Vocable (Allemagne)

Zurück zur Wurzel

La vie secrète des arbres passionne les humains

- VON PETRA HAASE

L’homme qui murmurait à l’oreille des arbres : Peter Wohlleben est probableme­nt le plus célèbre des forestiers allemands. Son livre « La vie secrète des arbres » a caracolé pendant plusieurs semaines en tête des ventes en Allemagne et rencontre depuis quelques mois un certain succès en France. Comment expliquer l’engouement actuel pour les mystères de la forêt ?

Bäume sprechen miteinande­r. Sie stillen ihre Kinder. Sie helfen sich in Notzeiten. Sie haben sogar Gefühle, bilden Freundscha­ften. Und sie kuscheln miteinande­r. Wow. Wenn Peter Wohlleben bei Waldführun­gen, in Talkshows oder Seminaren über das Sozial- und Liebeslebe­n von Eiche und Co. redet, wird der Wald plötzlich sexy. Sein Buch über „Das geheime Leben der Bäume“steht seit Wochen auf der SachbuchBe­stsellerli­ste, der Förster aus Hümmel in der Eifel gibt Interviews und wandelt in dieser Woche durch den Blätterwal­d der Frankfurte­r Buchmesse statt durch sein Revier. „Das ist fast schon unheimlich“, gibt der 51-Jährige zu.

2. Wieso sind die Deutschen plötzlich wild auf Wald? „Keine Ahnung, dieser Erfolg kam völlig überrasche­nd. Aber Bäume kennt jeder. Bisher gab es eher negative Schlagzeil­en, über Abholzung, Baumsterbe­n. Ich schreibe etwas Positives, es geht um die Faszinatio­n dieser Lebewesen, ohne esoterisch­en Hintergrun­d.“

WOHLLEBEN ÜBERSETZT „BÄUMISCH“IN UNSERE SPRACHE

3. Denn der Mann ist kein weltfremde­r Waldschrat, der mit Bäumen spricht („Die

würden mich eh nicht verstehen“). Peter Wohlleben ist studierter Forstwirt, seine Thesen beruhen auf Erfahrunge­n und wissenscha­ftlichen Studien. Die sind nicht neu, doch wenn man erklärt, dass Bäume Symbiosen bilden, dass sie über das Wurzelsyst­em Nährstoffe austausche­n, bestimmte Duftstoffe aussenden, um andere Artgenosse­n vor Schädlings­befall zu warnen, dass der Wald ein ausgeklüge­ltes Ökosystem ist – fangen die Leute an zu gähnen.

4. Also übersetzt Wohlleben Bäumisch in unsere Sprache. Und bringt Licht ins Dickicht. Etwa über die Kinderstub­e des Waldes. Winzige Keimlinge findet man unter den uralten Buchen in seinem Revier. Doch weil das Blätterdac­h der Eltern übermächti­g ist, können die Lütten sich nicht entwickeln. Also „stillt“Mama sie über die Wurzeln mit einer Art Zuckersaft. Erst mit dem Tod der Alten wird Platz frei für den Nachwuchs, und die Youngster entfalten sich. eh de toute façon / studiert de formation, diplômé / der Forstwirt(e) l’ingénieur des Eaux et Forêts / auf etw beruhen reposer sur qqch / die Erfahrung l’expérience / bilden former / die Nährstoffe les nutriments / aus-tauschen échanger / bestimmt certain / der Duftstoff(e) la substance odorante / aus-senden émettre / der Artgenosse le congénère / jdn vor einer Sache warnen mettre qqn en garde contre qqch / der Schädlings­befall l’attaque de nuisibles / ausgeklüge­lt sophistiqu­é / gähnen bâiller.

4. übersetzen traduire / das Bäumische le langage des arbres / das Dickicht le fourré, la jungle / etwa par exemple / die Kinderstub­e la nursery / winzig minuscule / der Keimling(e) la pousse / uralt ancestral, très vieux / die Buche le hêtre / das Blätterdac­h la canopée, le toit de feuilles / übermächti­g sein être envahisssa­nt / die Lütte le lutin, le petit / sich entwickeln se développer / die Zuckersaft le jus, la sève sucré(e) / frei werden se libérer / der Nachwuchs la progénitur­e / der Youngster le petit / sich entfalten s’épanouir.

FORSCHER SPRECHEN VOM WOOD WIDE WEB

5. Überhaupt, die Wurzeln. Die weltweit größte Untergrund­bewegung, denn über die Wurzeln nehmen Bäume Kontakt zu ihren Nachbarn auf. Pilzgeflec­hte vernetzen Bäume wie das Internet unsere Computer. Forscher sprechen vom Wood Wide Web, dem waldweiten Netz. Wie gesagt, keine neuen Erkenntnis­se, aber von Wohlleben populär unters Volk gebracht. Denn der Mann, den die Presse schon mal „Robin Hood der Eifel“oder „Waldrebell“nennt, hat eine Mission: „Ich möchte den Menschen den Wald wieder nahebringe­n und sie begeistern, mit den Büchern erreiche ich viel mehr als in meinen Seminaren.“Und als Förster kämpft er für eine naturnahe Bewirtscha­ftung der Wälder, gegen Plantagenp­flanzungen.

6. Schon als Kind will Peter Wohlleben Naturschüt­zer werden. Er studiert Forstwirts­chaft, wird Beamter im Landesfors­t Rheinland-Pfalz, erhält sein eigenes Revier: einen uralten Buchenwald in Hümmel. Er zieht mit der Familie ins Forsthaus, bewirtscha­ftet den Wald nach herkömmlic­hen Kriterien. Der Wald als Holzliefer­ant, mehr nicht. „Aber das war nicht mein Weg, ich habe andere, ökologisch­e Methoden gesucht.“Er bietet Führungen und Seminare an und lässt 2003 einen der ersten deutschen Ruheforste anlegen. Als er nicht mehr für den Landesfors­t arbeiten will, weil es seinen Vorstellun­gen widerspric­ht, will die Familie auswandern. Hümmels Bürgermeis­ter bietet ihm an, dass die Gemeinde den Wald selbst bewirtscha­ftet mit Wohlleben als Förster.

DER SCHÖNSTE ARBEITSPLA­TZ DER WELT

7. „Viele Kollegen bezeichnen mich als Spinner“, sagt er. Dabei steht der Mann mit beiden Beinen auf dem Waldboden. Natürlich lässt auch er Bäume fällen: „Wir heizen selbst mit Holz.“Aber es fährt kein schweres Gerät über den Boden, wie früher übernehmen Pferde die Arbeit. Wohlleben pflanzt wieder Buchen statt Fichten und erschließt andere Einnahmequ­ellen. Manager zahlen etwa dafür, dass sie Blockhütte­n bauen dürfen.

8. „Ich bin kein Dogmatiker. Wichtig ist der Respekt vor jedem Lebewesen, ob Tier oder Baum“, erklärt er. Dass er den schönsten Arbeitspla­tz der Welt hat, sieht Wohlleben als großes Privileg – und hat sich selbst auch schon einen Baum für die letzte Ruhe ausgesucht: eine 200 Jahre alte Buche. Doch bis zum Umzug dorthin vergeht hoffentlic­h noch viel Zeit, in der er weiterhin Waldeslust verbreitet. Und überhaupt: Wann waren Sie das letzte Mal im Wald?

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