„DIE LEUTE HIER UMARMEN SICH MEHR ALS SONST IRGENDWO“
“Les gens d’ici s’enlacent plus que nulle part ailleurs”
Elodie Fontaine, professeur d’allemand en France, nous parle de son été à Düsseldorf. Entre l’incontournable vieille ville et le quartier moderne de Medienhafen, elle apprécie la chaleur des habitants et le goût si particulier de l’emblématique Altbier. Laissez-vous séduire par les charmes du « Petit Paris » sur le Rhin.
Rheinische Post: Frau Fontaine, was hat Ihnen als Touristin in Düsseldorf am besten gefallen? Elodie Fontaine: Die Altstadt fand ich toll und die Jugendstilhäuser in Oberkassel, denn ich mag historische Gebäude sehr. Und ich muss sagen, die Leute hier in Düsseldorf sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Ich laufe den ganzen Tag mit dem Reiseführer herum, und die Leute kommen spontan zu mir und fragen, ob sie helfen können. Das finde ich wirklich toll.
2. RP: Sie leben in Frankreich und hätten ihre Sommerferien an der Côte d’Azur verbringen können oder in der Bretagne. Stattdessen haben Sie jetzt drei Wochen am Rhein verbracht. Warum gerade Düsseldorf? Fontaine: Deutschland kenne ich insgesamt sehr gut, aber in Düsseldorf war ich noch nie. Deshalb habe ich mich dafür entschieden. Außerdem wollte ich unbedingt etwas Sinnvolles
machen und Flüchtlingen helfen. Deutschland macht unheimlich viel zu ihrer Unterstützung. In Frankreich merkt man davon kaum etwas. Das finde ich sehr schade. Als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache war es für mich naheliegend, in Düsseldorf ehrenamtlich Deutschunterricht zu geben.
3. RP: Und hat das geklappt? Fontaine: Ja, ich habe mich schon zuvor im Internet informiert und als ehrenamtliche Lehrerin beworben. Und dann habe ich drei Wochen lang bei „Bilk ist bunt“im Bürgerhaus Bilk und in Derendorf an der Rossstraße Deutsch unterrichtet – hauptsächlich für Flüchtlinge aus dem Irak.
4. RP: Ist Ihnen irgendwas an den Düsseldorfern aufgefallen, das Sie so in anderen Bundesländern nicht gesehen haben? Etwas, das für Sie „typisch Düsseldorf” ist? Fontaine: Die Leute umarmen sich hier mehr als sonst irgendwo in Deutschland. Das ist mir aufgefallen. Die Düsseldorfer sind ungewöhnlich herzlich. Und als ich ankam, war hier gerade das Frankreich-Fest. Es hat mich sehr überrascht und gefreut, dass Düsseldorf so frankreichorientiert ist.
5. RP: Vor allem in Bayern haben Sie in den vergangen Jahren viel Zeit verbracht. Was ist denn der größte Unterschied zwischen den Bayern und den Rheinländern? Fontaine: Die Bayern sind sehr traditionsverbunden und sie sprechen einen sehr starken Dialekt, den ich – auch als Deutschlehrerin –
jdm fällt(ie,a) etw auf qqn remarque qqch / ungewöhnlich inhabituellement / herzlich cordial / an-kommen arriver / jdn überraschen surprendre qqn / jdn freuen réjouir qqn.
5. der Rheinländer le Rhénan / traditionsverbunden sein être attaché aux traditions /
überhaupt nicht verstehe. Das Problem hatte ich in Düsseldorf nie. Dafür gefallen mir die Altstädte in Bayern sehr gut.
6. RP: Es gibt einen alten Wettkampf zwischen Düsseldorf und Köln darum, welche die bessere Stadt ist. Was würden Sie sagen? Fontaine: Dafür war ich zu kurz in Köln. Ich mag die Atmosphäre dort sehr gerne. Am besten hat mir in Köln das Rheinufer gefallen. Dort saßen die Menschen draußen und haben die Sonne genossen. Aber welche Stadt besser ist, kann ich nicht sagen.
7. RP: Haben Sie Düsseldorfer oder rheinische Spezialitäten ausprobiert? Rheinischen Sauerbraten oder so etwas? Fontaine: Ich habe eine Bratwurst und rheinischen Apfelkuchen probiert. Vor allem der Kuchen hat mir unheimlich gut geschmeckt, den gibt es in Frankreich nicht. Für mich selbst koche ich in Deutschland am liebsten Spätzle, die gibt es auch nur hier. 8. RP: Gibt es noch andere Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland, die für Sie im Urlaub wichtig sind? Fontaine: Hier ist es für mich viel billiger zu leben als in Frankreich. Eine Pizza Margarita bekommt man hier schon für fünf, sechs Euro. In Frankreich kostet sie acht bis neun Euro. Eine Kugel Eis kostet dort zwei Euro, in Düsseldorf habe ich dafür die Hälfte bezahlt.
9. RP: Nach drei Wochen Urlaub in Düsseldorf, was würden Sie sagen, muss man hier gemacht haben? Fontaine: Ein Altbier trinken und zum Medienhafen gehen und die modernen Gebäude dort ansehen. Denn Düsseldorf ist zugleich alt und modern und diese Mischung macht die Stadt aus. Die Gehry-Bauten, das Dreischeibenhaus oder den Kö-Bogen, solche Sachen muss man hier gesehen haben.
10. RP: Wie hat Ihnen Altbier geschmeckt? Fontaine: Ich habe das Uerige probiert. Es war ein bisschen stark, aber gut. Es ist bitterer als das französische Bier. Aber ich trinke ohnehin nur Bier, wenn ich in Deutschland bin, es schmeckt hier einfach viel besser.