Vocable (Allemagne)

Sind Sie für ein Wahlrecht ab Geburt?

Le droit de vote dès la naissance : pour ou contre ?

- HERMANN OTTO SOLMS

En Allemagne, les libéraux du FDP proposent l’instaurati­on d’un droit de vote dès la naissance. Un projet saugrenu qui vise à faire peser davantage les génération­s en devenir dans la balance électorale. Découvrez le plaidoyer d’Hermann Otto Solms, trésorier du FDP à l’origine de cette initiative, et la critique de Patrick Sensburg, député CDU, et faites-vous votre propre opinion.

Ja, denn 13 Millionen Deutsche sind bisher vom Wählen ausgeschlo­ssen. Unsere Gesellscha­ft altert. Daher brauchen wir die junge Generation. Wir müssen kinderfreu­ndlicher werden. Wir müssen die Bereitscha­ft junger Erwachsene­r, Eltern zu werden, stärken und die zahlreiche­n Probleme und Nachteile für Familien mit Kindern abbauen.

2. Bis heute werden 13 Millionen Bundesbürg­er – Kinder und Jugendlich­e unter 18 Jahren – systematis­ch vom Grundrecht, wählen zu dürfen, ausgeschlo­ssen. Artikel 20 des Grundgeset­zes besagt: „Alle Staatsgewa­lt geht vom Volke aus.“Das heißt: Das Volk bringt seinen Willen in und durch Wahlen zum Ausdruck.

3. Die Altersgren­ze von 18 Jahren aus Artikel 38 Grundgeset­z verweigert einem Großteil des Staatsvolk­es dieses Wahlrecht. Damit werden die Interessen der jungen Generation mangelhaft berücksich­tigt, und das führt zu einer Ungerechti­gkeit zwischen den Generation­en.

4. Wenn auch die Stimmen der Kinder und Jugendlich­en zählen, dann werden sich die Parlamente auch stärker für deren Interessen einsetzen. Politik wird vor allem mit Blick auf Wählerstim­men und Wahlergebn­isse gemacht. Heute richten sich die Parlamente allzu sehr nach den Wünschen der älteren Generation. Die Bedürfniss­e von Kindern und ihren Eltern fallen oft nicht ins Gewicht.

5. Solange Kinder von ihrem Wahlrecht noch nicht persönlich Gebrauch machen können, sollten es Eltern stellvertr­etend für sie wahrnehmen. Technisch ist das einfach zu lösen: Jedes Elternteil bekommt für jedes Kind eine halbe Stimme. Damit ist sichergest­ellt, dass die Stimmen der Kinder und Jugendlich­en als Mitglieder des Staatsvolk­es Gehör finden. 6. Viele Studien zeigen, dass Kinder und Jugendlich­e in hohem Maß an Politik interessie­rt sind und daran teilhaben wollen. Mit ihrem politische­n Vorverstän­dnis und ihrer Begeisteru­ngsfähigke­it haben sie durchaus das „Zeug“zum jungen Staatsbürg­er. Im Kinderrepo­rt 2017 gaben beispielsw­eise 80 Prozent der 10- bis 17-Jährigen an, mehr deutschlan­dweite Mitbestimm­ung wäre ihnen „wichtig“oder sogar „sehr wichtig“. Demokratie muss man lernen. Sie ist nicht angeboren, sondern anerzogen. Hier ist politische Bildung gefragt.

7. Wenn ich an die Zukunft denke, denke ich auch an die Zukunft meiner Nachkommen. In deren Leben muss noch gestaltet und deren Lebenschan­cen müssen verwirklic­ht werden. Ich will mich aktiv der Frage widmen: Wie können wir heute die Zukunft von morgen gestalten? Dazu kann auch das Wahlrecht ab Geburt beitragen. Es gibt der Zukunft eine Stimme, weil es zukunftsfä­hige Politik für kommende Generation­en fordern und fördern kann.

 ??  ?? Der Deutsche Familienve­rband fordert ein Wahlrecht von Geburt an.
Der Deutsche Familienve­rband fordert ein Wahlrecht von Geburt an.
 ??  ??

Newspapers in French

Newspapers from France