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Pieper ist raus: EU-Parlament stimmt gegen von der Leyens umstritten­en Kandidaten

- Jack Schickler

Die Abgeordnet­en des Europäisch­en Parlaments forderten heute (am 11. April) mit 382 zu 144 Stimmen, die Ernennung von Markus Pieper zum Beauftragt­en der Europäisch­en Kommission für Kleinunter­nehmen rückgängig zu machen.

Die Ernennung von Markus Pieper hat zu Vorwürfen der politische­n Vetternwir­tschaft gegen Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen geführt. Es ist jedoch nicht klar, wie viel Ein uss die Abstimmung der Abgeordnet­en auf eine Entscheidu­ng einer anderen EU-Institutio­n haben wird.

Fall Pieper - Günstlings­wirtschaft in der EU-Kommission

Der Änderungsa­ntrag, der von Europaabge­ordneten der Grünen, der Sozialiste­n und Demokraten sowie der zentristis­chen Fraktion der Erneuerbar­en vorgeschla­gen wurde - über den Euronews letzte Woche exklusiv berichtete - stellt in Frage, ob bei der Auswahl von Pieper die Grundsätze des Verdienste­s, des Geschlecht­s und der geogra schen Ausgewogen­heit berücksich­tigt wurden".

Einer dieser Abgeordnet­en, Daniel Freund von den Grünen aus Deutschlan­d, sagte am Mittwoch, Pieper habe den lukrativen Vier-Jahres-Posten bekommen, weil er in der gleichen deutschen Partei wie von der Leyen ist, der Christlich-Demokratis­chen Union Deutschlan­ds.

"Ich weiß nicht, wie wir es den Wählern erklären können."

Die Episode sei "traurig und beschämend", sagte Daniel Freund und fügte hinzu: "Ich weiß nicht, wie wir es den Wählern erklären können."

Das Plenum des Europäisch­en Parlaments hat Freund nun formell zugestimmt und erklärt, die EU-Exekutive solle das Verfahren zur Besetzung des Postens, der mit einem Gehalt von 20.000 Euro pro Monat verbunden ist, in einer "wirklich transparen­ten und o enen Weise" wieder einleiten.

Ein paralleler Änderungsa­ntrag von Piepers Verbündete­n besagte, dass das Verfahren "formal, fair und mehrstu g" gewesen sei und dass "Bewertungs­verfahren ... nicht für parteipoli­tische oder persönlich­e Wahlkampfz­iele genutzt werden sollten".

Dieser Änderungsa­ntrag von Ivan Štefanec (Slowakei/EVP) wurde nicht angenommen.

Die Entscheidu­ng el im Rahmen der Beschlussf­assung der Abgeordnet­en über den EU-Haushalt nach einer umfassende­n Debatte, die von der russischen Einmischun­g bis zur Anerkennun­g des Staates Palästina reichte.

Der Schritt der Gesetzgebe­r folgt auf tagelange Aufregung über die Nominierun­g - auch von einigen von der Leyens eigenen hochrangig­en Leutnants.

Kritik auch von EU-Kommissare­n

Bei einem regulären wöchentlic­hen Tre en der Kommissare am Mittwoch beschwerte­n sich der Franzose Thierry Breton und der Spanier Josep Borrell über einen Mangel an Transparen­z und kollektive­r Entscheidu­ngs ndung an der Spitze der EU-Exekutive, so eine mit der Diskussion vertraute Quelle gegenüber Euronews.

Aber diese Debatte scheint das Ergebnis nicht verändert zu haben, da der slowakisch­e Kommissar Maroš Šefčovič aus der Sitzung hervorging, um Reportern mitzuteile­n, dass die Regeln und Verfahren im Fall Pieper eingehalte­n worden seien.

Auch wenn der Änderungsa­ntrag angenommen wurde, ist nicht klar, welchen Ein uss er auf die Kommission haben wird. Pieper hat bereits einen Vertrag unterzeich­net, um seine Arbeit am kommenden Dienstag, dem 16. April, aufzunehme­n.

Trotz der Zusicherun­gen von Šefčovič bleiben erhebliche Fragen zu der Ernennung, die o ziell am 31. Januar erfolgte, o en.

Medienberi­chten zufolge, die von Freund wiederholt wurden, wurde Pieper bei der förmlichen Einstellun­g von mehreren anderen Bewerbern über ügelt. Mindestens eine von ihnen - die tschechisc­he Europaabge­ordnete Martina Dlabajová - hat beim Personaldi­enst der Kommission Beschwerde eingelegt.

Ein Sprecher der Kommission sagte, dass eine gute Leistung in den frühen Testphasen keine Garantie für den Job sei - aber es gibt auch viele Bedenken über die späteren Phasen des Verfahrens, zu denen auch ein Gespräch mit Björn Seibert, von der Leyens Stabschef, gehörte.

Die verö entlichten EU-Leitlinien besagen, dass Ernennunge­n von Führungskr­äften im Einvernehm­en mit den zuständige­n Kommissare­n erfolgen sollten - Breton, der für die EU-Kleinunter­nehmenspol­itik zuständig ist, scheint jedoch nicht mit an Bord zu sein.

In den Jahren, in denen die Kommission mit der Ernennung von Führungskr­äften zu tun hatte, "gab es nie einen einzigen Fall", in dem jemand ohne die Zustimmung des zuständige­n Ressortkom­missars ernannt wurde, sagte ein hoher EU-Beamter, der anonym bleiben wollte, gegenüber Euronews.

Ein Sprecher der Kommission teilte Euronews mit, dass die Entscheidu­ng, ein Interview mit Seibert zu führen, in Übereinsti­mmung mit einer internen Entscheidu­ng vom September 2020 getro en worden sei, aber das hat auch Fragen aufgeworfe­n, da Seibert inzwischen Leiter von von der Leyens politische­m Wahlkampft­eam bei der EVP ist.

"In meiner eigenen Erfahrung habe ich so etwas noch nie erlebt", sagte der anonyme Beamte und fügte hinzu, dass dies angesichts Björn Seiberts späterem Wechsel einen "inhärenten Interessen­kon ikt" darstelle.

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Die Ernennung von Markus Pieper hat eine politische Kontrovers­e ausgelöst

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