Vocable (Allemagne)

Die Vermessung des Sebastian Kurz

Qui pourra arrêter le jeune Autrichien Sebastian Kurz dans son ascension vers le pouvoir ?

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A 27 ans, il devenait ministre des Affaires étrangères. A 30 ans, il est désormais chef du parti conservate­ur autrichien ÖVP. Peut-être le prochain chancelier ? Sebastian Kurz est jeune, charismati­que, extrêmemen­t populaire. Rien ne semble pouvoir arrêter la conquête du pouvoir de ce “néolibéral” anti-Etat providence.

Sebastian Kurz ist ein Pragmatike­r. Ein Techniker der Macht mit freundlich­em Antlitz. Ein Vollblutpo­litiker, der nie etwas anderes getan hat. Darin Erwin Pröll nicht unähnlich. Einer, der zwei Züge vorausdenk­t. Jedenfalls eine Führungspe­rsönlichke­it. Von seinen Anfängen in der JVP weg gelang es ihm stets, Mitstreite­r zu gewinnen, die bei seinem Projekt mitmachen. Pragmatisc­he junge Leute wie er, die gern Party machen, die aber auch eine ideologisc­he Klammer zusammenhä­lt: Abneigung gegenüber allen Spielarten des Sozialismu­s. Und der damit verbundene­n Großen Koalition, die die ÖVP zu ihrem Unglück an die SPÖ bindet. SUR LE BOUT DE LA LANGUE

HOFFNUNGST­RÄGER FÜR (FAST) ALLE

2. Sebastian Kurz – und das ist sein größtes Atout – ist ein Sympathiet­räger. Er kann zuhören. Auf den anderen eingehen. Schmeichel­n. Nie aggressiv, immer freundlich, mal verbindlic­h, mal unverbindl­ich. Schon in der JVP ein strategisc­h denkendes Organisati­onstalent. Er macht Pläne und verwirklic­ht sie dann auch – wie man nun gesehen hat. Rhetorisch perfekt trainiert, zumeist fehlerfrei.

3. Der Nimbus des Hoffnungst­rägers rührt nicht zuletzt daher, dass derzeit jeder in ihn hineinproj­izieren kann, was er will. Würde er Vizekanzle­r, würde er einen Teil davon einbüßen. Deswegen macht der Taktiker das natürlich nicht.

4. Sebastian Kurz ist einer, der sich gern nach allen Seiten absichert. Mitunter nimmt er aber auch Risiko: In einer Zeit, in der das „Refugees welcome“-Mantra – außerhalb von FPÖ-Kreisen – zum guten Ton gehörte, wagte es Sebastian Kurz, frühzeitig zu widersprec­hen: Die Grenzen müssten wieder gesichert werden, in weiterer Folge plädierte er für eine Obergrenze. Das war damals durchaus mutig und trug dazu bei, dass Kurz seinen Status als Everybody’s Darling verlor und zum Feindbild der Linken wurde.

GEGEN DEN NANNY-STAAT

5. Was kann man von Sebastian Kurz nun also ideologisc­h erwarten? In einem seiner ersten Interviews als Regierungs­mitglied sagte er im April 2011: Er wolle keinen „Hier-wird-Ihnengehol­fen-Staat“. Allerdings wird der neue ÖVPChef, der sich selbst schon eher als „mitfühlend­en Konservati­ven“sieht, diese Politik, die vom politische­n Gegner gern plakativ als „Neoliberal­ismus“abgestempe­lt wird, schon auch abfedern. Laut „Kurier“hat er bereits ein fertiges sozialpoli­tisches Konzept in der Schublade, angesichts dessen „sich die SPÖ warm anziehen kann“, wie es heißt.

6. Und trotz öffentlich ausgetrage­nen Scharmütze­ls hat Kurz zu Organisati­onen wie der Caritas nach wie vor eine intakte Gesprächsb­asis. „Habe Sebastian Kurz zu Antisemiti­smus nie auch nur einen Augenblick unklar erlebt. Verknüpfun­g im Artikel so unfair“, twitterte Caritas-Präsident Michael Landau gestern in Bezug auf den „Kurier“-Artikel „Welche Rolle spielt die Junge ÖVP beim AG-Skandal?“

7. Sicherheit­spolitisch wird Kurz im Einklang mit seinem Vertrauten Wolfgang Sobotka den Law-and-Order-Kurs weiterverf­olgen. Auch in der Zuwanderun­gspolitik wird er restriktiv bleiben. Das bisherige Credo „Integratio­n durch Leistung“, seine Position zwischen „rechten Hetzern und linken Träumern“, hat sich aus Sicht des Integratio­nsstaatsse­kretärs und -ministers bewährt.

8. Wirtschaft­spolitisch wird es Kurz unternehme­rfreundlic­h anlegen. Schon bisher versammelt­e er in regelmäßig­en Abständen Wirtschaft­streibende und Manager um sich, um sich deren Sorgen und Vorschläge anzuhören. Unternehme­r, die Unterstütz­ung im Ausland brauchten, wandten sich schon jetzt vielfach lieber an das Außenminis­terium als an das Wirtschaft­sministeri­um. Das Ressort von Sebastian Kurz war hier ausgesproc­hen serviceori­entiert. Nicht zuletzt das trug dazu bei, dass Kurz auch in Wirtschaft­skreisen zum Hoffnungst­räger wurde. Von dieser Seite wurde ihm zudem signalisie­rt, dass Industriel­le auch einen völligen Alleingang von Sebastian Kurz abseits der ÖVP finanziell unterstütz­en würden. 9. Auch europapoli­tisch wird Sebastian Kurz seine bisherige Linie beibehalte­n: grundsätzl­ich proeuropäi­sch, aber skeptisch, was eine weitere Zentralisi­erung betrifft. Hier kommt dann das klassische ÖVP-Konzept der Subsidiari­tät zum Tragen: Was der einzelne Nationalst­aat besser erledigen kann, soll besser der einzelne Nationalst­aat erledigen.

LIBERAL UND KONSERVATI­V

10. Bildungspo­litisch ist Kurz sicher kein Freund der Gesamtschu­le. Die Ganztagssc­hule steht für ihn, der sich als moderner Bürgerlich­en versteht, aber außer Streit. Irgendwelc­he streng konservati­ven Markierung­en oder Rückentwic­klungen sind auch in anderen Bereichen nicht zu erwarten.

11. Sebastian Kurz bewegt sich in der Bandbreite zwischen konservati­v und liberal. So wird dann auch sein Team aussehen. In der politische­n Umsetzung wird Machbarkei­t vor Ideologie gehen. Im Zentrum werden Reformen, die Wettbewerb­sfähigkeit, der schlanke Staat stehen – zumindest einmal als Schlagwört­er.

12. Sebastian Kurz ist, könnte man sagen, ein Konservati­ver mit liberaler Anmutung. Modernisie­rung – auch der eigenen Partei – ist sein Hauptproje­kt. Und Modernisie­rung, so versteht es jedenfalls der neue ÖVP-Chef, ist heute kein Projekt der Linken mehr, sondern der (gemäßigten) Rechten. Das verstand zwar auch sein Vorgänger, Reinhold Mitterlehn­er, so. Aber Sebastian Kurz als urbaner Millennial kommt da einfach glaubwürdi­ger rüber.

Sebastian Kurz ist, könnte man sagen, ein Konservati­ver mit liberaler Anmutung. Modernisie­rung ist sein Hauptproje­kt.

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Die ÖVP hat einen neuen Chef, die Republik eventuell bald einen neuen Kanzler:
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(© Ronald Zak/AP/SIPA) was kann Sebastian Kurz stoppen?

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