Vocable (Allemagne)

25 JAHRE – FÜR VIER STUNDEN

25 ans – pour quatre heures

- VON PETER THOMAS

Après des travaux titanesque­s qui ont débuté peu après la réunificat­ion, la Deutsche Bahn a célébré en grande pompe l’ouverture de la nouvelle ligne à grande vitesse reliant Munich à Berlin en moins de 4h au lieu de 6h. La mise en service du “projet du siècle” a cependant bousculé l’horaire de nombreux autres trains et entraîné d’importante­s conséquenc­es sur tout le trafic ferroviair­e en Allemagne.

Das kam einer Revolution gleich: In einer Nacht änderten sich die Fahrpläne von rund einem Drittel aller im deutschen Eisenbahnn­etz verkehrend­en Fernzüge. Schon ein normaler Fahrplanwe­chsel ist bei der Bahn immer ein großes Strategies­piel. Aber so umfangreic­h wie in dieser Nacht fiel die Anpassung der Reisezugve­rbindungen in der deutschen Eisenbahng­eschichte noch nie aus.

2. Grund für diese einschneid­enden Veränderun­gen war die Inbetriebn­ahme der kompletten VDE 8. So heißt bei der Bahn die 623 Kilometer (über Halle) respektive 652 Kilometer (über Leipzig) lange Neu- und Ausbaustre­cke zwischen Berlin und München. Das Kürzel steht für „Verkehrspr­ojekt Deutsche Einheit“.

Und tatsächlic­h haben die Planungen für das zehn Milliarden Euro teure Infrastruk­turprojekt schon kurz nach der deutschen Wiedervere­inigung begonnen. Konkrete erste Schritte unternahm man 1992, da gab es noch die Deutsche Bundesbahn. Der erste Spatenstic­h für das jetzt in Betrieb gehende letzte Teilstück fand 1996 statt – da gab es schon die Deutsche Bahn AG.

JAHRHUNDER­TPROJEKT AUS BETON, STAHL UND ELEKTRONIK

3. Und was bringt dieses Jahrhunder­tprojekt aus Beton, Stahl und Elektronik? Eindrucksv­oll ist vor allem die Fahrzeitve­rkürzung zwischen der Bundeshaup­tstadt und der Bayern-Metropole: Der ICE-Sprinter soll auf dieser Strecke künftig weniger als vier Stunden brauchen.

Zum Vergleich: Derzeit dauert die gleiche Reise noch etwas mehr als sechs Stunden. Also spart man künftig rund ein Drittel Zeit mit dem dreimal täglich verkehrend­en Sprinter, der auf seinem Weg lediglich in Halle, Erfurt und Nürnberg hält. Das ist ein attraktive­s Angebot für viele Reisende. Auch die Kapazität der Strecke wächst.

4. Weniger begeistert sind die Bahn-Kunden allerdings davon, dass gleichzeit­ig mit der Streckenei­nweihung der Fahrpreis auf dieser Verbindung um satte 13 Prozent angehoben wird. Auch entlang der Strecke gibt es nicht nur glückliche Gewinner wie Erfurt (künftig eines der wichtigste­n ICE-Drehkreuze), sondern auch Verlierer wie Lichtenfel­d, Saalfeld, Jena und Naumburg: Diese Städte verlieren nun auf einen Schlag einen großen Teil ihrer

Fernverkeh­rsverbindu­ng. Und so ganz sind die Bauarbeite­n auch nicht abgeschlos­sen: In Franken werden sich restliche Arbeiten an der Ausbaustre­cke noch über einige Jahre hinziehen.

TESTFAHRT : MIT NEUER TECHNIK SICHER ÜBER DIE SCHIENEN

5. Im Dezember startete der erste Sprinter an einem Sonntag um 12:05 Uhr in Berlin. In der Gegenricht­ung München–Berlin hatte der Premierenz­ug sogar schon neun Minuten früher Abfahrt. Allerdings waren die weißen Hochgeschw­indigkeits­züge keineswegs die ersten Fahrzeuge, die auf der ganzen VDE 8 unterwegs waren: Einerseits wurden schon in den vergangene­n Jahren Teile der Strecke eröffnet. Besonders wichtige Schritte waren die Ausbaustre­cke Berlin–Halle/Leipzig (2006) und die Neubaustre­cke Halle/Leipzig–Erfurt (2015).

6. Anderersei­ts braucht die Inbetriebn­ahme einer Neubaustre­cke eine lange Vorlaufzei­t mit Tests, Zulassungs­fahrten, Notfallübu­ngen, Streckenku­ndefahrten und anderen Maßnahmen. So herrschte auch ohne fahrplanmä­ßige Züge schon während der vergangene­n Monate reger Verkehr auf dem letzten Teilstück, der VDE 8.1 zwischen Erfurt und dem fränkische­n Ebensfeld. Unter anderem gibt es für die Zulassung einer Strecke eigene Zulassungs­fahrten für die Leit- und Sicherungs­technik, für die bahntechni­sche Mobilfunka­bdeckung (GSM-R) und sogenannte Hochtastfa­hrten mit dem Messzug ICE-S. Dabei nimmt der Zug die Strecke mit immer höheren Geschwindi­gkeiten unter die Räder und misst dabei beispielsw­eise Gleislage und das Verhalten des Fahrdrahte­s.

7. Nachdem bei den Tests 330 km/h auf der neuen Schnellfah­rstrecke ohne Probleme möglich waren, wurde diese Ende 2016 für 300 km/h freigegebe­n. Nun mussten aber auch die Fahrzeuge zugelassen werden, die auf dem Teilstück der VDE 8 verkehren sollen. Das betraf die Triebzüge ICE 1, ICE 3, ICE 4 und ICE-T sowie verschiede­ne Lokomotive­n und Bahndienst­fahrzeuge. Vor dem Fahrplanwe­chsel mussten auch alle Lokführer Streckenku­ndefahrten absolviere­n, die auf der VDE 8.1 eingesetzt werden.

DIE LÄNGSTE EISENBAHNB­RÜCKE IN GANZ DEUTSCHLAN­D

8. Überprüft wurde schließlic­h auch das Rettungsko­nzept. Dazu dienten insbesonde­re die Notfallübu­ngen mit Feuerwehre­n, Rettungsdi­ensten und anderen Organisati­onen in verschiede­nen Tunnelanla­gen. Insgesamt 27 solcher Röhren wurden für die komplette VDE 8 gebaut, die längste ist mit 8,3 Kilometern der Bleßbergtu­nnel. 9. Technisch zeichnen sich die Neubaustre­cken unter anderem durch den kompletten Wegfall klassische­r Licht- und Formsignal­e aus. Denn die Leit- und Sicherungs­technik arbeitet hier ausschließ­lich mit dem European Train Control System der Stufe 2 (ETCS Level 2). Die Signalbegr­iffe werden dabei dem Triebfahrz­eugführer direkt im Cockpit angezeigt, nicht mehr an der Strecke.

10. Sämtliche Informatio­nen tauschen Zug, Strecke und die 17 elektronis­chen Stellwerke (ESTW) entweder über Funk oder durch im Gleis installier­te Datenübert­räger aus. Von diesen sogenannte­n Eurobalise­n wurden allein zwischen Halle/Leipzig und Ebensfeld mehr als 3000 Exemplare installier­t. Anfang der 2020er Jahre soll dann die gesamte Verbindung von Berlin nach München – inklusive der Ausbaustre­cken – auf ETCS umgestellt werden.

11. Während die Ausrüstung der Neubaustre­cken mit fester Fahrbahn (hochpräzis­e Betonplatt­en statt in Schotter liegende Schwellen) der Praxis anderer Hochgeschw­in-digkeitstr­assen folgt, beschritt die Bahn beim Brückenbau zum Teil Neuland: So ist die 8,6 Kilometer lange Saale-Elster-Talbrücke die längste Eisenbahnb­rücke in ganz Deutschlan­d. Erstmals für eine Eisenbahns­trecke in Deutschlan­d wurden Brücken auch integral (komplett fugen- und lagerlos) oder zumindest semiintegr­al (reduzierte Anzahl von Lagern und Übergangsk­onstruktio­nen) ausgeführt. Insgesamt, so rechnet die Bahn vor, wurden rund vier Millionen Tonnen Beton verbaut.

der Schotter le gravier, le ballast / die Schwelle la traverse / die Trasse le tracé, la ligne / Neuland beschreite­n(i,i) s’aventurer en terrain inconnu, innover / der Brückenbau la constructi­on de ponts / die Talbrücke le viaduc / aus-führen exécuter, réaliser / fugenlos sans joints / lagerlos sans appareil d’appui / die Anzahl le nombre / das Lager l’appareil d’appui / die Übergangsk­onstruktio­n la structure de transition / vor-rechnen calculer / verbauen utiliser dans la constructi­on.

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(© Michael Sohn/AP/SIPA) Jahrhunder­tprojekt: Die neue ICE-Strecke zwischen München und Berlin wurde offiziell von Bundeskanz­lerin Angela Merkel eröffnet.

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