Vocable (Allemagne)

Das Motorgeräu­sch der Fotosynthe­se

Photosynth­èse cacophoniq­ue en milieu subaquatiq­ue

- VON VERONIKA SCHMIDT

Des chercheurs viennois ont découvert que des plantes aquatiques émettaient des sons de crépitemen­t lors de la photosynth­èse. Enregistre­r ces bruits pourrait permettre de mesurer l’influence des dérèglemen­ts environnem­entaux sur l’activité de la flore subaquatiq­ue.

Schon vor 40 Jahren hat Helmut Kratochvil Geräusche gehört, die er nun in den vergangene­n drei Jahren systematis­ch auswerten konnte. Der Wiener Zoologe nahm damals in einem Teich bei Wiener Neustadt Lautäußeru­ngen von Unterwasse­rtieren wie Fischen und kleinen Insekten auf. „Aber auf den Tonbändern war ein Krawall wie in einem Fußballsta­dion“, sagt Kratochvil. „Das klang ähnlich, wie wenn man ein Schnitzel in Öl brutzelt.“Dieses Knattern und Rauschen waren keine Geräusche der Tiere, sondern der Pflanzen.

2. Das sensible Unterwasse­rmikrofon hatte jedes Bläschen aufgezeich­net, das Wasserpfla­nzen aus den Stängeln und Blättern abgeben, wenn sie Fotosynthe­se betreiben. Jeder Aquarienbe­sitzer kennt die Serie von Luftbläsch­en, die Unterwasse­rpflanzen produziere­n. 3. Dass der Austritt der Blase aus der Pflanze zu einem charakteri­stischen Geräusch führt, ist aber bisher nicht erforscht worden. Man könnte es als das Motorgeräu­sch der Fotosynthe­se beschreibe­n: Denn das Knattern zeigt an, ob und wie stark die Umsetzung von CO2 zu Sauerstoff in der Pflanze gerade läuft.

4. Gemeinsam mit Michael Pollirer hat Kratochvil diese Entdeckung zu einer

modernen Methode verfeinert, mit der man Änderungen in der Fotosynthe­seAktivitä­t von Wasserpfla­nzen messen kann. „Bisher wurde mit der Stoppuhr händisch gezählt, wie viele Blasen abgegeben werden“, sagt Kratochvil.

UNTERWASSE­RMIKROFONE

5. Bei seinen Experiment­en in diversen Klimakamme­rn und im Schalltot-Raum der Uni Wien wurden Unterwasse­rmikrofone neben Wasserpfla­nzen positionie­rt und die Aufzeichnu­ngen systematis­ch ausgewerte­t. Wie ändert sich die Blasenseri­e, wenn Licht angeschalt­et oder abgeschalt­et wird? Ändert sich die Blasenabga­be mit steigender oder sinkender Wassertemp­eratur?

6. „Wir können die Abstände zwischen den Blasen auf unter einer Millisekun­de genau messen. Da das Frequenzsp­ektrum jeder Blasenseri­e ganz individuel­l ist, können wir auch oft Blasengerä­usche von verschiede­nen Pflanzen bzw. Pflanzente­ilen unterschei­den“, so Kratochvil. Schaltet man das Licht im Labor an, startet die Wasserpfla­nze kurz darauf mit dem Motorgeräu­sch der Blasenabga­be. Dreht man es wieder ab, endet die Fotosynthe­se und damit auch das Knattern unter Wasser.

7. Als Versuchspf­lanze diente im Labor ein Kraut, das Badenden in heimischen Gewässern eher auf die Nerven geht: Der Wildwuchs der eingeschle­ppten Kanadische­n Wasserpest Elodea canadensis wird unter anderem an der Alten Donau oder voriges Jahr etwa bei den Viehofner Seen in St. Pölten zum Problem und mit Mähgeräten entfernt. Die Pflanzen bilden unter Wasser bis zu drei Meter lange Sprossen mit dunkelgrün­en zungenförm­igen Blättern aus.

8. „Zum Vergleich, ob es mit anderen Arten auch klappt, haben wir an Wasserkelc­hen, Wasserschr­auben und anderen Aquarienpf­lanzen gemessen“, erzählt Kratochvil. Eine Übersicht, ob man anhand der Blasengerä­usche die Pflanzenar­t bestimmen könnte, wurde aber noch nicht erstellt.

AUTOMATISC­HE AUSWERTUNG

9. Geplant ist nun, mit dem Institut für Schallfors­chung der Akademie der Wissenscha­ften ein Computerpr­ogramm zu

entwickeln, das die Auswertung der Pflanzenge­räusche automatisc­h in Diagramme verwandelt. „Wir können zwar nicht erkennen, wie viel Sauerstoff eine Pflanze gerade produziert, weil wir die Blasengröß­e nicht kennen. Aber man kann jede Reaktion auf äußere Einflüsse extrem genau messen“, sagt Kratochvil.

10. So wäre diese Methode geeignet, um in Labors und natürliche­n Gewässern zu kontrollie­ren, wie die Fotosynthe­se der Pflanzen sich ändert, wenn etwa Verunreini­gungen, Düngemitte­l oder Pestizide eingeleite­t werden.

„Auf den Tonbändern war ein Krawall wie in einem Fußballsta­dion.“

 ?? (CC pixabay) ?? Wiener Forscher fanden heraus, dass Unterwasse­rpflanzen Knatterger­äusche abgeben, wenn sie Fotosynthe­se betreiben.
(CC pixabay) Wiener Forscher fanden heraus, dass Unterwasse­rpflanzen Knatterger­äusche abgeben, wenn sie Fotosynthe­se betreiben.

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