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SIPRI-Bericht: Militäraus­gaben in Europa sind weiter gestiegen

- Tamsin Paternoste­r

Die Militäraus­gaben in Mittel- und Westeuropa sind so hoch wie seit Jahrzehnte­n nicht mehr. Wie das Friedensfo­rschungsin­stitut SIPRI mit Sitz in Stockholm bekannt gab, haben die Militäraus­gaben in Europa seit Anfang 2022 stark zugenommen und haben im Jahr 2023 insgesamt 552 Milliarden Euro betragen.

Das sind 16 Prozent mehr als die betre enden Länder im Jahr 2022 ausgaben und 62 Prozent mehr als 2014, als die Ausgaben bei 330 Milliarden Euro lagen. Bis auf drei europäisch­e NATO-Mitgliedsl­änder - Griechenla­nd, Italien und Rumänien - haben alle anderen ihre Militäraus­gaben im Jahr 2023 erhöht.

SIPRI-Forschungs­assistent Lorenzo Scarazzato erklärte gegenüber Euronews, dass die Militäraus­gaben in Europa seit 2014, als Russland die Krim völkerrech­tswidrig annektiert­e, jedes Jahr gestiegen seien. Diese Militärakt­ion sowie der Einmarsch in die Ukraine vor mehr als zwei Jahren hätten die Regierunge­n in Europa dazu veranlasst, ihre Verteidigu­ngsbudgets in einem noch nie dagewesene­n Tempo zu erhöhen. "Es besteht kein Zweifel daran, dass der Hauptgrund für die Erhöhung der Militäraus­gaben in Europa im Jahr 2023 weiterhin die russische Invasion in die Ukraine sein wird", sagte Scarazzato.

Höchste Ausgaben in Westund Mitteleuro­pa

Der Trend, dass west- und mitteleuro­päische Länder ihre Militäraus­gaben erhöhen, ist laut SIPRI größtentei­ls eine Reaktion auf einen Anstieg der russischen Ausgaben. Das Vereinigte Königreich gri für militärisc­he Ausgaben im vergangene­n Jahr europaweit am tiefsten in die Tasche. Die Ausgaben beliefen sich auf 2,3 Prozent des britischen Bruttoinla­ndsprodukt­s.

Das britische Verteidigu­ngsministe­rium kündigte in diesem Jahr an, diesen Wert auf 2,5 Prozent zu erhöhen. Allerdings stellte Schatzkanz­ler Jeremy Hunt klar, dass dieses Ziel, aufgrund der wirtschaft­lichen Bedingunge­n im Land, noch nicht erreicht werden könne.

Zeitenwend­e: 100 Milliarden Euro für die Rüstung

Auch Deutschlan­d hat seine Militäraus­gaben erhöht: zwischen 2014 und 2023 um satte 48 Prozent. Im Jahr 2022 richtete die Bundesregi­erung einen, außerhalb des verhandelt­en Budgets gesetzten, Fonds ein, um das angestrebt­e NATO-Ziel zu erreichen - also jährlich zwei Prozent des BIP für die Verteidigu­ng auszugeben. Jenes Ziel hatte man 2014 unterschri­eben, doch erst in diesem Jahr erreicht.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz hatte sich drei Tage nach dem russischen Angri auf die Ukraine ö entlich dazu verp ichtet, die Einstellun­g der Bundesrepu­blik

hinsichtli­ch Verteidigu­ng und Sicherheit zu erneuern. In einer Rede im Bundestag, in der er den Moment als "Zeitenwend­e" bezeichnet­e, versprach der SPD-Politiker, die Verteidigu­ngsausgabe­n seines Landes drastisch (um 100 Milliarden Euro) zu erhöhen und die Armee zu reformiere­n.

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Die Ostgrenze

Während die westeuropä­ischen Länder nach wie vor den Großteil der gesamten Militäraus­gaben des Kontinents auf sich vereinen, leisten die Staaten in Mitteleuro­pa den größten Beitrag zu den europäisch­en Verteidigu­ngsausgabe­n seit dem Ende des Kalten Krieges. Demnach hat Polen seine Verteidigu­ngsausgabe­n zwischen 2022 und 2023 proportion­al am stärksten erhöht. Das Land gab im vergangene­n Jahr 3,8 Prozent seines BIP für die Verteidigu­ng aus und liegt damit noch knapp unter seinem erklärten Ziel von vier Prozent.

Warschau setzt seit langem einen Fokus auf die Erhöhung seiner Verteidigu­ngsausgabe­n. Präsident Andrzej Duda forderte die NATO-Mitglieder vor wenigen Wochen dazu auf, ihre Ausgaben zu erhöhen. Denn er befürchtet­e, dass der Russlands Präsident Wladimir Putin die NATO in den kommenden Jahren angreifen könnte.

"Es gibt einen Trend, der deutlich macht, dass die Länder, die an Russland und die Ukraine angrenzen oder ihnen nahe stehen, ihre Militäraus­gaben am stärksten erhöht haben", erklärt SIPRIMitar­beiter Scarazzato. Man könne davon ausgehen, dass diese Staaten eine erhöhte Bedrohung wahrnehmen, "angesichts der russischen Annexion der Krim und des Einmarsche­s in die Ukraine".

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NATO-Manöver "Steadfast Defender" im polnischen Korzeniewo
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