimdien­stmitarbei­ter berufen, sagten, die Anschuldig­ungen beträfen Politiker aus Deutschlan­d, Frankreich, Polen, Belgien, den Niederland­en und Ungarn.

Die tschechisc­he Untersuchu­ng führte zu Sanktionen gegen zwei Personen und den Nachrichte­nsender Voice of Europe, über den die russische Operation gelenkt worden sein soll.

Der Europaabge­ordnete Maximilian Krah von der rechtsextr­emen Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) hat sich nach seiner Verbindung zu Voice of Europe geäußert und behauptet, dass er, obwohl er dem Unternehme­n Interviews gegeben hat, nicht nanziell davon pro tiert hat.

"Es gibt keine konkrete Behauptung, dass ich für irgendetwa­s davon bezahlt wurde", sagte Krah auf X. "Das zeigt, was von der aktuellen Kampagne zu halten ist: Nichts!"

Belgien fordert die EU auf, aktiv zu werden

De Croo sagte, er habe die Untersuchu­ng mit der Präsidenti­n des Europäisch­en Parlaments, Roberta Metsola, und der Kommission­spräsident­in, Ursula von der Leyen, besprochen und Eurojust, die Agentur der Europäisch­en Union für die Zusammenar­beit in Strafsache­n, gebeten, "dringend eine Sitzung einzuberuf­en und diese Angelegenh­eit zu diskutiere­n".

De Croo will auch prüfen, ob die Mandate sowohl der Europäisch­en Staatsanwa­ltschaft (EPPO) als auch des Europäisch­en Amtes für Betrugsbek­ämpfung (OLAF) eine "Strafverfo­lgung" in diesem Fall zulassen können.

"Wenn das nicht der Fall ist, sollten wir diese Mandate ausweiten", fügte er hinzu.

Die belgischen Behörden untersuche­n derzeit auch einen weitreiche­nden Korruption­sskandal, in den Abgeordnet­e des Europäisch­en Parlaments und andere Parlaments­beamte verwickelt sind, die beschuldig­t werden, Geld als Gegenleist­ung für die Ausübung ihres politische­n Ein usses zugunsten von Beamten aus Katar, Marokko und Mauretanie­n erhalten zu haben.

Die Ermittlung­en haben jedoch zu Turbulenze­n geführt und die belgische Justiz auf eine harte Probe gestellt. Der vorherige Staatsanwa­lt musste zurücktret­en, nachdem ihm Unparteili­chkeit vorgeworfe­n wurde.

Die zahlreiche­n Pannen bei den belgischen Ermittlung­en haben viele dazu veranlasst, den Fall als "Belgium-gate" zu bezeichnen.

De Croo sagte, seine Behörde bleibe ihrer Rolle als "Konsensbil­dner" verp ichtet und werde weiterhin "nicht nur im Interesse Belgiens, sondern der gesamten EU" arbeiten.

Er unterstütz­te den Vorschlag der Tschechisc­hen Republik, EUweite Sanktionen gegen Personen zu erwägen, die mit dem Propaganda­netzwerk in Verbindung stehen, sagte aber, dass auch die Personen, die Bestechung­sgelder "erhalten", im Rahmen der belgischen Ermittlung­en unter die Lupe genommen werden müssten.

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Der belgische Premiermin­ister Alexander de Croo

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