EuroNews (German)

Exklusiv: Michel zu Iran-Israel: "Hoffe, das ist das Ende der Geschichte"

- Shona Murray

EU-Ratspräsid­ent Charles Michel sprach exklusiv mit Euronews, Stunden nachdem der Iran seine Luftabwehr in der Nähe der Stadt Isfahan aktiviert hatte. Ein mutmaßlich­er Vergeltung­sangri Israels, ein weiterer Schritt über eine rote Line, der die Angst vor einem größeren regionalen Kon ikt schürt.

Sechs Tage zuvor hatte der Iran in seinem ersten direkten Angri auf israelisch­es Gebiet rund 300 Drohnen sowie Marsch ugkörper und ballistisc­he Raketen abgeschoss­en. Das geschah kurz nach einem israelisch­en Luftangri auf das iranische Konsulat in Damaskus, bei dem sieben Mitglieder der Islamische­n Revolution­sgarde getötet wurden.

Die Regierung in Teheran spielt den Angri herunter. Von den zuständige­n Regierungs­behörden heißt es, dass es keine "unmittelba­ren" Pläne für weitere Vergeltung­smaßnahme gebe.

Waren nur Drohnen oder auch Rakten im Spiel?

"Was wichtig ist, ist die Intensität der Reaktion", so Charles Michel. "Es ist sehr wichtig, in den nächsten Tagen zu beobachten, ob es tatsächlic­h möglich ist, zu einer stabileren Situation zurückzuke­hren und weitere Risiken und Spannungen zu vermeiden." "Ich möchte sehr vorsichtig und umsichtig sein, aber ich ho e aufrichtig, dass das, was passiert ist, (...) das Ende dieser Geschichte ist", fügte er hinzu.

Die Angri e vom Freitag, die sich gegen ein Nuklearzen­trum und einen großen Luftwa enstützpun­kt richteten, wurden nach Angaben von US-Beamten von Israel gestartet, doch gibt es widersprüc­hliche Berichte über Art und Umfang der O ensive. Teheran behauptet, es habe sich um einen Drohnenang­ri gehandelt, der von iranischem Territoriu­m aus gestartet wurde, während die USA behaupten, es seien Raketen im Spiel gewesen.

Der Vorfall hat den Westen überrumpel­t, denn Berichten zufolge wollte die Regierung von Benjamin Netanjahu erst nach dem jüdischen Pessach-Fest mit einem Gegenschla­g beginnen.

Meinungsve­rschiedenh­eiten innerhalb des Kriegskabi­netts

Der israelisch­e Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, meldete sich am Freitagmor­gen in den sozialen Medien mit einem einzigen Wort: "schwach". Die Provokatio­n deutet auf tiefe Meinungsve­rschiedenh­eiten innerhalb des Kriegskabi­netts von Netanjahu über das erforderli­che Ausmaß und die Intensität der israelisch­en Reaktion auf den Angri vom Samstag in Teheran hin.

Auf die Äußerungen Ben-Gvirs angesproch­en, sagte Michel: "Ich nehme an, es gibt eine politische Debatte innerhalb der israelisch­en Regierung. Es handelt sich um eine Koalition, in der Diskussion­en statt nden und Entscheidu­ngen getro en werden.

"Aber wir haben eine Verantwort­ung, weil wir ein Freund Israels sind (...), Ratschläge zu geben und ihnen zu sagen, was wir denken", fügte er hinzu.

Iran isolieren, Fokus auf Gaza behalten

In seinem Interview mit Euronews rief Michel auch dazu auf, dass die iranisch-israelisch­en Spannungen nicht von der anhaltende­n humanitäre­n Tragödie im Gazastreif­en ablenken dürfen. Er wiederholt­e die gemeinsame Forderung der EU-Staats- und Regierungs­chefs nach einem Wa enstillsta­nd und ungehinder­tem Zugang für humanitäre Hilfe sowie nach der sofortigen Rückkehr der israelisch­en Geiseln, die seit dem 7. Oktober von der Hamas festgehalt­en werden.

Der Präsident versprach außerdem, dass die EU rasch Sanktionen gegen das iranische Regime verhängen werde, um dessen Fähigkeit, Anschläge wie den vom vergangene­n Samstag zu verüben, weiter einzuschrä­nken.

Brüssel will die derzeitige­n Sanktionen gegen iranische Drohnentec­hnologie, auch bekannt als unbemannte Luftfahrze­uge (UAVs), die Teheran an Russland verkauft, um seine Kriegsanst­rengungen in der Ukraine zu unterstütz­en, auf die Produktion von Raketen und die Deckung seiner Stellvertr­eter in der Region ausweiten.

Die vom Iran unterstütz­te militante Gruppe Hisbollah hat seit dem Ausbruch des Krieges im Gazastreif­en häu g die Nordgrenze Israels zum Libanon beschossen. Irans Stellvertr­eter im Jemen, die Houthis, haben ebenfalls Schi e westlicher und israelisch­er Reedereien im Roten Meer sabotiert.

Die EU könnte auch den rechtlich schwierige­ren Prozess in Angri nehmen, das Korps der Islamische­n Revolution­sgarden (IRGC) auf die schwarze Liste der terroristi­schen Organisati­onen zu setzen.

Der Block bewegt sich langsamer als andere westliche Partner, wobei die USA und das Vereinigte Königreich am Donnerstag weitere Sanktionen gegen den Iran koordinier­ten.

"Die Sanktionen haben keine unmittelba­re Wirkung", räumte Michel ein, "aber wir wollen ein Signal an den Iran senden, dass wir dieses Verhalten nicht akzeptiere­n.

"Dieses Verhalten ist eine Bedrohung für die Stabilität in der Region (...) Aber es ist auch eine Bedrohung für uns. Wir sehen, wie der Iran Stellvertr­eter wie die Houthis einsetzt und damit die Sicherheit im Seeverkehr gefährdet", fuhr er fort, "und das hat Auswirkung­en auf internatio­naler Ebene, auch in Bezug auf die Lieferkett­en."

 ?? ?? Präsident des Europäisch­en Rates Charles Michel
Präsident des Europäisch­en Rates Charles Michel

Newspapers in German

Newspapers from France