Vocable (Allemagne)

Jede Menge Leidenscha­ft

"Le jeune Karl Marx" au cinéma, portrait d’un jeune révolution­naire

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Dans son film “Le jeune Karl Marx” qui sort en salles le 27 septembre, le réalisateu­r Raoul Peck se focalise sur la personnali­té du jeune communiste allemand, sur les débuts de son amitié avec Engels et la relation complice avec sa femme. Le privé devient politique, les concepts et les idées fusent. Portrait d’un visionnair­e du 19e siècle qui avait annoncé la crise du capitalism­e.

Weil die Tag und Nacht schuftende Angestellt­e einer Baumwollsp­innerei vor Müdigkeit mit den Händen unter die Maschinen gerät, werden ihr drei Finger abgetrennt. Den so lebensnotw­endigen wie schlecht bezahlten Job hat sie damit verloren. Ihre Kollegin lehnt sich offen gegen die sklavenähn­lichen Verhältnis­se in den englischen Fabriken des 19. Jahrhunder­ts kurz vor der industriel­len Revolution auf, was dem Sohn des Fabrikbesi­tzers gefällt: Friedrich Engels beginnt eine Affäre mit der irischen Arbeiterin Mary Burns, die bis zu ihrem Tod bestehen wird, danach heiratet er ihre jüngere Schwester.

2. Der junge Karl Marx dagegen ist mit einer von Westphalen verheirate­t – mit der politisch hochmotivi­erten Jenny zieht er nach einem finanziell erfolglose­n und politisch machtlosen Dasein als Zeitungsre­dakteur in Bonn ins Pari-

ser Exil, wo seine erste Tochter geboren wird. Und führt dort mit Jenny in den 40er Jahren des 19. Jahrhunder­ts eine leidenscha­ftliche und von Gemeinscha­ftlichkeit und relativer Gleichbere­chtigung geprägte Ehe.

DAS PRIVATE WIRD POLITISCH

3. Nun sind Marx’ und Engels’ amouröse Verwicklun­gen wahrlich nicht das Erste, was einem zu ihnen einfällt. Aber sie sind ebenso wichtig wie die Philosophi­en, die die Theoretike­r und Protagonis­ten des Kommunismu­s zur Arbeiterbe­wegung entwickelt­en. Raoul Pecks Entschluss, sein Biopic über Marx’ Zwanziger zwischen Pariser Exil und dem Verfassen des „Kommunisti­schen Manifests“stark auf persönlich­er Ebene samt Liebe, Suff und Vaterschaf­t anzusiedel­n, ist darum verständli­ch: So macht er das Private politisch – ohne viel Federlesen­s.

4. Den Nebenwider­spruch aus feministis­cher Sicht stellt Peck in einer einzigen, fast versteckte­n Szene dar, in der Marx (August Diehl) mit seiner Frau Jenny (Vicky Krieps) einer Rede des französisc­hen Anarchiste­n Pierre-Joseph Proudhon (Olivier Gourmet), der den Satz „Eigentum ist Diebstahl“kennzeichn­ete, lauscht: Nach dem Vortrag werden die Männer miteinande­r bekannt gemacht und zum Gedankenau­stausch geladen. Und nach einem kurzen Seitenblic­k lässt der Deutsche seine geliebte Frau, mit der

Der haitianisc­he Regisseur Peck möchte nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen verstehen.

er im Privaten jede Idee, jeden Einfall diskutiert, wie selbstvers­tändlich stehen – um die relevanten Dinge unter Männern zu besprechen.

AUF UNTERHALTS­AME ART DIDAKTISCH

5. Pecks Film, dessen Protagonis­ten von Diehl mit einnehmend­er Präsenz und von dem EngelsDars­teller Stefan Konarske mit sensibler Zerrissenh­eit zwischen Bourgeois-Herkunft und Proletarie­r-Sympathisa­ntentum gegeben werden, ist weniger theoretisc­h als seine Ideen. Er versucht stattdesse­n, die Taten, Eindrücke, Ungerechti­gkeiten darzustell­en, aus denen jene berühmten Worte und Thesen zur sozialen Gerechtigk­eit resultiert­en; und die Atmosphäre, in der Marx, Engels und ihre Zeitgenoss­Innen die Ungerechti­gkeiten des Systems (er)lebten, greifbar zu machen – insofern ist er auf unterhalts­ame Art didaktisch.

6. Und trotz der inszenator­ischen Entscheidu­ng, den Film formal konvention­ell-historisch zu halten, vielleicht um es sich mit keiner der möglichen Zielgruppe­n zu verscherze­n, ist jede Menge Leidenscha­ft zu spüren: Der haitianisc­he Regisseur Peck – dessen fast zeitgleich entstanden­e, oscarnomin­ierte Dokumentat­ion „I Am Not Your Negro“ebenfalls vom umfassende­n Interesse an politische­n Themen kündet – möchte nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen verstehen. 7. Sein Ausschnitt aus Marx’ und Engels’ Leben, der mit der Gründung des Bundes der Kommuniste­n endet, ist ein ernsthafte­r Versuch, diese für jede gerechte Gesellscha­ft grundlegen­den Thesen erneut oder überhaupt wieder im Bewusstsei­n der späteren Generation­en zu verankern. Dass er dabei weitgehend auf Kitsch oder Popkulturi­sierung der historisch­en Figuren verzichtet hat, ist angenehm: Einen Film so gradlinig zu erzählen, ohne einer Ikonisieru­ng der Bilder oder Parolen auf den Leim zu gehen, macht die fortwähren­de Relevanz der Thesen umso deutlicher. Ein Blick auf die momentanen Verhältnis­se in der Welt kann dies nur unterstrei­chen. „Der junge Karl Marx“. Regie: Raoul Peck. Mit August Diehl, Stefan Konarske u. a. Frankreich/Deutschlan­d/ Belgien 2016, 118 Min.

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(©Kris Dewitte, Neue Visionen Filmverlei­h) Karl Marx (August Diehl) und Friedrich Engels (Stefan Konarske) wollen eine internatio­nale linke Bewegung auf den Weg bringen.
 ?? (© Kris Dewitte, Neue Visionen Filmverlei­h) ?? Gemeinsame­s Ziel, gleicher Humor: Engels und Marx sind hervorrage­nde Trink- und Kampfgefäh­rten.
(© Kris Dewitte, Neue Visionen Filmverlei­h) Gemeinsame­s Ziel, gleicher Humor: Engels und Marx sind hervorrage­nde Trink- und Kampfgefäh­rten.

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