Ein klassischer Sozi
Candidat social-démocrate à la chancellerie, Martin Schulz a le vent en poupe
Martin Schulz sera le candidat du SPD à la chancellerie face à Angela Merkel. Son entrée dans la campagne électorale a été acclamée au sein du parti, auquel elle a déjà fait regagner six points dans les sondages. Sigmar Gabriel cède la place à ce social-démocrate pragmatique, fervent défenseur de l’Europe, qui n’a pas encore développé le détail de son programme...
Martin Schulz ist in seinen Reden oft am stärksten, wenn er schimpft. Im rheinischen Singsang wirkt auch das fast fröhlich. Wenn Schulz mault, klingt es leiden schaftlich und mobilisierend, nicht be- 1. die Rede le discours / schimpfen pester, fulminer / der rheinische Singsang l’accent rhénan chantant / fröhlich wirken paraître joyeux / maulen rouspéter / es klingt(a,u) … cela semble … / leiden schaf tlich passionné / bedrohlich menaçant / drohlich. Das ist vielleicht der auffälligste Unterschied zu Noch-Parteichef Sigmar Gabriel in Sachen Außenwirkung.
2. In seiner ersten Rede als offizieller Kanzlerkandidat der SPD hat sich Schulz am Sonntag
auffällig marquant / in Sachen … en matière de … / die Außenwirkung l’image extérieure. 2. die SPD = die Sozialde mokrati sche Partei Deutschlands le Parti social-démocrate d’Allemagne / die Nörgler an seiner Biografie zur Brust genommen: „Was wurde mir nicht alles vorgeworfen? Dass ich kein Abitur habe, nie studierte und dass ich aus der Provinz komme“, ruft der SPD-Politiker in die vollbesetzte Berliner Parteizentrale. All diese Dinge sehe er aber nicht als Makel für der Nörgler an celui qui trouve à redire à / sich jdn zur Brust nehmen en découdre avec qqn / jdm etw vor-werfen(a,o,i) reprocher qqch à qqn / das Abitur le bac / rufen(ie,u) crier / vollbesetzt comble / der Makel(-) la tache, la tare /
den Wahlkampf, die würden ihn vielmehr verbinden mit den meisten Menschen im Land.
„ICH WEISS, WAS ES BEDEUTET, WENN MAN VOM WEG ABKOMMT“
3. Genüsslich formuliert Schulz den folgenden Satz: „Nach meinem Verständnis muss ein Bundeskanzler für die Alltagssorgen, für die Hoffnungen wie für die Ängste aller Menschen nicht nur Verständnis, sondern tiefe Empathie empfinden. Sonst ist er oder sie fehl am Platz.“Und die SPD jubelt ihm so laut zu, als habe er gerade den Wahlsieg über Angela Merkel verkündet.
4. Schulz, das wird in seiner eineinhalb stünd igen Rede schnell klar, will sich in d iesem Wahlkampf als Alternative zum Politestab lishment aus Berlin-Mitte verkaufen. Als Gegenpol zu den Juriste nundPolitikwis sens ch aftlern,dieim Reichstags v ier tel arbeiteten, dortihrenF la t White schlürften und auf das Leben in der vermeintlichen Filterkaffee-Provinz herabblickten. Die Politikmacher also, die das Gefühl für das wahre Leben verloren hätten. Dieses Klischee haben jedenfalls viele Menschen – und daher macht Martin Schulz jetzt seine Biografie zum Feature.
5. Er hat nie eine Universität von innen gesehen, aber eine Lehre zum Buchhändler absolviert, er saß nie im Bundestag, er war viele Jahre Bürgermeister im kleinen Würselen bei Aachen, machte dann Karriere im Europaparlament, mischte also kräftig mit im sogenannten Establishment. Aber eben nicht in Deutschland, wo man Europapolitiker bis vor wenigen Jahren sowieso noch belächelte. 6. Offen spricht der 61-Jährige über seine Alkoholsucht, die ihn vor seiner politischen Karriere als junger Mann kurzzeitig aus der Bahn warf. „Ich weiß, was es bedeutet, wenn man vom Weg abkommt“, sagt Schulz: „Ich weiß auch, wie gut es sich anfühlt, wenn einen die Familie und Freunde auffangen und man eine zweite Chance bekommt.“So was lieben sie bei den Genossen.
7. So wie sie Martin Schulz lieben, im Moment jedenfalls. Seit ihn der umstrittene Vizekanzler Sigmar Gabriel vor genau fünfeinhalb Tagen zum Kanzler kand idaten vorgeschlagen hat und seinen Rückzug vom Parteivorsitz verkündete, scheint es, als sei die SPD wie neu geboren.
8. Die Parteizentrale ist auch schon eingestellt auf die Personalie: „Zeit für Gerechtigkeit. Zeit für Martin Schulz“steht auf einem Großplakat mit dem lächelnden Konferfei des bisherigen Euro papolitikers, das von der Spitze des WillyBrandt-Hauses in der Wintersonne weht. Drinnen wird der Hoffnungsträger der SPD beklatscht, bevor er nur ein Wort gesprochen hat. Und sie applaudieren ihm noch zu, als er schon längst von der Bühne abgetreten ist. „Martin, du geile Sau“, schreit ein besonders engagierter junger Mann.
ANSTIEG DER SPD IN UMFRAGEN
9. Schulz nimmt die Stimmung allzu gern auf, er reitet die Euphoriewelle geradezu: Er winkt seinen Anhängern zu, er strahlt über beide Wangen, rollt fröhlich die Augen, und reckt beide Daumen nach oben, wenn eine Kamera auf ihn zielt.
10. Denn das ist sein zweites Credo für diesen Wahlkampf: maximale Motivation. Bisher läuft es gut. Die SPD ist in den Umfragen gestiegen, die Bürger halten ihn für genauso kanzlerfähig wie Angela Merkel, und mehr als 1300 Menschen sind in den vergangenen Tagen in die Partei eingetreten.
11. In der allgemeinen Euphorie über den Aufbruchgeist sehen die Genossen nur zu gern darüber hinweg, dass die groß angekündigte programmatische Rede nicht allzu viel Neues enthält. Sie ist vielmehr ein Rundumschlag mit sozial de mokratis ch en Allzweckwaffen, bekannt aus früheren Wahlkämpfen. So spricht Schulz vom Aufstieg durch Bildung, von fairer Bezah- lung, und er mahnt eine gerechte Steuer verteilung an. Außerdem wiederholt Schulz sein ebenfalls schon länger bekanntes Credo, wonach er sich einsetzen wolle für die hart arbeitenden Menschen, die sich an die Regeln halten und nicht verstünden, warum beispielsweise ein Unternehmen wie Starbucks keine Steuern zahle.
12. Angela Merkel wird kritisiert, aber nur indirekt: In diesen schwierigen politischen Zeiten sei das „taktische Auf-Sicht-Fahren und Herumlavieren“einfach zu wenig, sagt Schulz.
13. In der Frage der inneren Sicherheit zitiert er den Hamburger Ersten Bürgermeister Olaf Scholz, der manchem Genossen schon als Hardliner gilt. Scholz habe einmal gesagt: „Ich bin liberal, aber nicht blöd.“Es gehe also um Offenheit für Menschen, die vor Verfolgung flöhen, doch wer das deutsche Grundgesetz nicht achte, oder straffällig werde, gegen den werde man mit der Härte des Gesetzes vorgehen. Schulz betont außerdem, er wolle Anwalt sein für die, die durch „Alltagsk ri mina lität,W oh nung sein brü ch eund Vandalismus“verunsichert seien – eine potenzielle AfD-Klientel also.
14. Ob sich Schulz beispielsweise eine Begrenzung der Zuwanderung wünscht, für den Fall, dass die Flüchtling szahlen wieder steigen, hätte man gern gewusst, oder ob er, wie Gabriel, einen „Kontroll verlust“bei Angela Merkel in der Flüchtlings frage konstatiert. Doch der designierte Kanzlerkandidat legt sich hier noch nicht fest. Auchzu mE inw an der ungsdekretd es USPräsidenten Don al dT rump,dasso vie le entsetzt hat, sagt er wenig. Es fällt nur ein allgemeines Urteil: Trump begehe Tabubrüche. Zur Situation in der Türkei und über Russland lässt er sich nicht ein.
SCHWERER TAG FÜR GABRIEL
15. Für den scheidenden SPD-Chef Sigmar Gabriel muss dieser Tag schwer gewesen sein. Die letztenM on atewar en st ra paz ier endfür Gabriel undSchulz,we il Gabriel sol ange nicht sagte, was er wollte. Und es muss Gabriel schmerzen, dass die Partei jubelt, wenn sein Nachfolger ruft: „Überall ist sie zu spüren, die Auf br uchstimmu ng.“Denn die hat ja mit Schulz zu tun, und die SPD tut gerade so, als sei sie von einer schweren, schweren Last befreit: Gabriel. Alles andere wirkt da erst mal zweitrangig. Auch die Inhalte.