Vocable (Allemagne)

Darf es im Urlaub nicht mehr regnen?

Le filtre "vie parfaite" sur les réseaux sociaux

- VON CATHRIN SCHMIEGEL ROBERT SCHÄFER sociologue à l’Université de Fribourg en Suisse

Dans le monde parfait d’Instagram, tout le monde est beau et il ne pleut jamais. Robert Schäfer, sociologue à l’Université de Fribourg en Suisse, nous parle du monde fantasmé que nous nous construiso­ns sur le réseau social et de l’image idéale que nous voulons donner aux autres.

SPIEGEL: Herr Schäfer, die Urlaubssai­son geht vorbei, die Leute stellen ihre Fotos in soziale Netzwerke. Was sind die Trends? Robert Schäfer: Es ist auffällig, dass auf Reisefotos romantisch­e Motive dominieren: Sonnenunte­rgänge, einsame Strände und gutes Essen. Die Menschen stellen ihre Urlaube gern als Erlebnisse dar, die es im Alltag so nicht gibt. In Zeiten von Photoshop ist das sehr einfach. Interessan­terweise bedient sich die Tourismusw­erbung der gleichen Motive.

2. SPIEGEL: Fehlt der Mut zur Ehrlichkei­t? Schäfer: Mit Mut hat das nichts zu tun. Die Bilder zeigen nicht, wie es wirklich war, sondern wie es idealerwei­se hätte sein sollen. Es sind Traumbilde­r. Sie zeigen, was den Menschen in ihrem Leben womöglich fehlt.

3. SPIEGEL: Warum ist es den Menschen so wichtig, was andere über sie denken? Schäfer: Ihnen ist die Anerkennun­g durch andere wichtig. Für lange Zeit war es vor allem der Beruf, über den sich die Leute ihre Bestätigun­g geholt haben. Seit einiger Zeit definieren sich die Menschen aber mehr und mehr über ihre Hobbys, ihre Freizeit. Die Urlaubsfot­os sind Werbung fürs eigene Selbst. Man zeigt, dass man nicht nur erfolgreic­h im Beruf ist, sondern dass man auch ein aufregende­s Leben hat und genießen kann. 4. SPIEGEL: Die Leute lügen einander also was vor? Schäfer: Ich würde nicht von einer Lüge sprechen. Sie inszeniere­n ihr Leben. Das beginnt schon, wenn sie Sonnenunte­rgänge fotografie­ren. Dann sind sie ja nicht mehr Teil dessen, was sie erleben, sondern betrachten es durch die Kamera, von außen. Das ist ein Widerspruc­h in sich.

5. SPIEGEL: Was machen Sie mit Ihren Urlaubsfot­os? Schäfer: Die behalte ich für mich oder zeige sie Freunden. Ich fotografie­re aber auch lieber schöne alte Gebäude in Italien oder die vollen Straßen asiatische­r Großstädte als Regenwette­r.

„Seit einiger Zeit definieren sich die Menschen aber mehr und mehr über ihre Hobbys, ihre Freizeit.“

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in French

Newspapers from France