DIE 253 MILLIARDEN, DIE MERKEL UND DRAGHI VERBINDEN
Les 253 milliards qui lient Merkel et Draghi
Cela fait trois ans de suite que l’Allemagne enregistre des records d’exportations. Un excédent commercial qui va vraisemblablement renforcer les critiques des partenaires commerciaux, du FMI et de Trump envers la politique économique allemande. Un absent notable parmi les détracteurs de la politique de Merkel : le président de la BCE, Mario Draghi. Et pour cause...
Öffentlich ist Angela Merkel noch nie ein böses Wort über Mario Draghi über die Lippen gekommen. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) wiederum hat die Bundeskanzlerin auf großer Bühne noch nie kritisiert. Daran wird sich nichts ändern.
2. Im Gegenteil: Gerade weil die Zwänge so groß sind – Griechenland-Krise, Wahlkampf in Europa und ein durch die neue Trump-Administration angefachter, wachsender Protektionismus in Amerika –, dürften die Kanzlerin und der Euro-Hüter diesmal vor allem die Gemeinsamkeiten betonen. 3. Zumal beide angesichts des wachsenden Drucks noch mehr aufeinander angewiesen sind als bisher schon: Draghi, weil er die stillschweigende Unterstützung der Kanzlerin für seine gewagte ultralockere Geldpolitik braucht. Und Merkel, weil sie einen weiteren Kritiker am deutschen Exportmodell derzeit besonders wenig gebrauchen kann.
DEUTSCHER EXPORTÜBERSCHUSS ERNTET WELTWEIT KRITIK
4. Dabei hätte der EZB-Chef heute ganz besonders leicht die Möglichkeit, einen Punkt zu machen: Immerhin hat der deutsche Export, das zeigen die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes, 2016 das dritte Rekordjahr in Folge verzeichnet. Die Exportstärke der deutschen Wirtschaft wird von Handelspartnern, Ökonomen und Institutionen wie beispielsweise dem Internationalen Währungsfonds (IWF) seit Jahren kritisiert. Sie werfen Deutschland vor, zu viel aus- und zu wenig einzuführen, zulasten der eigenen Handelspartner – und empfehlen als Lösung mehr Konsum, mehr Investitionen, höhere Löhne.
5. Der neue US-Präsident Donald Trump und seine Berater haben sich zuletzt nicht ganz so
elegant ausgedrückt. Sie werfen Deutschland vor, den Euro zu eigenen Gunsten zu manipulieren und die Handelspartner auf diese Weise auszubeuten.
DER EURO IST STARK UNTERBEWERTET
6. Die starken Exportzahlen – insgesamt hat Deutschland im vergangenen Jahr Waren im Wert von 1,2 Billionen Euro ausgeführt und deutlich weniger, nämlich 955 Milliarden Euro eingeführt – dürften Trump in seinem Vorurteil bestätigen. Schließlich hat sich der deutsche Außenhandelsüberschuss seit der Jahrtausendwende auf 253 Milliarden Euro mehr als vervierfacht.
7. An dem wichtigsten Kritikpunkt – der deutlichen Unterbewertung des Euro – ist Draghi indes alles andere als unschuldig. In den vergangenen zwei Jahren hat die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar einen Kursrückgang von rund einem Fünftel verbucht. Auf Werte zwischen neun und 25 Prozent beziffert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das Ausmaß der Unterbewertung, je nachdem, welchen Maßstab man bei der Berechnung zugrunde legt.
8. Der Niedergang des Euro-Kurses liegt zu einem guten Teil auch an der ultralockeren Geldpolitik der EZB. Die Null- und teilweise sogar Minuszinsen, an denen Draghi seit Juli 2012 festhält, sind nicht attraktiv für Investoren. Die milliardenschweren Anleihekäufe, durch die die EZB Monat für Monat weite Teile der verfügbaren europäischen Staatsanleihen in ihre Bücher nimmt, belasten die Währung zusätzlich. Auf gut 6,5 Prozent beziffert die Bundesbank diesen Negativeffekt für den Kurs des Euro. Es ist aus Sicht der meisten europäischen Währungshüter eine willkommene Nebenwirkung bei dem Versuch, Wachstum und Inflation in der EuroZone wieder in Gang zu bringen.
9. Das schien zuletzt sogar gelungen zu sein. So vermeldete das Statistikamt Eurostat für das vergangene Jahr ein Wachstum von 1,7 Prozent, die Inflationsrate stieg auf 1,8 Prozent. Allerdings zogen die Preise ausgerechnet im historisch besonders inflationssensiblen Deutschland sprunghaft an. Zuletzt lag die deutsche Teuerungsrate bei 1,9 Prozent und damit knapp unter dem Zielwert der EZB von zwei Prozent.
DEUTSCHLAND VERLETZT EINE WICHTIGE GRENZE
10. Zwar ist für Ökonomen klar, dass Deutschland in den kommenden Jahren eine höhere Preissteigerungsrate als der Durchschnitt wird ertragen müssen, wenn Wachstum und Inflation in Europa dauerhaft in Schwung kommen sollen. Doch die Debatte darüber, wie viel geldpolitische Unterstützung angesichts steigender Preise tatsächlich noch nötig ist, dürfte sich im beginnenden Wahlkampf verschärfen.
11. „Die Lage ist nach wie vor zu fragil, als dass die EZB ihre ultralockere Geldpolitik einfach beenden könnte“, meint Holger Schmieding,
Chefökonom der Berenberg-Bank. „Es gibt große politische Risiken für den Euro-Raum, und Draghi wird genau deshalb vermutlich sehr vorsichtig damit sein, von seinem bisherigen Kurs abzuweichen.“
12. Eine offene Flanke bleibt für Merkel in der Debatte das exorbitante deutsche Exportplus. Die 253 Milliarden Euro entsprechen über acht Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. Deutschland verletzt damit eine wichtige europäische Stabilitätsgrenze. Die EU-Kommission stuft einen Wert von mehr als sechs Prozent als stabilitätsgefährdend für Europa ein. Bei einer längeren Abweichung droht sie mit einem Strafverfahren. Allerdings verstößt Deutschland bereits das fünfte Jahr in Folge gegen diese Grenze – ohne dass dies bisher Konsequenzen gehabt hätte.
13. Sowohl Merkel als auch Draghi werden daher vermutlich alles tun, um Kritik, wenn überhaupt, möglichst sachte anzubringen. Schließlich steht für beide viel auf dem Spiel.
Sowohl Merkel als auch Draghi werden vermutlich alles tun, um Kritik möglichst sachte anzubringen.